Eine Currywurst pro Monat?

Nur noch zehn Gramm Fleisch pro Tag? Deutsche Ernährungsgesellschaft will neue Empfehlung

Stefan Besner

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

1.6.2023, 19:14 Uhr
Die neuen Empfehlungen sollen noch in diesem Jahr in die neue Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir einfließen.

© IMAGO/Rüdiger Wölk Die neuen Empfehlungen sollen noch in diesem Jahr in die neue Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir einfließen.

Die Deutschen essen zu viel Fleisch. Das befeuert nicht nur den Klimawandel, sondern erhöht laut "AOK" auch noch signifikant das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebsarten, vor allem Darmkrebs. Vor diesem Hintergrund plant die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) neue Richtlinien für ihre Essens-Empfehlungen, wie die "Bild" in Bezug auf ein "internes Dokument" berichtet: 10 Gramm Fleisch pro Tag pro Kopf - das soll in Zukunft die neue Höchstgrenze sein.

Durchschnittlich 52 Kilogramm Fleisch im Jahr

Kein Lebensmittel allein enthält alle Nährstoffe. Je ausgewogener man sich ernährt, desto eher bleibt man gesund, leistungsfähig und fit im Kopf. Die DGE empfiehlt deshalb eine bunte Lebensmittelvielfalt aus Pflanzenölen, Nüssen, Obst, Gemüse, Vollkorn-Getreideprodukten und Fleisch; davon allerdings deutlich weniger, als der Durchschnittsdeutsche im Jahr konsumiert.

2022 waren es laut Versorgungsbilanzen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) circa 52 Kilogramm pro Person, untergliedert in rund: 29 Kilogramm Schweinefleisch, 12,7 Kilogramm Geflügel und 8,7 Kilogramm Rindfleisch.

Drastische Korrektur nach unten

Bislang riet die DGE einem Erwachsenen, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu verzehren. Auf das Jahr gerechnet wären das ungefähr 16-31 Kilogramm, also mindestens 21 Kilogramm weniger als aktuell im Schnitt im Magen der Deutschen landen. Diese so oder so schon ein ganzes Stück geringere Idealmenge hat die DEG nun noch einmal drastisch nach unten korrigiert.

Lediglich 70 Gramm Fleisch soll eine Person in der Woche künftig konsumieren, geht es nach der DEG. Das entspricht nicht einmal einer Scheibe Mortadella pro Tag, die hat ungefähr 15 Gramm, oder einer Currywurst im Monat. Zum Vergleich: Die bisherige Empfehlung lag bei maximal 87 Gramm pro Tag (600 Gramm/Woche), der tatsächliche Verbrauch im letzten Jahr hingegen bei 142 Gramm pro Tag (etwa ein Kilogramm/Woche).

Nur eine Richtlinie, keine Regel?

Eine solche Verzehrempfehlung stellt, wie das Wort schon sagt, nur eine "Empfehlung" dar. Die Zahlen aus dem Vorjahr zeichnen ein recht eindeutiges Bild, auch bisher hielt sich ein Großteil wohl eher schlecht als recht an etwaige Vorgaben. Und wer Fleisch will, der soll auch weiterhin Fleisch bekommen - so viel er will. "Niemand möchte den Menschen ihre gelegentliche Currywurst verbieten. Aber der Fleischkonsum in der Bevölkerung ist aus gesundheitlichen und nachhaltigen Gründen insgesamt zu hoch, das ist wissenschaftlicher Fakt“, so die DGE.

Da gibt es laut "Bild" dann aber doch noch einen kleinen Haken. Kantinenbetreiber könnten sich demnach gezwungen sehen, die Richtlinien umzusetzen, wollen sie ihr DGE-Zertifikat behalten. Sie würden folglich nicht mehr auf der Website der DEG als Einrichtungen gelistet, die gesunde Speisen anbieten. Eine solche Listung bringe laut DEG aber einen Wettbewerbsvorteil mit sich, der somit verloren ginge.

Wie genau die Umsetzung in der Praxis aussehen soll, ist bislang nicht bekannt. Die Empfehlungen sollen noch in diesem Jahr in die neue Ernährungsstrategie von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir einfließen.