
Kommentar
So wenig Hoffnung war selten an Ostern - darum gibt es eine To-do-Liste für jeden von uns
Hoffnung? Wo, bitte, soll die sein? In diesen Zeiten?
Ostern gilt als Fest der Hoffnung - die Überwindung des Todes durch die Auferstehung Christi. Die Meldungen der vergangenen Tage rauben aber Hoffnung:
Die Erderwärmung ist massiv zu erleben, mit Unwettern in Frankreich, Italien und Mallorca, mit Dürre in weiten Teilen Deutschlands. Aber Klimapolitik spielt momentan kaum eine Rolle.
Beschämend, wie die Unionsparteien gegen die Flüge aus Afghanistan wettern
Die Parteien mit dem C im Namen wüten, weil Deutschland eine humanitäre Zusage erfüllt: die Aufnahme von rund 2600 afghanischen Ortskräften und anderen, denen in der Taliban-Diktatur Verfolgung oder Tod drohen. Da werden keine Islamisten eingeflogen. Aber CDU und CSU attackieren diese Flüge. Die seien Wasser auf die Mühlen der AfD. Doch sie übernehmen deren Tonlage - die sie angeblich mit Argumenten bekämpfen wollen, um die sie sich in diesem Fall gar nicht bemühen.
Die Ostermarschierer wünschen sich - wer würde das nicht? - ein Ende der Kriege vor allem in der Ukraine und in Gaza. Doch Putins Antwort auf Trumps chaotische Friedensmission, die er nun vielleicht schon wieder beendet wegen Misserfolgs, war das Massaker von Sumy mit über 30 toten Zivilisten am Palmsonntag. Als „Fehler“ spielte der US-Präsident das Blutbad herunter - und machte erneut die Ukraine für den Krieg verantwortlich. So wird Lüge für seine Anhänger zur Wahrheit, so schafft er Spielraum - für Putin, im Nahen Osten für Netanyahu, der Krieg auch führt, um sich selbst im Amt zu halten. Frieden ist in beiden Konflikten in weiter Ferne.
Nürnbergs katholischer Stadtdekan Andreas Lurz beschreibt die Lage in seiner Osterpredigt so: „Wir schauen auf eine zerrissene Welt mit Auseinandersetzungen und Kriegen. Autokraten und Egoisten bedienen sich der Möglichkeiten unserer globalisierten Welt.“ Ostern sei da die „Gegenbotschaft“. Bayerns evangelischer Landesbischof Christian Kopp sagt, die Osterbotschaft „fordert auf, sich nicht lähmen zu lassen von Angst oder Resignation, sondern im Vertrauen auf die Osterhoffnung zu handeln: mit Nächstenliebe, mit Gerechtigkeitssinn und mit dem Mut zum Frieden.“
Das ist eine Art To-do-Liste, eine Aufgabe für uns alle. Wer sie angeht, kann daraus Hoffnung schöpfen, dass sich Dinge zum Besseren wenden lassen. In der Kirche gibt es die wiederbelebte Tradition des Osterlachens - weil Lachen befreit. Ja, man kann über Trumps Zerstörungswut verzweifeln. Man kann über seinen Narzissmus aber auch lachen - ihn verlachen: Das trifft ihn. Und man darf sich freuen über erste Anzeichen von Protest und Widerstand: Trump kann auch scheitern - dann natürlich „großartig“.
Selbst der schlimmste Krieg geht zu Ende: Das erlebte die Region Nürnberg vor 80 Jahren
Und selbst der schlimmste Krieg geht zu Ende. Die Region Nürnberg erlebte vor genau 80 Jahren den Zusammenbruch der Hitler-Herrschaft. Aus den Ruinen wuchs neues Leben. Weil die Menschen die Kraft zur Hoffnung hatten, trotz allem. Wer Hoffnung wagt, kann Verzweiflung bekämpfen und Mut machen - nicht nur an Ostern.
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