
Streit auch in der Region
Transpersonen werden entrechtet - unter dem Vorwand, Frauen zu schützen
Mit Drink und Zigarre im Sonnenuntergang – so zeigte sich Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling kürzlich auf Instagram. Damit feierte die Schriftstellerin die umstrittene Entscheidung des britischen Obersten Gerichts, nur noch das biologische Geschlecht eines Menschen anzuerkennen.
Für viele Transpersonen bedeutet der Richterspruch, dass sie nicht mehr frei ihre Identität leben können. So müssen beispielsweise Transfrauen in Großbritannien nun auf die Männertoilette - und finden auch keine Berücksichtigung mehr bei gesetzlichen Frauenquoten.
Diese Entscheidung ist einer der vielen Rückschritte für die Rechte von Transpersonen weltweit. Erst vor kurzem ordnete US-Präsident Trump die Entlassung von Transpersonen aus dem gesamten US-Militär an. Diese seien, so sein Argument, eine Gefahr für die Effizienz der Streitkräfte.
Streit in Erlangen: Darf eine Transfrau in eine Fitnessstudio nur für Frauen?
Auch in der Region werden diese Kämpfe geführt, wenn auch im Kleinen. In Erlangen streiten sich eine Transfrau und die Betreiberin eines Frauen-Fitnessstudios, ob Erstere Zutritt erhält. Hier stoßen zwei - beide für sich berechtigte - Anliegen aufeinander: der Schutz vor Diskriminierung seitens der Erlanger Transfrau - und die Schutzrechte von Frauen, die die Betreiberin für ihre Kundinnen wahren will.
Dabei erfährt, wer sich entgegen dem biologischen Geschlecht als weiblich einordnet, ohnehin gleich doppelt Ablehnung: zum einen in Gestalt einer Diskriminierung, wie sie alle Frauen nach wie vor erfahren. Zum anderen in Gestalt einer Ablehnung von Transsexualität, die wahlweise als „Geltungsbedürfnis“ oder gar als Bedrohung für die Gesellschaft geschmäht wird.
Die AfD etwa sieht „traditionelle Familien“ durch queerfreundliche Politik gefährdet. Sie spricht von „Transgender-Ideologie“ und „LSBTIQ*-Propaganda“. Auch der neue Bundeskanzler Friedrich Merz positionierte sich deutlich mit seiner Aussage, das Selbstbestimmungsgesetz der Ampel-Koalition, das es Menschen einfacher macht, den Geschlechtseintrag zu ändern, wieder kippen zu wollen. Meist wird der Kampf gegen Transpersonen unter dem Deckmantel des Schutzes von Frauen geführt.
Was in der Debatte zu kurz kommt, die Geschichte aber eigentlich lehrt: Die Diskriminierung einer Minderheit öffnet die Tür für immer weitere Einschränkungen und Menschenrechts-Beschneidungen. Eines sollte deshalb unverrückbar sein: Transpersonen haben Grundrechte wie jede(r) andere auch: das Recht auf persönliche Entfaltung und das Recht darauf, in Sicherheit und ohne Diskriminierung und Gewalt leben zu können.
Würde den Kämpfern gegen Transrechte wirklich etwas am Schutz von Frauen liegen, gäbe es zahlreiche Möglichkeiten, diese Gruppe zu schützen, ohne auf eine Minderheit loszugehen. Zum Beispiel den Ausbau von Frauenhäusern oder die Schulung von Gewaltprävention zu fördern. Friedrich Merz könnte als Bundeskanzler den ersten Schritt tun.
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