
Kommentar
Trump gegen Harvard, Preis für Uni Erlangen: Wie der Staat Wissen schafft oder zerstört
Harvard: Das ist der Inbegriff für wissenschaftliche Exzellenz. Und Harvard gehört zu den Top-Feinden Donald Trumps. Er forciert seinen Kampf gegen die Uni: Wenn dort keine Ausländer mehr studieren dürfen, wäre das ein Schlag gegen die Wissenschaft, gegen die Hochschule, gegen den Standort USA.
Ja, es gab Exzesse an zu vielen Unis, nicht nur dort. Unter dem Stichwort Wokeness wurde umgedreht, was jahrhundertelang galt: Wurden Minderheiten oft unterdrückt, so bekamen sie nun oft mehr Schutz als Mehrheiten. Es gab auch zu viel Toleranz bei antisemitischen Protesten an Unis. Das führte Trump als einen Grund für seinen Kampf gegen die Ivy-League - die acht Elite-Hochschulen Amerikas - an. Doch deren Leitungen wurden teils ausgetauscht und steuern längst um.
Es ist eine Art Kulturkampf gegen freien Geist, gegen Eliten
Es geht Trump und seiner Bewegung im Kern um einen Kulturkampf: Sie nehmen den freien - für sie: zu freien - Geist ins Visier. Es geht auch gegen „die Eliten“,die dort studieren.Trump verachtet sie, weil er da viel Zurückweisung erfahren hatte, aber nur zu gern dazugehören würde.
Was nun geschieht, erinnert an die McCarthy-Ära: Die Republikaner, angetrieben vom Senator Joseph McCarthy, bekämpften in den 1950er Jahren „unamerikanische Umtriebe“, witterten überall Kommunisten, Gesinnungsschnüffelei prägte das Klima. Ähnlich agiert nun Trump, der Begriffe verbietet und Forschungseinrichtungen schließt.
Da wird eingeschränkt, was den Erfolg der USA ausmacht: exzellente Forschung und internationaler Austausch. Nun sagt eine Studentin dort: „Plötzlich muss ich hier so aufpassen wie früher nur zu Hause in China“ - viele haben Angst, der Druck wächst.
„Veritas“, Wahrheit - das steht im Wappen der Uni. Angela Merkel sagte 2019 bei ihrer Rede in Harvard: Man dürfe „Lügen nicht Wahrheiten“ nennen „und Wahrheiten nicht Lügen“. Genau das aber macht Trump. Jüngstes Beispiel: Als er Südafrikas Präsident Ramaphosa empfing - genauer: vorführte -, zeigte er Bilder und Videos, die Menschenrechtsverletzungen gegen Weiße in Südafrika belegen sollten. Doch die angeblichen Belege waren falsch, ein Film stammte aus dem Kongo: Wahrheit und Lüge sind da schon längst verschwommen, Trump verwischt beides, um die Kontrollmechanismen der Demokratie auszuhebeln.
Da ist es eine Art Kontrapunkt zur Wissenschaftszerstörung Trumps, dass die Uni Erlangen-Nürnberg nun für ihren Menschenrechts-Schwerpunkt ausgezeichnet wurde. Dort erforschen die Wissenschaftler Menschenrechte in Zeiten weltweiter Herausforderungen - wie Umweltkrisen, Migration, Digitalisierung und, Stichwort Trump, dem Vormarsch von Autokratien.
Genau hinsehen und analysieren, was wo warum geschieht: Auch das ist eine Aufgabe von Wissenschaft. Der Staat kann sie fördern und ihr möglichst viel Freiheit geben. Oder sie bekämpfen und einengen - das aber schadet letztlich allen. Gut, dass Trump für seinen Schlag gegen Harvard auch juristischen Gegenwind bekommt.
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