
Kommentar
Trump wird vorgeführt, Europa ist allein: Putin will nicht verhandeln, er bombt weiter
Gut, dass wir miteinander geredet haben: Das sagt man ja so. Aber das stimmt nur bedingt.
Denn es kommt darauf an, was die Gesprächspartner sich sagen, auch zumuten - und was sie nicht sagen. Nach allem, was über die Ergebnisse des zweistündigen Telefonats zwischen Trump und Putin bekannt geworden ist, muss man sagen: Es war nur deshalb gut, dass sie miteinander geredet haben, weil immer offensichtlicher wird: Putin blufft - und kommt damit bei Trump durch. Er sagt immer wieder, er sei bereit zu Verhandlungen - von denen er aber nur redet, redet und redet. Und währenddessen lässt er weiter bomben, immer heftiger zuletzt.
Trumps Verhalten ist ein Glücksfall für Putin
Putin führt Trump vor - aber dieser merkt dies offenbar nicht. Zunächst war es Trump, der eine Waffenruhe gefordert hatte; die zuletzt erstaunlich einigen Kern-Europäer schlossen sich an. Aber Putin lässt sich auf diese Forderung nicht ein und kämpft weiter - nun sogar mit stillschweigender Duldung durch die USA, weil Trump gar nichts mehr fordert. Weil er erst Bedingungen stellt - die dann aber cancelt. Ein Glücksfall für Putin.
Er kündigte nun an, man wolle ein „Memorandum“ mit der Ukraine ausarbeiten, das einen Waffenstillstand beinhalten würde. Es gehe Russland darum, „die Ursachen dieser Krise zu beseitigen“.
Damit meint er natürlich nicht: Moskau, das die „Krise“ (den Krieg) mit seinem Einmarsch verursachte, zieht sich zurück. Nein: Putin sieht die Autonomie Kiews als Ursache - und setzt auf eine Ukraine unter Moskaus Kuratel. Zudem fordert er den Rückzug der ukrainischen Armee aus Gebieten, die Russland noch nicht einmal besetzt hat: Bedingungen, die weder für die Ukraine noch für ein Europa akzeptabel sind, das nicht zulassen kann, dass Krieg sich lohnt.
Bisher ist daher nur vermeintlich Bewegung in den Konflikt gekommen. Aber die ganze Welt sieht, dass Putin nicht wirklich verhandeln, sondern den Sieg will. Zu lange, da hat Trump einen Punkt, geschah diplomatisch zu wenig, um das Blutvergießen zu beenden.
Nun zeigt sich: Russland lässt sich nicht auf Diplomatie ein, sondern zeigt militärische Härte. Experten sagen: Nur diese Härte versteht und akzeptiert Putin. Die Verzögerungstaktik des Westens samt des Streits um Waffenlieferungen spielte ihm eher in die Hände. Nun verhängt Europa neue Sanktionen - das 17. Paket. Diese Daumenschrauben scheinen langsam, aber doch zu wirken. Russland gerät wirtschaftlich unter Druck - der daher aufrechtzuerhalten ist, weil Putin offenbar nur dann verhandelt, wenn er mit dem Rücken zur Wand steht.
Gewaltige Bewährungsprobe für das Europa der Willigen
Europa steht nun allein, Trump verzichtet auf Druck und Sanktionen, womöglich ziehen sich die USA bald aus dem Ringen um eine Ukraine-Lösung heraus. Dann steht das Europa der Willigen - mit Frankreich, Polen, Deutschland und auch wieder Großbritannien an der Spitze - vor einer gewaltigen Bewährungsprobe. Zeigt es Schwäche, dann setzt Putin sein blutiges Spiel auf Zeit fort.
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