
Kommentar
Trumps Schwenk in Sachen Ukraine: Nun wird sich zeigen, ob Putin den Krieg beenden will
Was erleben wir da? Auf jeden Fall ein spektakuläres Schauspiel. Ob es sich dabei um Diplomatie handelt, um Staatskunst vielleicht sogar - noch ist es zu früh, das zu beurteilen. Doch die Volten und Wenden, die Trump in Sachen Ukraine vollzieht, sind zunächst einmal und für außenstehende Beobachter: abenteuerlich.
Es ist keine zwei Wochen her, da warfen er und sein Vize Vance den ukrainischen Präsidenten Selenskyj aus dem Weißen Haus. Zuvor hatten sie ihn zusammengefaltet wie einen Schuljungen: Ein Eklat, der Geschichte schrieb.
Danach strich die Trump-Regierung die Waffenhilfe für die Ukraine und kappte auch den Draht zu den wichtigen Geheimdienst-Informationen aus den USA. Das sah aus wie die Preisgabe der Ukraine an Putin. Und Trump billigte, dass Moskau - wie auch Kiew - danach den Krieg forcierte. "Sie bomben im Moment die Hölle aus der Ukraine", sagte er zur russischen Offensive - und mit Blick auf Putin: "Jeder in dieser Position würde dies tun."
Und nun? Gab es Gespräche zwischen den USA und der Ukraine in Saudi-Arabien, bei denen Russland gar nicht vertreten war - am Anfang war es umgekehrt: Da verhandelten US-Vertreter mit Russen, ohne die Ukraine. Das Ergebnis: Jetzt stimmte Kiew einer Waffenruhe zu. Und plötzlich liegt der Ball bei Putins Russland: Nicht mehr Kiew steht unter Druck, sondern Moskau.
Will Trump nun Putin so an die Wand drücken wie zuvor Selenskyj?
Was wird das Ganze? War es Trumps Plan, zuerst die Ukraine an die Wand zu drücken - mit dem Rauswurf und dem Hilfsstopp -, um nun zu bekommen, was Selenskyj vorher nur unter Bedingungen geben wollte? Nämlich ein Ende des Krieges, eine Preisgabe der besetzten Gebiete an Russland - und vor allem: der Rohstoff-Deal mit den USA, die wie Kolonisatoren die Bodenschätze der Ukraine bekommen.
Die Antwort ist noch offen. Ebenso, ob Trump nun auf ähnliche Art auch Putin unter Druck setzt. Zweifel sind leider erlaubt: Es ist noch keine Forderung der USA an Russland bekannt - außer der nach Zustimmung zur Waffenruhe. Und es ist fraglich, ob der Kreml-Chef sich ernsthaft darauf einlässt.
Putin sieht Russland in der Offensive, er will die Ukraine zu einer Art Satellitenstaat Moskaus machen. Klein beigeben wird er kaum. Aber das lange Schweigen zur überraschenden Wende der USA ist auf jeden Fall erstaunlich.
Man kann Trump ja nur Glück und Erfolg wünschen bei seinem Versuch, den Krieg zu beenden. Wenn er das ernst meint - und wenn dabei ein Frieden entsteht, der nicht schon den Keim fürs Wiederaufflammen des Konflikts oder den nächsten Übergriff Moskaus in sich birgt.
Davon ist momentan leider noch nichts zu sehen. Von Sicherheitsgarantien für die Ukraine war - öffentlich jedenfalls - noch nicht die Rede, und das lässt nichts Gutes erahnen. Ebenso wie das geplante Gespräch zwischen Trump und Putin, die vor ein paar Tagen noch wirkten wie die besten Freunde. Bisher zog der Kreml-Chef den US-Präsidenten bei solchen direkten Begegnungen stets über den Tisch.
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