Ein Bild aus der ersten Amtszeit Trumps: Der damalige US-Präsident empfängt den chinesischen Präsidenten Xi Jinping in seinem Anwesen Mar-a-Lago.
© Alex Brandon/Alex Brandon/AP/dpa
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Ein Bild aus der ersten Amtszeit Trumps: Der damalige US-Präsident empfängt den chinesischen Präsidenten Xi Jinping in seinem Anwesen Mar-a-Lago.

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Trumps Zoll-Wahn könnte vor allem dem Land helfen, dem er schaden will: China

Ökonomen schwanken zwischen fassungslosem Staunen und Entsetzen: Es gibt keine ernst zu nehmende Stimme, die sich von Donald Trumps Zoll-Schock irgendetwas Positives erwartet. Im Gegenteil: Alle fragen sich, warum ein einzelner Mensch eine im Kern robuste, solide, erfolgreiche Weltmacht mit voller Absicht an die Wand fahren will.

Doch der US-Präsident setzt sein Unterfangen bisher unbeirrt fort. „Haltet durch – es wird nicht leicht, aber das Endergebnis wird historisch“, schrieb Trump. Damit dürfte er sogar richtig liegen - aber in ganz anderem Sinne als von ihm gedacht: Nicht Amerika wird wohl „great“, sondern andere. Allen voran ausgerechnet das Land, das mit den USA um den ersten Platz der Weltmächte ringt und das Trump schwächen will: China.

Wie zuvor Putin dürfte nun Xi sein Glück kaum fassen

Er behauptet über seine Zölle: „China ist viel härter getroffen worden als die USA.“ Sehr wahrscheinlich wieder nur eine Lüge. So, wie Putin sein Glück kaum fassen konnte, als Trump ihm in Sachen Ukraine ohne jede Vorbedingung entgegenkam - so dürften nun die Machthaber in Peking jubeln über die Chance, die ihnen die selbst gewählte Abschottung Amerikas bietet.

Nun nämlich kann sich China als Schutzmacht von Regeln und geordnetem Handel präsentieren - und tut dies auch schon offensiv, auf allen Ebenen. Staatschef Xi Jinping intonierte Pekings neue Rolle gerade vor Konzernchefs aus aller Welt: „Wir müssen gemeinsam das multilaterale Handelssystem aufrechterhalten.“

Neue Allianzen auch zwischen bisherigen Gegnern sind denkbar, Abkommen könnten sichern, was Trump zerstört: geräuschlosen Handel und Vertragssicherheit. In Videos fürs Internet spottet China über den US-Kurs. Da soll etwa ein Roboter Zölle anordnen - und warnt: „Ich sehe die Konsequenzen. Die Handelskriege. Die Revolten. Die Menschen, die leiden“. Zu sehen sind leere Supermärkte und Demonstrationen - in den USA.

Die Demos gibt es nun, sie nehmen Fahrt auf, mahnende Stimmen melden sich. Barack Obama warnt vor der aufziehenden Autokratie. Der republikanische Senator Ted Cruz wagt es, auf die Wahl-Folgen von Trumps Kurs hinzuweisen: „Sollten wir in eine Rezession geraten – insbesondere in eine schwere –, dann würde 2026 aller Wahrscheinlichkeit ein politisches Blutbad werden.“

Bisher reagierte Trump auf Kritik mit Trotz, nicht mit Einsicht

Und am gleichen Wochenende, an dem Trump nach seinem Zoll-Schock golft, schwärmt plötzlich Elon Musk bei einer Rede in Rom von einer „Null-Zoll-Situation zwischen Nordamerika und Europa“ - also exakt dem Gegenteil von Trumps Chaos-Regelwerk. Alles klar?

Kippt da etwas? So vernichtend und einhellig war das weltweite Echo auf eine einsame Entscheidung wohl noch nie. Bisher allerdings reagierte Trump auf Kritik mit Trotz, nicht mit Einsicht. Berater, die ihn bremsen, hat er nicht mehr. Daher sind Hoffnungen auf eine Wende verfrüht. Aber immer deutlicher wird: Für Europa und den Rest der Welt kann Trumps Kurs eine Chance sein, wenn es darauf besonnen und klug reagiert.

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