Animal Liberation March in München 2022: Landwirtschaft und Ernährung nehmen in hohem Maße Einfluss auf unsere Umwelt, andere Sektoren aber befeuern den Klimawandel noch viel mehr.
© IMAGO/Alexander Pohl/IMAGO/aal.photo
Animal Liberation March in München 2022: Landwirtschaft und Ernährung nehmen in hohem Maße Einfluss auf unsere Umwelt, andere Sektoren aber befeuern den Klimawandel noch viel mehr.

Kommentar

Vegan fürs Klima? Als Individuen können wir die Welt (leider) nicht retten

Manchmal klingt es so einfach: Wenn wir weniger tierische Produkte essen, schützen wir das Klima. Viele der größten Herausforderungen auf unserem Planeten, von der Armut der Menschen bis hin zum Artensterben, werden schließlich durch den Klimawandel verschlimmert, die Erdatmosphäre erwärmt sich so schnell wie noch nie. Die Folgen sind auch hier bei uns - direkt vor der Haustür - längst spürbar: Starkregen, Hochwasser und Hitzewellen treffen die Region immer wieder. Klimaschutz ist also wichtiger denn je.

Aber: Wir sollten die Verantwortung für die Lösung der Klimakrise nicht auf einzelne Personen verlagern. Denn es reicht nicht, wenn sich jeder allein einfach ein wenig bemüht. Durch die vielen kleinen privaten Maßnahmen können wir die Welt (leider) nicht retten - was nicht heißt, dass wir die kleinen Schritte, die zum Beispiel die Wahl des Verkehrsmittels oder den Einkaufszettel betreffen, unterlassen sollten.

Vegan für den Klimaschutz? - Pflanzliche Ernährung produziert weniger CO₂ als eine herkömmliche Ernährung

Eine vegane oder vegetarische Ernährungsweise beispielsweise produziert deutlich weniger CO₂ als eine herkömmliche. Es bringt demnach aber auch schon etwas, einfach seltener Fleisch zu essen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt aus gesundheitlicher und ökologischer Perspektive sowieso nur maximal 300 Gramm Fleisch pro Woche zu verzehren, was deutlich weniger ist, als eine Person in Deutschland durchschnittlich konsumiert - und das pro Tag.

Eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft zeigt außerdem, dass eine pflanzliche Ernährung weniger Land und Trinkwasser verbraucht. Zudem müssen zwei Drittel der Emissionen aus der Landwirtschaft der Tierhaltung zugeschrieben werde. Wenn man dem Klima etwas Gutes tun will, spricht also einiges für den Veganismus.

Und dennoch: Das Thema polarisiert, wird benutzt, um die Gesellschaft in Fleischessende und Veganerinnen sowie Veganer zu spalten. Manche Politiker tun gezielt so, als würden Veganer anderen den Leberkäs verbieten wollen. Doch so riesig diese Debatte scheint, so hitzig sie geführt wird: So wichtig ist sie gar nicht. Sie lenkt vielmehr ab von denen, die tatsächlich für viel größere Mengen an Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.

Immer noch erzeugen Kraftwerke einen großen Teil von Strom und Wärme, indem sie fossile Energieträger, wie vor allem Erdgas, verbrennen. Das befeuert den Klimawandel, da so Massen an Treibhausgasemissionen entstehen. Strom und Wärme brauchen wir freilich alle zum Heizen, Wäsche waschen und Licht machen. Doch vor allem die Industrie kommt nicht ohne immense Mengen an Energie aus: Für die Herstellung von beispielsweise Glas und Chemikalien benötigt sie große Mengen an Wärme. Wir müssen die Diskussion dringender auf diese Sektoren lenken, statt einzelne Konsumentscheidungen zu kritisieren und damit die Gesellschaft zu spalten. Auch wenn das in einer Bierzeltrede viel weniger ankommt als simples Veganer-Bashing.

Keine Kommentare