Horst Seehofer, ehemaliger Ministerpräsident von Bayern, kritisiert Markus Söder.
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Horst Seehofer, ehemaliger Ministerpräsident von Bayern, kritisiert Markus Söder.

Kommentar

Warum Markus Söder die Kritik Horst Seehofers Ernst nehmen sollte

Es schien so, als sei Horst Seehofer nach dem (unfreiwilligen) Ende seiner Politkarriere in den Jahren 2018 und 2019 in den Tiefen seines Modelleisenbahnkellers im Altmühltaler Ferienhaus versunken. Dem Vorgänger Markus Söders kam kaum ein Wort zur aktuellen politischen Lage im Freistaat über die Lippen, gegenüber Söder legte er eine Art Schonhaltung an den Tag.

Dabei galt das Verhältnis zwischen den beiden Alphatieren mehr als angespannt. Zur Erinnerung: Söder hatte Seehofer in einem beispiellosen, über Jahre andauernden Machtkampf regelrecht aus dem Amt gedrängt, offiziell war selbstverständlich von einer einvernehmlichen Lösung die Rede. Jahre vorher hatte Seehofer dem aufstrebenden Nürnberger "charakterliche Schwächen" sowie eine Neigung zu "Schmutzeleien" attestiert.

Mehr als fünf Jahre hielt der Burgfrieden

Mehr als fünf Jahre hielt der Burgfrieden, nun wollte Seehofer offenbar nicht länger den Mund halten: Mit "Bierzeltreden" lasse sich die AfD nicht wirksam bekämpfen, schrieb er Söder ins Stammbuch. Und listete dann in einem Interview gleich noch die wenig berauschenden Wahlergebnisse auf, die die CSU unter Söders Führung eingefahren hat. Die zwei Landtags- und die zwei Bundestagswahlen, die Söder zu verantworten hatte, zählen "zu den schlechtesten in der Geschichte der CSU".

Deutlicher geht es kaum. Söder wird Seehofers Aussagen äußerlich ungerührt abperlen lassen, innerlich dürften sie ihn massiv triggern. Denn der Umgang mit Kritikern zählt gewiss nicht zu Söders Stärken. Im Gegenteil: Seit der 58-Jährige den Parteivorsitz übernommen hat, ist es still in Reihen der Christsozialen geworden. Kaum jemand wagt Kritik, auf offener Bühne schon gleich gar nicht.

Wenn überhaupt sind es die Alten, die aufmucken. Auf unterschiedliche Art und Weise: Der Parteiaustritt des renommierten (und im Übrigen mit Horst Seehofer über lange Jahre verbundenen) Sozialpolitikers Hermann Imhof aus Nürnberg ist ein Beispiel, dass es eben doch kritische Stimmen in der CSU gibt.

Längst nicht alle tragen die Entkernung der einst christlich-sozialen Partei mit, nicht jeder fügt sich in das System knallharten Machtpolitik, wie es Söder praktiziert. Zu behaupten, es brodele in der CSU, wäre zwar zu viel. Dennoch darf beginnender Unmut konstatiert werden, noch kaum spürbar, aber eben doch im Wachsen.

Manchen fehlt die Ernsthaftigkeit in Söders Agieren

Das leise, kaum vernehmbare Abrücken Einzelner von Söders Kurs macht sich auch am besonders markigen Auftreten des Parteichefs fest: Wenn Söder am Aschermittwoch in Passau mit einer Selbständigkeit Bayerns kokettiert, erheitert das die Massen im Bierdunst, seriöse Christsoziale wundern sich hingegen über derlei Spielereien. Ihnen fehlt die Ernsthaftigkeit in Söders Agieren. "Bierzeltreden" garantieren noch keinen politischen Erfolg.

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