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Unberechenbar: Donald Trump überrascht immer wieder mit seiner erratischen Politik.
© Manuel Balce Ceneta/Manuel Balce Ceneta/AP/dpa
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Unberechenbar: Donald Trump überrascht immer wieder mit seiner erratischen Politik.

Kommentar

Zölle, Ukraine... das einzig Berechenbare an Donald Trump ist seine Unberechenbarkeit

Gibt es einen großen Plan hinter all dem, was Donald Trump ankündigt? Falls ja, dann gibt sich der US-Präsident jede Mühe, das zu verbergen: Wieder einmal überrascht er auf mehreren Feldern mit irrlichternder Politik.

Am Freitag schockte er nicht nur die Börsen der Welt mit seiner Ankündigung, pauschal Zölle von 50 Prozent auf alle Waren aus der EU zu erheben. Kein ernsthafter Ökonom sieht darin einen Sinn, alle staunen über einen Mann, der die Regeln funktionierender Märkte offenbar nie begriffen hat. Und der mit seinen Absichten vor allem eine Volkswirtschaft ins Mark trifft: die eigene. Übers Wochenende hat er es sich dann doch wieder anders überlegt. Und nach einem Telefonat mit Ursula von der Leyen erst mal den Aufschub der Zollpläne bis Juli verkündet.

„Er ist völlig verrückt geworden“, sagt er nun über seinen Freund Putin

Auch bei der Ukraine-Politik - wenn man von einer solchen überhaupt sprechen kann - erleben wir eine Kehrtwende: Nach den bisher heftigsten russischen Angriffen seit langem hat auch der US-Präsident registriert, dass sein Freund Putin da doch tatsächlich einen blutigen Krieg führt. „Er ist völlig verrückt geworden“, empört sich Trump nun über den Mann, dem er vergangene Woche noch - bei kaum anderer Faktenlage - erneut sehr weit entgegenkam. Nun schwadroniert er vom „Untergang Russlands“, sollte der Kreml-Chef Ambitionen auf die ganze Ukraine haben.

Was jetzt? Die Nato-Expertin Florence Gaub rät zu Gelassenheit und sagt zu Trump einen sehr zutreffenden Satz: „Man sollte bei dieser Regierung mehr auf die Taten schauen als auf die Worte, die – ich sag jetzt mal – sehr unkonventionell sind.“

Blicken wir also auf die Taten. Bei den Zöllen macht Trump da einen Rückzieher nach dem anderen. Weil auch er den Druck der Finanzmärkte und der US-Anleger spürt, deren Altersvorsorge weit mehr als bei uns von florierenden Börsen abhängt.

In Sachen Ukraine scheint Trump zwei Ziele zu verfolgen, die nicht wirklich zusammenpassen. Er würde den Krieg am liebsten schon beendet sehen - um ihn a) loszuhaben und b) damit Lorbeeren wie den Friedensnobelpreis zu ernten. Das wäre aber mit Aufwand verbunden, mit professioneller Diplomatie statt mit dem Einsatz seines überforderten Sonderverhandlers Wittkof.

Taten könnten den Kremlchef beeindrucken. Die gibt es aber nicht

Verbale Amokläufe beeindrucken Putin nicht. Taten könnten es: Seit Wochen wird über ein scharfes Sanktionspaket beraten, das der republikanische Senator Lindsey Graham auf den Weg bringen will - und das den Druck auf Moskau massiv erhöhen könnte. Trump könnte es beschließen lassen - macht er aber bisher nicht. So viel zu den Worten und Taten des Präsidenten.

Die sind bisher nur in einem Punkt äußerst konsequent: in der schamlosen Selbstbereicherung. Er lässt sich Flugzeuge schenken, verkauft Plätze fürs Dinner mit ihm zu horrenden Preisen, verdient ordentlich mit seiner Kryptowährung... Trump macht nicht Amerika groß, er schadet ihm - und macht sich selbst reicher. Das belegen seine Taten sehr eindeutig.

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