Der sowjetische Soldat Militon Kantarija aus Georgien hisst am 2. Mai 1945 die sowjetische Flagge auf dem Berliner Reichstag. Deutschland hatte den Zweiten Weltkrieg verloren.
© Jewgeni Chaldej/dpa
Der sowjetische Soldat Militon Kantarija aus Georgien hisst am 2. Mai 1945 die sowjetische Flagge auf dem Berliner Reichstag. Deutschland hatte den Zweiten Weltkrieg verloren.

Kommentar

Zweiter Weltkrieg endete vor 80 Jahren: Warum es mit dem Frieden in Europa vorbei ist

Dauerhafter Frieden in Europa. Das war noch vor fünf Jahren der rote Faden, der sich durch alle Beiträge über das 75 Jahre zuvor erfolgte Ende des Zweiten Weltkriegs gezogen hatte. Der Subtext lautete: Wir, die Europäer, haben die Lehren aus dem Grauen des Krieges, der zwischen 1939 und 1945 die Welt, vor allem aber unseren Kontinent erschüttert hatte, gezogen. Und leben seit 1945 weitgehend in Frieden...

Wenn wir nun 80 Jahre später zurückblicken, gilt diese scheinbare Konstante des Dauerfriedens schlicht nicht mehr. Denn in Europa herrscht seit über drei Jahren Krieg. Ein brutaler Krieg, der auf das Leben unschuldiger Zivilisten keinerlei Rücksicht nimmt. Und ein Krieg, der von einem größenwahnsinnigen Aggressor namens Putin ausgeht und die Menschen in der Ukraine in Angst und Schrecken versetzt.

Historische Parallelen zu ziehen, das ist ein gewagtes Spiel, doch zumindest dieser Vergleich sei erlaubt: Auch 1939 war es ein Aggressor, dessen wahre Absichten viel zu lange von viel zu vielen Regierungen nicht ernst genommen wurden. Der Rest ist bekannt: Hitlers Wahnsinn kulminierte im Holocaust und kostete mindestens 60 Millionen Menschen das Leben.

Heute, 2025, steht die Welt wieder vor zahlreichen Herausforderungen, an potenziellen und tatsächlichen Kriegsherden in und außerhalb Europas mangelt es ebenso wenig wie an aggressiven Staatenlenkern, die teils autokratisch herrschen oder dabei sind, die Schutzmechanismen einer funktionierenden Demokratie auszuhebeln.

Noch ist es nicht zu spät, die Fähigkeit zum Frieden als höchste Errungenschaft der Zivilisation wieder in den Fokus aller außenpolitischen Bemühungen zu stellen. Doch dazu bräuchte es zweierlei: den unbedingten Willen der Staatengemeinschaft und supranationale Strukturen, die friedensstiftend wirken. An beidem mangelt es 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs.

Es darf nie mehr Krieg geben - nicht in Europa und auch sonst nirgendwo

Insofern lohnt der Rückblick auf das Ende dieses sechs Jahre andauernden Mordens: Damals gab es eine (leider nur kurze) Phase des Konsenses, alles zu tun, um weitere Weltkriege zu verhindern. Zwar bröckelte die Allianz der vier Siegermächte nach den wegweisenden Konferenzen von Jalta und Potsdam rasch. Doch der Grundgedanke, der die Alliierten damals getragen hatte und der unter anderem in den Nürnberger Prinzipien (also allgemein gültigen Grundsätzen des modernen Völkerstrafrechts) mündete, ist von zeitloser Aktualität.

Es darf - nach einem hoffentlich möglichen Frieden in der Ukraine - nie mehr Krieg geben, nicht in Europa und auch sonst nirgendwo. Sich daran zu orientieren, wäre das Gebot der Stunde. Die Erinnerung an die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs ist deshalb unerlässlich. Auch, um uns vor Augen zu führen, dass Friedensarbeit (und leider auch der Ausbau von Verteidigungsstrukturen) wieder in den Fokus rücken muss. Möge es bei künftigen Rückblicken auf Kriege wieder heißen: In Europa herrscht Frieden!

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