Wie gesund sind Fleischersatzprodukte?
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Wie gesund sind Fleischersatzprodukte?

Fleischalternativen im Hype

Für Klima und Gesundheit? So gesund sind tierfreie Fleischersatzprodukte

Fleischalternativen werden fortwährend beliebter und sind besonders in großen Städten mittlerweile in vielen Restaurants und auch Discounterketten erhältlich. Vereinzelt existieren jedoch weiterhin ablehnende Haltungen gegenüber den Ersatzprodukten. Oftmals wird dann mit Blick auf die Gesundheit auf die Zutatenliste verwiesen. Doch wie gesund oder ungesund sind die Alternativen wirklich?

"Fleischersatzprodukte nicht mit Gemüse vergleichen, sondern lediglich mit Fleisch."

Aus ernährungsphysiologischer Sicht können fleischlose Alternativen in einigen wichtigen Punkten besser abschneiden als Fleisch und Fleischprodukte, erklärt die AOK. Viele Fleischersatzprodukte enthalten im Vergleich weitaus weniger Fettsäuren, da diese hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommen. Diese können den Cholesterinspiegel im Blut steigern und sind dann besonders für Herz und Kreislauf schädlich.

Auch liefern viele vegane Alternativen mehr Eiweiß (Protein) als das fleischhaltige Pendant. "Die Eiweißqualität, also sowohl die Verwertbarkeit als auch die Anzahl wesentlicher Aminosäuren, von Produkten auf Soja-Basis steht der von Rindfleisch, Milch und Eiern dabei in nichts nach", erklärt die Gesundheitskasse. "Somit können fleischlose Alternativen durchaus zu einer ausgewogenen Eiweißversorgung beitragen."

Da es mittlerweile eine große Vielzahl an Fleischersatzprodukten gibt, kann man jedoch nicht verallgemeinernd alle Alternativen per se als gesünder erklären. Produkte mit Fleisch sowie auch fleischlose Alternativen sind beide zunächst hoch verarbeitete Lebensmittel, erklärt die Lebensmittelforscherin Susanne Klaus im Gespräch mit der "Tagesschau". Beide können eine Menge von Zusatzstoffen erhalten. Dieser Umstand ist jedoch nicht zwingend gesundheitsschädlich: "Das, was wir hier in Deutschland auf den Markt bekommen, ist lebensmitteltechnisch unbedenklich", so Klaus.

Lebensmittelchemiker Daniel Wefers ist derselben Ansicht. "In der Natur wachsen weder Seitanwürstchen an Bäumen noch Brühwürste oder Salami", erklärt Wefers im Gespräch mit "Spektrum.de". Demnach besteht die Lebensmittelindustrie nun mal aus Produkten, die "chemisch" sind und unter Verwendung von zahlreichen Zutaten hergestellt werden. Bei der Debatte über die Fleischersatzprodukte muss deswegen auch beachtet werden, dass die hoch verarbeitete Fleischersatzprodukte Lebensmittel ersetzen, die ebenfalls hoch verarbeitet sind. "Deshalb dürfen wir Fleischersatzprodukte nicht mit Gemüse vergleichen, sondern lediglich mit Fleisch."

Fünf Prozent essen regelmäßig Fleischersatzprodukte

Aus umwelttechnischer Perspektive schneiden die pflanzlichen Fleischalternativen deutlich besser ab, als ihr Pendant. Um einen weiteren Schritt in Richtung umweltfreundlicher Lebensmittelproduktion zu gehen, müssen Menschen aus diesem Grund in manchen Bereichen ihre Ängste vor Chemikalien, Labor und Biotechnologie ablegen und offen für Neues sein, erklärt Wefers. "Gerade in Europa haben wir eine sehr strenge Regulierung von Lebensmitteln – das sollte uns eigentlich etwas Sicherheit geben."

Laut einer forsa-Umfrage aus dem Jahre 2022 gaben 44 Prozent der befragten Personen an, dass sie sich flexitarisch ernähren, also gelegentlich Fleisch essen, ihn aber nicht zum Mittelpunkt ihrer Ernährung machen. Pflanzliche Alternativen kommen dabei bei fünf Prozent der befragten Personen auf den Tisch, berichtet das Bundeszentrum für Ernährung.

Die Fleischalternativen stellen jedoch besonders die Landwirtschaft vor neuen Herausforderungen: Durch ihren hohen Produktionsaufwand profitieren vom Verkauf vielmehr die verarbeitende Industrie und der Handel. In diesem Sinne können Fleischersatzprodukte keine zukunftssichere Landwirtschaft fördern, so die Behörde.