Unsere Digital Natives sollen Unternehmen in eine digitale Zukunft führen. Leider bringen ihnen dafür nicht alle Arbeitgeber die nötige Wertschätzung entgegen.
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Unsere Digital Natives sollen Unternehmen in eine digitale Zukunft führen. Leider bringen ihnen dafür nicht alle Arbeitgeber die nötige Wertschätzung entgegen.

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Warum ich die Vorurteile über die Generation Z nicht mehr hören kann

„Wie faul und sensibel ist die Gen Z im Job wirklich?“, fragt 2024 das Handelsblatt. „Die Generation Z ist offiziell faul“, antwortet der Tagesspiegel 2025. Der schlechte Ruf dieser Generation hallt wie ein konservatives Echo durch die Schlagzeilen renommierter Medien.

Da können unsere Berufseinsteiger nur trotzig die Nase rümpfen. Denn der Vorwurf ist zu kurz gegriffen. Wer behauptet, Menschen zwischen 15 und 30 Jahren hätten keine beruflichen Ambitionen mehr, war noch nie in sozialen Medien unterwegs. Selten gab es so viele Menschen, die eigeninitiativ mit Content, Ideen und Visionen an die Öffentlichkeit getreten sind. Englisch zu sprechen und sich interkulturell auszutauschen, ist für diese Generation eine Selbstverständlichkeit. Die Gen Z will die Zukunft mitgestalten und sich berufliche Träume erfüllen – aber nicht um jeden Preis. Sie möchte bei all dem den eigenen Körper und Geist so behandeln, dass beides auch noch in zehn Jahren gut funktioniert.

Jahrzehntelang wurde das von denen, die jetzt über unsere Jüngsten klagen, anders gehandhabt. Mit Folgen: Laut aktuellen Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie litt 2024 fast jeder dritte Mensch der deutschen Bevölkerung an einer psychischen Erkrankung. Und die verstärken sich bekanntlich durch anhaltenden Stress und Schlafmangel. Auch die Angst vor Burnout hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Bei der Untersuchung „Arbeiten 2024“ der Betriebskrankenkasse Pronova stuften rund 20 Prozent die Gefahr, einen Burnout zu erleiden, als „hoch“ ein. Vor der Pandemie waren es 14 Prozent.

Augenringe als Statussymbol? Das war einmal. Wer heute bei wenig Schlaf 60 Stunden arbeitet und damit angeben will, blickt bei der Gen Z in irritierte Gesichter – so ein Alltag ist nicht beeindruckend, sondern traurig.

Die Gen Z ist engagiert - und erntet trotzdem Vorurteile

Nebenbei sind die Voraussetzungen für die widerspenstige Gen Z rasant mitgewachsen. Arbeitgeber wünschen sich Loyalität und Treue, Engagement und am liebsten ein paar Überstunden. Den digitalen Wandel sollen unsere Berufseinsteiger nicht nur mittragen, sondern wegweisend mitgestalten. Flexibel und anpassungsfähig sollen sie sein, breit aufgestellt und resilient. Und die Gen Z kriegt dafür? Vorurteile und eine unabsehbare Zukunft, während sie nervös auf Inflation und steigende Mietpreise blicken.

So manch einer möchte sich vielleicht ein zweites Standbein aufbauen, um später nicht völlig ins Schwanken zu geraten, sobald einem das Ende des befristeten Arbeitsvertrags das gesicherte Einkommen unter den Füßen wegzieht. Währenddessen wartet auf Social Media eine Flut an Impressionen und Inspiration – mit dem faden Beigeschmack von: Egal, wie gut du es machst, da draußen gibt es Menschen, die machen es noch besser.

Jeder setzt Prioritäten anders. Sie neben einem erfüllten Berufsleben auf das zu legen, was gesund hält, ist nicht faul, sondern nachhaltig – auch für den Arbeitgeber.

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