
KBA-Jahresbilanz 2023
Autojahr 2023: Das waren die Auf- und die Absteiger
Eigentlich war es kein übles Autojahr. Rund 2,84 Millionen Personenkraftwagen sind 2023 neu zugelassen worden, gegenüber 2022 bedeutet dies ein Plus von 7,3 Prozent. Doch zum Jahresende folgte die Ernüchterung: Exakt 241.883 Pkw erhielten im Dezember eine Neuzulassung – und das kommt im Vergleich zum Vorjahresmonat 2022 einem happigen Minus von 23 Prozent gleich.
Talfahrt im Dezember: Der Bonus war‘s
Die Talfahrt ist aber erklärbar. Sie hat mit der Förderpolitik für Elektroautos zu tun: Im Dezember 2022 stand eine deutliche Reduktion des Umweltbonus für reine batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) unmittelbar bevor, bei Plug-in-Hybriden (PHEVs) war klar, dass sie ab Januar 2023 sogar ganz leer ausgehen würden. Dies führte kurz vor Schluss noch zu Mitnahmeeffekten. „Kundinnen und Kunden zogen Pkw-Käufe vor, um von der noch höheren Förderung zu profitieren“, heißt es vonseiten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).
Auch am Jahresende 2023 gab es zwar einen gewissen „Vorzugseffekt“, der sich aber weniger stark auswirkte als im Vorjahr – daher der Absturz.
Das Komplett-Aus für den Umweltbonus ist bekanntlich völlig überraschend gekommen.

Antriebsarten: E-Autos legen zu – aber Benziner noch mehr
Den ambitionierten E-Auto-Plänen von Politik und Herstellern zum Trotz erwies sich der Benziner als Gewinner bei den Antriebsarten. Um mehr als 13 Prozent legte er im vergangenen Jahr zu und brachte es auf fast 980.000 Einheiten sowie auf einen Marktanteil von über einem Drittel (34,4 Prozent). Der Diesel wiederum konnte seinen Abwärtstrend stoppen und sogar wieder ein kleines Plus von drei Prozent verzeichnen. Beim Marktanteil musste er aber dennoch Verluste (von 17,8 auf 17,1 Prozent) hinnehmen.
Besonders interessant jedoch: Erstmals wurden 2023 mehr rein batterieelektrische Pkw zugelassen als Diesel, rund 525.000 Stromern standen nur 486.600 Selbstzünder gegenüber. Die BEVs verbuchten ein Wachstum um 11,4 Prozent und weisen inzwischen einen Marktanteil von 18,4 Prozent auf. Ob das nach dem völlig überraschenden Förder-Stopp so bleibt, scheint freilich ungewiss. „Das abrupte Ende des Umweltbonus am 18. Dezember wird sich in den Neuzulassungen vor allem 2024 auswirken“, prognostiziert der VDA.
Welche Auswirkungen ein Ende der Subventionierung haben kann, lässt sich am Beispiel der Plug-in-Hybride besichtigen, die 2023 um 51,5 Prozent eingebrochen sind und wahrscheinlich noch drastischer verloren hätten, wenn die vergünstigte 0,5-Prozent-Dienstwagenbesteuerung nicht erhalten geblieben wäre.

Alle Fahrzeuge mit Hybridantrieb zusammengenommen (also inklusive derjenigen ohne Stecker) legten 2023 um 1,6 Prozent zu. Rund 840.300 waren es an der Zahl, entsprechend einem Marktanteil von fast 30 Prozent.
Kaum noch eine Rolle spielen flüssig- und erdgasangetriebene Pkw, die um 12,4 beziehungsweise 28,1 Prozent rückläufig waren und einen minimalen respektive nicht mehr messbaren Marktanteil von 0,5 und 0,0 Prozent aufweisen.
Fahrzeugarten: Siegeszug der SUVs
Bei den Fahrzeugarten zeigt die Erfolgskurve der SUVs weiterhin nach oben. Mit einem Plus von zehn Prozent und einem Neuzulassungsanteil von über 30 Prozent stellten sie das stärkste Segment. Rechnet man da noch die vom KBA gesondert ausgewiesenen Geländewagen (plus 8,3 Prozent) hinzu, ergibt sich sogar ein Marktanteil von mehr als 41 Prozent.

Auf den weiteren Plätzen der Beliebtheitsskala folgen Kompaktwagen (16,3 Prozent/plus 10 Prozent), Kleinwagen (11,9 Prozent/plus 2,6 Prozent) und Mittelklassefahrzeuge (10,5 Prozent/plus 11,1 Prozent). Am stärksten zulegen konnten Oberklassemodelle (plus 12,9 Prozent) und Sportwagen (plus 12,7 Prozent), deren Marktanteile von jeweils einem Prozent allerdings überschaubar bleibt.
Als Verlierer erwiesen sich hingegen Minivans (minus 18,1 Prozent/0,7 Prozent Marktanteil) sowie Minis (minus 2,5 Prozent/5,0 Prozent), mit denen es jeweils abwärts ging.

Automarken: VW bleibt die Nummer Eins
Erfolgreichste Automarke in Deutschland war 2023 einmal mehr VW, gefolgt von Mercedes-Benz und Audi, die auch allesamt ein Plus gegenüber dem Vorjahr einfuhren.
Den größten Zuwachs verbucht allerdings Great Wall Motor aus China. Der Hersteller ist in Deutschland mit Ora und Wey vertreten. Das Beispiel GWM zeigt aber auch, dass eine prozentuale Steigerung nicht unbedingt mit eindrucksvollen absoluten Zahlen einhergeht: Hinter dem sagenhaften Plus von 19.316 Prozent stehen nur 4660 Neuzulassungen. Zum Vergleich: Im Falle von VW sind es fast 520.000, bei Mercedes rund 277.000 und bei Audi knapp 246.900.
Ähnlich wie die Zuwächse des China-Herstellers sind auch die von Lotus (plus 161 Prozent/321 Neuzulassungen) und Nio (plus 154 Prozent/1263 Neuzulassungen) zu bewerten. Spürbar aufwärts ging es zudem mit Alfa Romeo (plus 69,5 Prozent/6198 Neuzulassungen), wo man den Erfolg vor allem auf das neue Kompakt-SUV Tonale zurückführt, ferner mit Suzuki (plus 61,2 Prozent/25.121 Neuzulassungen) und Smart (plus 42,9 Prozent/17.418 Neuzulassungen). Smart ist nach dem Neustart bekanntlich ein Joint Venture zwischen Mercedes und Geely (China) und hat 2023 den komplett neuen, vollelektrischen Smart #1 auf den deutschen Markt geschickt. Zu den weiteren Gewinnern zählen MG (plus 35,4 Prozent) und Mazda (plus 32,6 Prozent).
Über 80 Prozent verloren hat dagegen Lada, nur 149 Modelle haben eine Neuzulassung bekommen. Kleiner Exkurs: Der russische Autobauer verkauft in Deutschland schon seit 2020 offiziell keine Autos mehr, es war aber für eine gewisse Zeit noch möglich, die Modelle Taiga 4x4 und Tinger Armor über einzelne Händler zu bestellen. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022 hat sich jedoch Renault von seinen Lada-Anteilen getrennt. Ohne die Hilfe der Franzosen schafft es der russische Autobauer nicht mehr, die für Zulassungen in der EU erforderlichen Sicherheits- und Abgasnormen einzuhalten.
Starke Einbußen verzeichnen zudem LEVC („London Taxi“, minus 94,2 Prozent), Lynk & Co. (minus 65,4 Prozent), Mitsubishi (minus 44,8 Prozent) und DS (minus 39,6 Prozent). Auch Ford (minus 11,2 Prozent) und Renault (minus 14,5 Prozent) sowie, tatsächlich, Tesla (minus 9,0 Prozent) sind von Rückgängen betroffen.
CO2-Emissionen: Trend nach oben
Keine gute Nachricht ist es, dass die CO2-Emissionen der Pkw 2023 um 4,9 Prozent auf durchschnittlich 114,9 Prozent gestiegen sind – trotz steigender E-Zulassungen. Hier dürfte sich – siehe oben – der Trend zu SUVs und überhaupt größeren Autos ausgewirkt haben.

Autofarben: Kein Faible für Buntes
Auch über die Autofarben führt das Kraftfahrt-Bundesamt Buch. Am beliebtesten waren 2023 Grau (31,6 Prozent), Schwarz (26,5 Prozent) und Weiß (20,7 Prozent). Deutlich weniger hielten die Autokäufer von Blau (9,6 Prozent), Rot (5,1 Prozent) oder Grün (2,5 Prozent), das aber eine aufsteigende Tendenz zeigt. Am unpopulärsten war Lila/Violett (0,1 Prozent). Ein buntes Autojahr sieht anders aus.
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