
Die Krankheit hinter dem Eklat
Verspottet bei den Oscars: Wie Jada Pinkett Smith leiden viele Frauen an kreisrundem Haarausfall
Die Schauspielerin, deren Mann Will Smith den Moderator kurzerhand für dessen Spott ohrfeigte, hatte erstmals im Jahr 2018 öffentlich über ihre Diagnose gesprochen. Von Alopecia areata, also von kreisrundem Haarausfall sind in Deutschland rund 1,5 Millionen Frauen und Männer betroffen.
Bei Kerstin Zienert begann es mit einer kahlen Stelle am Hinterkopf. Als ihre Frisörin sie darauf hinwies, war sie 20 Jahre alt. Mittlerweile sind ihr alle Haare ausgefallen.
„Ich habe seit 21 Jahren keine Haare“, sagt die heute 51-Jährige. Die meiste Zeit hat sie Wimpern und Augenbrauen. Aber immer wieder kommt ein Schub und lässt diese ebenfalls ausfallen. Kerstin Zienert leidet unter einer schweren Form des kreisrunden Haarausfalls.
Dabei handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, bei der typischerweise auf dem Kopf eine oder mehrere münzgroße kahle Stellen entstehen. Jeder kann unabhängig von Alter und Geschlecht jederzeit daran erkranken. Mitunter breitet der Haarausfall auf dem Kopf sich weiter aus, so dass der ganze Körper betroffen ist.
Ursachen sind unklar
Die Ursachen sind immer noch weitgehend unklar. Nach derzeitigem Stand der Forschung handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe wehrt.
„Die Menschen haben einen hohen Leidensdruck, und die Behandlung ist sehr limitiert“, sagt Professor Hans Wolff, Leiter der Haarsprechstunde an der Hautklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. Dennoch sollten Betroffene zum Dermatologen gehen, wenn sie eine oder mehrere kahle Stellen bemerken – auch um andere Erkrankungen auszuschließen.
Meist bekommen sie für drei bis sechs Monate Zinktabletten. Dass das hilft, sei nicht wissenschaftlich belegt, betont Wolff. Auch eine Behandlung mit Kortison komme infrage. Die Therapie sei allerdings meist mit Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme verbunden und führe fast nie zu einem nachhaltigen Haarwachstum.
Eine weitere Möglichkeit ist die topische Immuntherapie mit einem Kontaktallergen namens Diphencyprone. Diese Chemikalie wird auf die Kopfhaut aufgetragen. Durch die Reizung soll das Haarwachstum wieder angeregt werden. „Im Extremfall kann man davon Ausschlag am ganzen Körper bekommen“, so Wolff.
Therapie mit Nebenwirkungen
Einige Ärzte empfehlen auch die immunsuppressive Behandlung, bei der das Immunsystem mit Medikamenten unterdrückt wird, um so Haarausfall zu verhindern. Patienten werden dadurch aber auch anfälliger für Infekte. Er selbst wende diese Methode nicht an, sagt der Dermatologe, der weiß, dass Betroffene sich oft an jeden Strohhalm klammern.
Oft geraten sie dann an die Falschen. „Es gibt viele Scharlatane“, betont Wolff. Wenn jemand versuche, teure Therapiemethoden zu verkaufen oder Heilung verspreche, sollten die Alarmglocken schrillen.
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