Bierpapst im Podcast

Am fränkischen Bier kommt man nicht vorbei

Matthias Oberth

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9.2.2023, 10:00 Uhr

Wer mit Markus Raupach über Bier spricht, der hört immer wieder den Satz: "Es ist komplex". Doch was soll an einem Getränk komplex sein, das seit über 500 Jahren aus den gleichen Ingredienzien besteht? Hopfen, Malz, Hefe und Wasser in der richtigen Reihenfolge und der richtigen Temperatur zusammengemischt und am Ende kommt Bier heraus.

Wer so simpel denkt, dem ist ein Aufschrei aus dem Kreis der Bierliebhaber sicher. Und das völlig zurecht, sagt Markus Raupach im Podcast "Horch amol". Dort setzt sich der Biersommelier mit den Besonderheiten des Bierbrauens auseinander und, ganz klar, die fränkischen Braustätten stehen im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Schließlich begleitet den heute 49-Jährigen das Thema Bier seit seiner Jugend.

Als gebürtiger Bamberger ist es sich auch nicht ganz sicher, ob er in frühen Jahren statt Muttermilch nicht schon das nahrhafte Getränk gereicht bekam. Über den Gedanken kann er herzhaft lachen, doch was auf jeden Fall der Wahrheit entspricht, ist die Tatsache, dass er in einer Stadt aufgewachsen ist, wo Biergenuss und Kellerbesuch völlig selbstverständlich sind.

"Bierbibel" und "Bierpapst"

"Mir ist erst während dem Studium aufgefallen, dass es für Menschen aus anderen Teilen Deutschlands etwas Besonderes ist, dass wir eine solche Auswahl an Brauereien und Biersorten haben", erinnert sich Raupach. Aus dem "Hobby", seinen Kommilitonen die verschiedenen Braustätten nahezubringen, ist längst sein Beruf geworden. Markus Raupach hat sich als Buchautor einen Namen gemacht und ist gefragter Juror bei Bierverkostungen in aller Welt. Brasilien, Tschechien, Polen, Belgien oder Österreich standen auf der Liste im vergangenen Jahr - und viele, viele Veranstaltungen in Deutschland.

Bei aller Internationalität ist die Liebe zum fränkischen Bier bis heute ungebrochen. Gerade hat er gemeinsam mit Co-Autor Bastian Böttner das Buch "Bierland Franken" herausgebracht. Ein Standardwerk, das in verschiedenen Ausformungen seit 2005 erscheint. Da es gerne als die "Bibel der fränkischen Brauereilandschaft" bezeichnet wird, passt auch der Titel "Bierpapst" ganz gut zu Markus Raupach. Nicht zuletzt, weil er mit seiner dezidierten Meinung zum Thema Bier nicht nur in Franken Gehör findet.

Beispielsweise bei der Frage nach seiner Haltung zu den immer mehr in Mode gekommenen Craft-Bieren. Logisch, "es ist komplex", so Raupach. Die meisten Craft-Biere werden nämlich - entgegen mancher landläufige Meinung - nach dem Bayerischen Reinheitsgebot hergestellt. Mit dem Hopfen, dem Malz, der Hefe und sogar dem Wasser kann allerdings heute so viel angestellt werden, dass am Ende ganz neue Geschmackserlebnisse herauskommen.

Experimente sind willkommen

Natürlich gibt es auch Spezialsude, wo mit allen möglichen Zutaten experimentiert wird und am Ende ein Bier herauskommt. Himbeeren, Maracuja, Pfeffer, Chili, Schokolade oder Brot: Es gibt fast nichts, mit dem vornehmlich junge Brauer nicht experimentieren. Für Markus Raupach ist vollkommen in Ordnung, so lange am Ende auf dem Etikett erkenntlich ist, was verwendet wurde. "Transparenz ist das Wichtigste", meint der Experte und schließlich tragen die neuen Kreationen dazu bei, dass Bier inzwischen richtig "sexy" sei, so seine Erfahrung.

Bier sei inzwischen in die Liga des Weingenusses aufgestiegen, ist Raupach überzeugt. Ein Grund mehr, warum die immer wieder auflodernde Preisdiskussion für ihn kaum verständlich ist. "Bei handwerklich gebrautem Bier ist ein Preis von 20 Euro für den Kasten angebracht", sagt Raupach. Selbst deutlich höhere Preise findet er angemessen, wenn eine entsprechende Leistung dahintersteckt. "Das ist normalerweise auch der Fall", ist er sich sicher.

Frischer Atem für das Bierland

Zudem erinnert er daran, dass noch vor nicht allzu langer Zeit die Brauereien vor allem in Franken als Familienbetrieb geführt wurden. "Da gab es nur Arbeit, Arbeit, Arbeit", macht Raupach klar. Das "Beharrungsvermögen der Patriarchen" habe am Ende dazu geführt, dass viele Brauereien von der Landkarte verschwunden sind. Inzwischen ist eine Art Umkehr feststellbar. Neugründungen und die Übernahme von Brauereien durch die nachfolgende, kreative Generation haben dem Bierland Franken frischen Atem eingehaucht. Fast 300 Braustätten in Ober-, Mittel- und Unterfranken sprechen für sich. Tendenz weiter steigend. Müssen wir uns demnach keine Sorgen um das fränkische Bier machen? "Es ist komplex", lautet die Antwort von Markus Raupach.

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