Schwarzbuch der Steuerzahler

Sündteure Toiletten und ein Christbaum-Schwertransport: Wo in der Region Geld verschleudert wurde

Stefan Blank

Region/Bayern

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17.10.2023, 11:00 Uhr
Der Bau der WC-Anlage am Bahnhofsplatz in Ansbach sei aufgrund der hohen Kosten ein Fall von Steuerverschwendung, meint der Bund der Steuerzahler in Bayern.

© Bund der Steuerzahler in Bayern Der Bau der WC-Anlage am Bahnhofsplatz in Ansbach sei aufgrund der hohen Kosten ein Fall von Steuerverschwendung, meint der Bund der Steuerzahler in Bayern.

Acht Fälle haben die Verantwortlichen des Bunds der Steuerzahler in Bayern für 2023 herausgesucht. Vorgestellt wurden die "Verschwendungsfälle" bei einer Pressekonferenz in Nürnberg. Mit dabei ist auch ein Projekt in Franken: der Bau einer öffentlichen Toiletten-Anlage am Bahnhof von Ansbach. Die Kosten: rund 362.000 Euro.

Wie der Bund der Steuerzahler mitteilt, habe die WC-Anlage am Bahnhofsvorplatz erneuert werden müssen. Nun stehe dort ein etwa sechs Meter langes und vier Meter breites "vollautomatisches" Klo-Bauwerk. Wichtig sei laut Stadtverwaltung gewesen, dass die Anlage barrierefrei, geschlechterneutral und sicher vor Vandalismus sei. Zudem sollen "Verunreinigungen mit verhältnismäßig geringem Aufwand beseitigt werden können".

Aber, das Urteil des Bunds der Steuerzahler in Bayern sieht so aus: "Auch wenn die Notwendigkeit der Errichtung einer neuen öffentlichen Toilettenanlage außer Frage steht, verschlagen die Kosten hierfür vielen Steuerzahlern schon die Sprache. Für 362.000 Euro bekommt man auch im Bahnhofsviertel in Ansbach zu einem Klo zusätzlich noch einige Räumlichkeiten dazu."

Doch die Toiletten-Anlage in Ansbach ist nicht das einzige, was als Steuerverschwendung kritisiert wird. Der Bund der Steuerzahler stößt sich am Neubau des Vorklinikums an der Universität Regensburg für 184 Millionen Euro statt veranschlagter 114 Millionen Euro, an der Sanierung des Staatstheaters in Augsburg, an der Generalsanierung des Landestheaters in Coburg, an dem Bau eines Multifunktionsgebäudes mit Toilette, Lagerraum und Küche für 590.000 Euro im zu Etzelwang gehörenden Kirchenreinbach (Landkreis Amberg-Sulzbach) sowie am Neubau des Strafjustizzentrums in München an.

Von der Münchner S-Bahn-Stammstrecke bis zum Weihnachtsbaum

Weitere Fälle sind der Neubau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke in München sowie zwei wirklich ungewöhnliche Projekte: So wurden in der Stadt Germering im Landkreis Fürstenfeldbruck 5000 Parkscheiben für insgesamt 1011,50 Euro angeschafft. Doch das Werbemittel hatte einen gehörigen Haken, denn die Parkscheiben waren falsch bedruckt und somit nicht nach den Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung gestaltet.

Bleibt noch der Weihnachts-Aspekt in dieser Geschichte. So prangert der Bund der Steuerzahler in Bayern den Aufwand für einen Weihnachtsbaum für den Marktplatz in Oberstdorf im Landkreis Oberallgäu an. Gesamtkosten: rund 25.000 Euro. Kurios dabei ist, dass der überdimensionale Christbaum aus dem Sauerland stammte und mittels Schwertransport etwa 600 Kilometer durch halb Deutschland transportiert worden war. Spott und Hohn waren den Oberstdorfern schon damals sicher.

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