Mops, Miniature Bullterrier oder Sphinx

Süßes Haustier zu Weihnachten? Fränkischer Tierarzt warnt vor Schmerzen, Leid und Qualzuchten

Stefan Blank

Region/Bayern

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7.12.2023, 15:15 Uhr
Hinter niedlichem oder außergewöhnlichem Aussehen stecken oft angezüchtetes Leid und Schmerzen. Die Fellzeichnung dieser Hündin entstand durch den Merle-Faktor, eine Gen-Mutation, die zu Taubheit und Fehlbildungen der Augen führen kann. Auf Grund ihrer Körperproportionen musste sie zudem kastriert werden, da eine Entbindung nur noch per Kaiserschnitt möglich war.

© Landratsamt Ansbach/Veterinäramt Hinter niedlichem oder außergewöhnlichem Aussehen stecken oft angezüchtetes Leid und Schmerzen. Die Fellzeichnung dieser Hündin entstand durch den Merle-Faktor, eine Gen-Mutation, die zu Taubheit und Fehlbildungen der Augen führen kann. Auf Grund ihrer Körperproportionen musste sie zudem kastriert werden, da eine Entbindung nur noch per Kaiserschnitt möglich war.

"Keine Qualzucht unterm Weihnachtsbaum." Was die Wünsche von Kindern nach "besonders niedlich, kindlich oder hilfsbedürftig aussehenden Hunde- und Katzenrassen" zum Weihnachtsfest betrifft, hat Tierarzt Dr. Ralf Zechmeister eine klare Meinung. Der Veterinäramtschef am Landratsamt Ansbach spricht von Schmerzen, Leid und weiteren Schäden, unter denen die Tiere leiden müssen.

Mops, Miniature Bullterrier und Shar-Pei, also chinesische Faltenhunde bei den Hunden oder die Sphinx genannten Nacktkatzen, Schottische Faltohrkatzen oder Perserkatzen mit besonders flachem Gesicht sehr gefragt, erklärt Zechmeister. In einer Pressemitteilung des Landratsamtes erklärt der Tierarzt aber auch, dass diese Rassen mit besonderen Problemen zu kämpfen haben.

Platz und Zeit als Faktoren

"Diese Tiere wirken durch das sogenannte Kindchenschema niedlich, jedoch besitzen sie belastende oder schmerzhafte Rassemerkmale", heißt es in der Mitteilung. "Nacktkatzen haben Probleme bei der Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, Möpse und Miniature Bullterrier häufig Atemnot. Bei der Schottischen Faltohrkatze ist ein Gendefekt vorhanden, der zu dem niedlich aussehenden Knickohr führt. Dieser Gendefekt löst aber auch schwere Gelenkerkrankungen aus."

Bevor Eltern oder Großeltern Jugendlichen oder Kindern ein Haustier kaufen oder einer Anschaffung zustimmen, sollten einige Aspekte gründlich überlegt werden. "Wichtig ist, dass ausreichend Platz und Zeit für das Tier vorhanden sind und die Versorgung auch finanziell sichergestellt wird", teilt das Landratsamt mit.

Zuchtverbot für einige Rassen

Erster Ansprechpartner sollte dabei das örtliche Tierheim sein. Dort freue sich jeder über neue verantwortungsvolle Besitzer für die untergebrachten Tiere. "Soll es doch ein Jungtier aus einer Rassezucht sein, sollte eine Rasse gewählt werden, die gesundheitlich robust und nicht vorhersehbar mit erhöhtem Pflege- und Betreuungsaufwand belastet ist", wird Zechmeister zitiert.

Wichtig ist es dem Veterinäramtschef, Tierfreunde, die über einen Kauf nachdenken, zu informieren. "Katzen mit Faltohren dürfen zum Beispiel in Bayern nicht mehr gezüchtet werden." Und: "Von Käufen über das Internet oder aus dem Kofferraum eines Autos heraus wird dringend abgeraten", heißt es vom Landratsamt. "Katzen- und Hundewelpen sollten bei der Trennung von der Mutter je nach Rasse neun bis zwölf Wochen alt sein, die Besichtigung der Mutter muss ermöglicht werden."

Es droht die Kastration

Dies sei auch einer der Gründe, warum die Mitarbeitenden des Veterinäramts Ansbach ein wachsames Auge auf die Szene habe und die "Vermehrung" dieser Rassen einschränke. "Beliebte Internetportale werden in regelmäßigen Abständen nach unseriösen Züchtungen und auch aus dem Ausland importierten Welpen durchsucht. Bei einem bestätigten Verdacht wird die Zucht untersagt und die betroffenen Tiere müssen in der Regel kastriert werden", erklärt Ralf Zechmeister. Folge ist ein sogenanntes Zwangsgeld, dessen Höhe sich am Gewinn der Nachzucht orientiert.

Was solche Züchtungen für die Tiere bedeuten, erklärt Tierarzt Zechmeister auch noch: "Es ist grausam sich vorstellen zu müssen, zeitlebens zu frieren, an einer Augenentzündung zu leiden, die sich wie ein Sandkorn im Auge anfühlt, oder schon in jungen Jahren an mehreren Gelenken schmerzhafte Arthrose zu entwickeln."

Anfällig für Krankheiten

Bei solchen "Moderassen" sollen die Interessierten sich vorher genau informieren, denn ansonsten kann es auch sehr teuer werden, meint der Veterinäramtschef. Die Rassen "sind signifikant anfälliger für Krankheiten, müssen deswegen häufiger zum Tierarzt und sind somit auch kostenintensiver. Den wirklichen Preis aber zahlen in jedem Fall die betroffenen Tiere in Form von Schmerz, Leid und weiteren Schäden."

Weitere Informationen für zukünftige Tierhalter über Qualzuchten gibt es auch unter anderem im Internet bei der Bundestierärztekammer.

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