Tipps für Mülltrennung

Fränkischer Landkreis macht ernst: Was die "Rote Karte" an der Biotonne bedeutet

Minh Anh Nguyen

zur Autorenseite

21.11.2022, 08:58 Uhr
Zu viele Biotonnen im Landkreis Haßberge wurden in den letzten Tagen mit diesem Anhänger versehen und nicht geleert. Grund dafür sind zu viele Fremdstoffe, die die Kompostierung erschweren.

© Marco Wacker/Abfallwirtschaftsbetrieb Haßberge Zu viele Biotonnen im Landkreis Haßberge wurden in den letzten Tagen mit diesem Anhänger versehen und nicht geleert. Grund dafür sind zu viele Fremdstoffe, die die Kompostierung erschweren.

Der unterfränkische Landkreis Haßberge führte in den vergangenen Wochen großflächige Biomüllkontrollen durch. Grund dafür ist die steigende Nachlässigkeit bei der Mülltrennung, erklärt der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Haßberge (AWHAS). Immer wieder müssen die Beamten verärgert feststellen, dass die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises vermehrt Kunststoff über ihre Biomülltonnen entsorgen.

Doch damit ist nun Schluss: Der AWHAS greift derzeit zu radikalen Maßnahmen und stellt nachlässige Bürger an den Pranger. Biotonnen mit fehlerhaftem Inhalt werden im Landkreis Haßberge jetzt nicht mehr geleert. Neben einer vollen Tonne erhalten die Bürgerinnen und Bürger zudem eine "Rote Karte". Die Bioabfälle müssen dann kostenpflichtig im Kreisabfallzentrum Wohnfurt oder in einem Restmüllsack entsorgt werden, so die Abfallwirtschaft.

Plastikmüll in Kompostprodukten

Ein ähnliches Bild zeichnet sich in Neustadt an der Aisch ab. Dort ergaben Biotonnen-Kontrollen ebenfalls, dass der Anteil an Plastikbeuteln im Biomüll relativ hoch ist. Das Landratsamt Neustadt schätzt den Anteil der Verstöße auf 10 bis 15 Prozent, erklärt ein Sprecher der Stadt auf Anfrage unserer Redaktion.

Dabei handelt es sich meist um Kunststoffbeutel, die fälschlicherweise in der Biotonne landen. Bei groben Verstößen kann die Abfallwirtschaft die Tonne stehen lassen, bis der Bürger seinen Müll nachsortiert hat. Um fehlerhafte Tonnen in Zukunft zu vermeiden, muss das Bewusstsein für die Mülltrennung jedoch deutlich geschärft werden, erklärt der Sprecher.

Die örtliche Abfallwirtschaft empfiehlt, auch die kompostierbaren Bioabfalltüten aus Kunststoff nicht zu verwenden. Grund dafür ist, dass der Bioabfall aus Neustadt vor der Kompostierung zunächst in einer Biogasanlage energetisch genutzt wird. Kunststoff-Tüten können den Vorgang in der Anlage behindern.

Auch hinsichtlich der Kompostierung sind die Beutel problematisch, so das Landratsamt. Der Abbau von als "biologisch abbaubar" zertifizierten Kunststoffbeuteln kann unter realen Kompostierungsbedingungen nicht vollständig gesichert werden. Dadurch kann die Qualität der städtischen Kompostprodukte vermindert werden - so entstehen für die Stadt Absatzprobleme, erklärt der Sprecher.

"Kompostierbare" Kunststoffprodukte? So geht Müllentsorgung richtig

Die Abfallwirtschaften bitten Bürgerinnen und Bürger, grundsätzlich auf "kompostierbare" Kunststoffprodukte in den Biotonnen zu verzichten. Diese bestehen nämlich bis zu 20 Prozent aus Erdölkunststoff, mahnt die AWHAS. Durch die Kompostierung kann das Mikroplastik wieder auf den Äckern und unseren Tellern landen.

Stattdessen kann zum Auskleiden der Sammelbehälter in der Küche auch Zeitungspapier benutzt werden, so die AWHAS. Ebenso eignen sich Bäckertüten zur Entsorgung des Biomülls. Die Verwendung der im Handel oder an Werkstoffhöfen erhältlichen Papiertüten ist zwar erlaubt, da diese jedoch häufig aus Frischfaserpapier und nicht aus recyceltem bestehen, sollte das Zeitungspapier bevorzugt werden, erklärt die AWHAS in ihrer Pressemitteilung.

Bei Fragen bezüglich der Mülltrennung können Bürgerinnen und Bürger sich an ihre örtliche Abfallwirtschaft wenden. Oft finden sich auch Online-Beratungsangebote wie das Müll-ABC der Stadt Fürth oder das Abfallregister der Stadt Nürnberg.