Podcast mit Dr. Peter Bauer

Ein Kämpfer für Patientenrechte und die Pflege

Matthias Oberth

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15.3.2023, 17:02 Uhr

Als die Freien Wähler bei der Landtagswahl 2008 erstmals in den Bayerischen Landtag einzogen, war Dr. Peter Bauer mit von der Partie. Der Zahnarzt aus Sachsen bei Ansbach hatte bis dahin schon reichlich kommunalpolitische Erfahrung als Gemeinde- und Kreisrat und als stellvertretender Bürgermeister gesammelt.

Die Verbindung zu den Wählerinnen und Wählern ist Bauer auch heute noch sehr wichtig. Er möchte wissen, wo den Menschen der Schuh drückt. Vielleicht auch ein Grund, warum er in dieser Legislaturperiode als "Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für Patienten und Pflege" eine Aufgabe mit einem wohlklingenden Titel übernommen hat. "Ich kenne beide Seiten und höre beiden Seiten zu", sagt Bauer im Podcast "Horch amol". Sowohl Patienten und Angehörige von Pflegebedürftigen sind bei ihm mit ihren Sorgen und Nöten an der richtigen Stelle als auch jene Menschen, die in Pflege tätig sind.

Ambulante Pflege deutlich stärken

"Es gibt Erfolge zu verzeichnen", so das Resümee des 74-Jährigen nach knapp fünf Jahren im Amt. Gleichwohl weiß Bauer, dass er keine Gesetze auf den Weg bringen kann und auch die Bereitstellung von finanziellen Mitteln nur im begrenzten Maß möglich ist. Dennoch hat er klare Vorstellungen, wohin die Reise zukünftig gehen muss: "Wir müssen wesentlich mehr Kraft darauf verwenden, die ambulante Pflege zu stärken", so seine Überzeugung.

Auch heute seien es hauptsächlich die Frauen in einer Familie, die sich um die Pflege der Angehörigen kümmern und dafür häufig beruflich kürzer treten oder ihre Arbeitsstelle ganz aufgeben. "Hier entstehen Rentenlücken, die wir schließen müssen, damit aus dieser Pflegetätigkeit am Ende nicht ein echter finanzieller Nachteil entsteht", macht Bauer deutlich. Gleichzeitig hält er es für den richtigen Ansatz, die Menschen möglichst lange in ihrem gewohnten Umfeld zu belassen.

"Wer ins Heim geht, verlässt nicht nur sein Wohn- oder Schlafzimmer, sondern auch alle seine sozialen Kontakte", sagt der engagierte Sozial- und Gesundheitspolitiker. Die ambulante Pflege sollte die Einweisung ins Heim so lange wie möglich hinauszögern, so Bauer. Gleichzeitig verlangt ein solches Vorgehen deutliche Veränderungen im Personalschlüssel der Pflegeheime, wenn dort zukünftig hauptsächlich schwere Pflegefälle aufgenommen werden.

Forderung nach sozialem Pflichtjahr

Damit die Umsetzung gelingt, hat Bauer zwei Vorschläge parat: Ein Grundgehalt von 4.000 Euro für ausgebildete Pflegekräfte und die Einführung eines sozialen Pflichtjahrs nach Beendigung der Schul- oder Ausbildungszeit. "Sterben war früher ein gesamtgesellschaftlicher Vorgang und es ist wichtig, die jungen Menschen wieder an die Lebenswirklichkeit heranzuführen", lautet seine Überzeugung.

Dabei ist Dr. Peter Bauer klar, dass sich der "Pflegenotstand so schnell nicht zum Besseren wenden wird". In seinem Werben um mehr Aufmerksamkeit für die Belange der Pflegenden und der zu Pflegenden will er dennoch nicht nachlassen. Gleichwohl gibt er selbstkritisch zu, dass mit dem Thema "keine Wahlen zu gewinnen sind, was mich sehr schmerzt".

Auch bei einem ganz anderen Thema nimmt Bauer im Podcast kein Blatt vor den Mund. In Sachen Ansiedlung des ICE-Ausbesserungswerks habe er zwar gegen den Standort Raitersaich demonstriert, weil dieser ungeeignet sei, das Werk müsse aber auf jeden Fall im Großraum Nürnberg gebaut werden. Und mit Blick auf das Munagelände bei Feucht sagt er: "Irgendwann muss man die Hosen runterlassen und ich halte diesen Standort für geeignet".

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