Ende und Anfang in der Schwabacher Innenstadt

3.1.2012, 08:00 Uhr
Ende und Anfang in der Schwabacher Innenstadt

© Wilhelm

Die bisherige Mitarbeiter Alfred Dengler und Werner Koch haben zusammen mit dem Betriebswirt Jürgen Rößler die „Eisenhandel Prell GmbH & Co KG“ gegründet, die Immobilie von der Eigentümerfamilie Geinitz gemietet und 12 Mitarbeiter der bisherigen Firma übernommen.

Mit einem 15-köpfigen Team wollen sie „in bewährter Weise weitermachen“, erklärt Alfred Dengler. „Wir sind froh, auch weiterhin den Namen Prell tragen zu dürfen.“ Schließlich habe die Familie Geinitz, der die Firma Prell gehört hat, aus Alters- und nicht aus wirtschaftlichen Gründen ihre Firma aufgegeben. Anlass zu großen Änderungen der Geschäftspolitik bestehe deshalb nicht.

Werner Koch ist seit bereits 31 Jahren bei Prell in der Berlichingenstraße, Alfred Dengler seit 26. Beide in leitender Funktion. Einkauf, Verkauf, Kundenbetreuung: Koch und Dengler kennen den Betrieb in- und auswendig.

Ihre neue Rolle als Geschäftsführer nehmen sie unaufgeregt. Auch am gestrigen ersten Arbeitstag der neuen Firma. „Ich bin mit dem selben Gefühl in die Arbeit gefahren wie in den 26 Jahren zuvor“, sagt Alfred Dengler gelassen. Und Werner Koch wundert sich fast über sich selbst: „Ich hatte gedacht, dass sie etwas ändert, aber das hat es nicht.“

Neuzugang von der IHK

Das Trio der gleichberechtigten Geschäftsführer vervollständigt Jürgen Rößler. „Ich bin der einzige Lehrling“, witzelt er über sich selbst. Er ist zwar tatsächlich der einzige Neue in der neuen Firma, doch spielt er eine wichtige Rolle. Er war 29 Jahre Referatsleiter in der IHK Nürnberg und verfügt über das betriebswirtschaftliche Wissen und die Erfahrung in Personalführung, um eine Firma aufzubauen und ein Team zu leiten.

Rößler ist Denglers Cousin. Zunächst wollte er ihm nur mit ein paar Ratschlägen zur Seite stehen. Dann entschied auch er sich zum Schritt in die Selbständigkeit. Warum? „Einmal im Leben hat man die Chance, in so ein Projekt einzusteigen. Da muss man ja oder nein sagen. Und ich habe ja gesagt.“

Auch Alfred Dengler und Werner Koch hätten das Wagnis, Unternehmer zu werden, nicht eingehen müssen. „Wir hatten beide bereits neue Jobs“, berichtet Koch.

„Das Geschäftsmodell passt“

„Klar trägt man auch das Risiko“, weiß Rößler. „Aber wir sehen vor allem die Chancen. Die Firma ist der Ansprechpartner für Metallwaren in Schwabach. Und das seit 1935. Sie hat einen guten Namen. Das Geschäftsmodell passt.“

„Wir wissen, was wir können“, sagt auch Alfred Dengler. Das sieht auch Werner Koch so: „Wenn ich hier reingehe, weiß ich, was ich zu tun habe.“ Die neue Geschäftsführung setzt auch in dieser neuen Rolle auf ihre bewährten Kollegen: „Wir haben ein gutes Klima im Betrieb. Wir haben auch ganz bewusst jeden gefragt, ob er sich das mit uns vorstellen kann. Alle waren sofort bereit“, freut sich Koch. „Wir haben übernommen, was geht“, erklärt Koch weiter.

Kurz habe man sogar mit dem Gedanken gespielt, die ganze Firma, also auch das Geschäft in der Innenstadt, weiterzuführen. „Aber das erschien uns dann doch eine Nummer zu groß“, erklärt Jürgen Rößler. „Wir konzentrieren uns auf das, was wir leisten können“, ergänzt Alfred Dengler.

Der Name Prell werde auch in Zukunft für Beratung und Kundenorientierung stehen. „Deshalb wird man einen Teil des Sortiments aus dem Laden jetzt in der Berlichingenstraße erhalten“, so Rößler. Zwar keine Elektrowerkzeuge oder Gartengeräte, wohl aber Schrauben und Beschläge. Auch in kleinen Stückzahlen.

„Acht Schrauben für 1,20“

„Vorhin habe ich acht Schrauben für 1,20 Euro verkauft. So wie das bisher im Laden selbstverständlich war. Das wird es auch bei uns jederzeit geben“, versichert Alfred Dengler. Für den Umsatz spielt das zwar kaum eine Rolle. „Aber das ist einfach Kundenservice.“

Goldschlägerhof als Option

Und was wird aus der Immobilie in der Zöllnertorstraße? Seit mittlerweile einigen Jahren wird über das Projekt „Goldschlägerhof“ in diesem Bereich gesprochen (wir berichteten). Unter diesem Titel hatte der Schwabacher Architekt Georg Klemm Ideen für die Neugestaltung und Aufwertung des gesamten Areals entwickelt.

Unter anderem ist an moderne Einzelhandelsflächen gedacht, wie sie auch im von der Stadt in Auftrag gegebenen Cima-Gutachten für die Belebung der Innenstadt vorgeschlagen werden. Entscheidend voran gekommen ist das Projekt aber bisher noch nicht. Projektentwickler Georg Klemm war gestern für eine Stellungnahme zur aktuellen Situation leider nicht zu erreichen.

Kommt nun durch die Aufgabe des Ladens neue Bewegung in die Diskussion? Zum Prell-Grundstück gehören auch weitere Gebäude wie die ehemalige Mälzerei in der Südlichen Mauerstraße. Deshalb spielt es eine Schlüsselrolle.

„Der Goldschlägerhof ist nach wie vor eine wesentliche Option“, erklärt Peter Geinitz und fügt die Einschränkung gleich hinzu: „Wenn sie in absehbarer Zeit umgesetzt wird.“ Näher definieren wollte er gegenüber dem Tagblatt diesen Zeitraum aber nicht.

Warten auf das Urteil

Wie die Chancen dieses Projekt stehen, ist völlig offen. Im Moment spielt die größte Rolle ein wichtiges Nachbargrundstück der Prell-Immobilie, auf dem sich eine ehemalige Goldschlägerei befindet.

Dieses Privatgrundstück sollte verkauft werden. Allerdings machte die Stadt ein Vorkaufsrecht geltend. Der Eigentümer hatte dagegen Einspruch erhoben, der aber vom Amtsgericht Schwabach abgelehnt wurde. Daraufhin hat der Eigentümer Revision eingelegt. Nun wartet man gespannt auf das Urteil des Oberlandesgerichts Nürnberg.

„Wir erwarten es in den nächsten Tagen“, erklärt Schwabachs Wirtschaftsreferent Richard Schwager. Sollte die Stadt auch in zweiter Instanz Recht bekommen, würde das Grundstück an die Stadt gehen.

Unerlässliche Aufwertung

„Dann wären wieder die potenziellen Investoren am Zug“, so Schwager. „Ziel der Stadt ist es, den Goldschlägerhof zu ermöglichen“, macht der Wirtschaftsreferent deutlich. Die Zöllnertostraße soll für Kunden wieder attraktiver, die Frequenz gesteigert werden. „Es steht außer Zweifel“, betont Richard Schwager, „dass dafür der gesamte Bereich aufgewertet werden muss.“

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