Experte rät zur Überprüfung

Corona-Antikörper: Das sagt der Corona-Titer aus

23.10.2021, 10:30 Uhr
Wer über eine Corona-Impfauffrischung nachdenkt, kann zuvor den Titer-Wert ermitteln lassen. Das muss man aber in der Regel selbst bezahlen. 

© Sven Hoppe, dpa Wer über eine Corona-Impfauffrischung nachdenkt, kann zuvor den Titer-Wert ermitteln lassen. Das muss man aber in der Regel selbst bezahlen. 

Für viele Experten ist die vierte Corona-Welle schon da bzw. steht bevor. Viele sind gegen Sars-CoV-2 bereits geimpft oder sind genesen. Sollte jemand der geimpft ist, seine Antikörper überprüfen lassen, Herr Grauer?

Wir hier im Haus haben das gemacht. Wir hatten ein Angebot vom Institut für Virologie, das die Überprüfung im Rahmen eines Forschungsprojektes für uns kostenlos übernommen hat. Es wird auch zunehmend von Hausärzten und Instituten angeboten. Wer es sich leisten kann und Interesse hat, kann das gerne tun. Es gibt vielen Menschen ein Stück Sicherheit, weil sie wissen, dass sie Antikörper haben.

Was bedeutet das?

Wir haben in der Medizin, in der Infektiologie, bisher nicht ausreichend Erfahrung mit diesen Antikörpern. Wir können quasi nur den Analogschluss ziehen zur Hepatitis B-Impfung, bei der wir seit mehr als 30 Jahre Erfahrungen haben - dort hat man über viele Jahre gesagt, dass ein Titer von 100 schützt und hat dann bei Titern unter 100 geimpft. Wir wissen von der Hepatitis B, dass nicht nur die Antikörper, sondern auch die sogenannten B-Zellen eine Immunität herstellen können, die aber sehr aufwendig zu messen ist. Wir nehmen jetzt einfach als Surrogat diesen Titer.

Ab welchem Titer haben Sie ihren Mitarbeitern zur Auffrischung geraten?

Der Ärztliche Direktor des Höchstadter Kreiskrankenhauses, Martin Grauer, rät eindringlich zur Corona-Impfung. 

Der Ärztliche Direktor des Höchstadter Kreiskrankenhauses, Martin Grauer, rät eindringlich zur Corona-Impfung.  © Thomas Welker von Foto Welker, NN

Wir haben unseren Mitarbeitern bei einem Titer unter 100 die dritte Impfung angeboten. Für Ältere über 70 Jahren und Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen empfiehlt die Ständige Impfkommission ja ohnehin eine Auffrischung.

Wer sollte dringend seine Corona-Antikörper überprüfen lassen?

Bevor ich über Auffrischungen rede: Zunächst würde ich Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, empfehlen, doch diese Entscheidung noch einmal kritisch zu überdenken. Wir hier im Haus und auch die Kollegen in den Kliniken in Nürnberg und Fürth sehen leider relativ junge Patienten: 60 Jahre, 30 Jahre, 20 Jahre mit Vorerkrankungen wie Diabetes, Herzkrankheit und leider auch Übergewichtige. Wir hatten den vierten Patienten mit 198 Kilo, wir hatten hier einen mit 135 Kilo plus Erkrankung. Wenn diese Menschen krank werden, haben vor allem sie persönlich ein Problem, aber auch die Pflegenden. Deshalb mein dringender Appell auch an die, die kritisch sind: Wenn jemand älter ist, übergewichtig oder eine chronische Erkrankung hat: Bitte lassen Sie sich impfen. Und für genau diese würde es auch Sinn machen, nach den Antikörpern zu schauen. Wir können jetzt Drittimpfungen machen - und irgendwann werden Corona-Impfungen auf dem Niveau einer Grippe sein. Das hofft man. Aber genaues weiß man nicht.

Wann sind nach einer Impfung Antikörper nachzuweisen?

Zwei bis drei Wochen nach der Impfung sind Antikörper gebildet, dann kann man sie überprüfen lassen. Wir testen hier grob nach drei bis sechs Monaten, weil die Zahl der Antikörper tatsächlich nach unten geht. Bei unseren Mitarbeitern haben wir gesehen, dass Leute mit 250 starten, dann haben sie 120 und dann 60 - und dann bekommen sie wieder ein Impfgebot. Stand heute: Wenn der Titer zu niedrig ist, sollte man den Impfschutz auffrischen. Die üblichen Hygienemaßnahmen sollte man auch bei Impfung immer einhalten.

Betreffen die Impfdurchbrüche dann jene, die eine niedrige Antikörperzahl haben?

Das ist eine spannende Frage. Wir hatten einen, der einen Impfdurchbruch trotz Titer hatte, das ist aber die Ausnahme, nicht die Regel. In der Regel sind es doch eher diejenigen, die keinen Titer oder einen niedrigen Titer haben. Die Impfung schützt nicht zu 100 Prozent, das macht aber fast keine Impfung - aber sie bewahrt in der Regel vor einem schlimmeren Verlauf.

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