Die türkische Opposition hat eine Boykottliste erstellt und Espressolab an deren Spitze gestellt. Unser Bild zeigt die Animation einer Nürnberger Filiale.
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Die türkische Opposition hat eine Boykottliste erstellt und Espressolab an deren Spitze gestellt. Unser Bild zeigt die Animation einer Nürnberger Filiale.

"Völliger Quatsch"

Espressolab auf Boykott-Liste der türkischen Opposition: Das sagt der Nürnberger Manager

Die Verhaftung und Absetzung von Ekrem İmamoglu hat in der Türkei einen Proteststurm entfacht. Der Istanbuler Bürgermeister gilt als größter Widersacher von Präsident Erdogan. Hunderttausende Menschen gehen - trotz offizieller Verbote - auf die Straßen. Laut türkischen Medienberichten ruft der Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei (CHP), Özgür Özel, zu einem Boykott von „regierungsnahen“ Unternehmen und Medien auf. Ganz oben auf der Liste: Espressolab-Ketten, von denen es Filialen in der Region gibt.

"Das ist völliger Quatsch", sagt Jonny Zimmermann, Operational Manager der deutschen Espressolab-Filialen, drei davon in Nürnberg. Espressolab sei keinesfalls regierungsnah, und "Espressolab Germany“ obendrein „ein vollkommen unabhängiges Unternehmen hier in Deutschland“, das nichts mit der türkischen Politik zu tun habe. Es handle sich um ein fränkisches Unternehmen mit klarer regionaler Verankerung. Zimmermann betont: "Wir sind ein Café. Es geht bei uns um Genuss und Qualität."

So kommt Espressolab ins Visier der türkischen Partei CHP

Ein Grund für den Boykottaufruf: Am Tag, als die Hagia Sophia, sie wurde 2020 von einem Museum in eine Moschee zurückverwandelt, für Gottesdienste geöffnet wurde, trank Erdoğan nach dem Gebet im Espressolab Kaffee mit Pressevertretern. Espressolab habe das auf den sozialen Medien auch gepostet. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, dies zu eigenen Werbezwecken zu nutzen und damit auch Erdogan zu unterstützen. Allerdings war der inhaftierte Bürgermeister İmamoğlu auch schon bei Espressolab zu Besuch.

Mit „Birgün“ berichtet ein türkisches Medium, dass Espressolab angeblich Gefälligkeiten von Akteuren aus der türkischen Politik erhalten habe. Auch dazu äußert sich Jonny Zimmermann in Deutschland: „Esat Kocadag hat seinerzeit 30.000 Euro verwendet, um das erste Espressolab-Café in der Türkei zu eröffnen.“ Es sei lächerlich zu meinen, dafür wären Gefälligkeiten des türkischen Präsidenten notwendig.

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