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Streit um geplantes "Philosophenviertel" in Forchheim: Es krachte zwischen Stadträten und Investor

Philipp Peter Rothenbacher

Nordbayerische Nachrichten Forchheim-Ebermannstadt

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24.11.2022, 19:00 Uhr
Auf dem alten Sportgelände von Jahn und ATSV wurde das "Philosophenviertel" geplant.

© Philipp Rothenbacher Auf dem alten Sportgelände von Jahn und ATSV wurde das "Philosophenviertel" geplant.

Denn, wie mehrfach berichtet, tut sich auf dem Gelände an der Jahnhalle seit Jahren nichts – trotz eines bestehenden Bebauungsplans.

Die Mitglieder im Planungs- und Umweltausschuss des Stadtrats gaben dem Bauträger zuletzt ein deutliches Signal: Entweder es wird nach Plan gebaut oder die Stadt hebt den Bebauungsplan auf.

Bis zuletzt hatte der zwischenzeitliche (seit 2020) Hauptbauträger des Projekts, der Wiener Immobilieninvestor Friedrich Scheck, Zeit, zu liefern. Dem Vernehmen nach war der zentrale Streitpunkt, dass er die bisher schon enorme Zahl an geplanten Wohnungen noch einmal erhöhen will. Die Stadträte hatten hingegen klar gemacht, dass sie dafür nicht zu haben seien.

Die genehmigten Pläne sahen (ohne Boardinghouse und Seniorenunterkünften) zusammen rund 320 Eigentums- und Mietwohnungen in rund einem Dutzend Gebäuden vor – samt Parkhäusern, Kita, Arztpraxen, Nahversorger und Café.

Zur Stadtratssitzung am Donnerstagabend kam Scheck nun zusammen mit einem weiteren Geschäftspartner und einem Architekten, um seine neuen Plänen zu präsentieren.

Das will der Investor

Die Verzögerungen in Sachen Baubeginn schob Scheck auf das Lärmschutz-Gerichtsverfahren mit der Firma Loparex, das im Sommer 2022 endete - zugunsten des Philosophenviertels.

Der Zeitplan, den die Planer für das Philosophenviertel jetzt präsentierten:

  • Baubeginn im Mai/Juni 2023
  • Fertigstellung der Rohbauten bis Juni 2024
  • bezugsfertige Übergabe der Wohnungen bis Herbst 2025

Der Architekt wurde in seinem Vortrag nicht müde zu betonen, dass sich "eigentlich nichts wesentlich verändert" habe und der Bebauungsplan eingehalten werde. Allerdings, so der Planer: "Unwirtschaftliche Grundrisse werden optimiert". Eine genaue Zahl von Wohnungen wurde zunächst nicht genannt.

Verärgerte Stadträte

Da wurden viele Stadträte stutzig bis erbost über solche mutmaßlichen Euphemismen: "Das bedeutet deutlich mehr Wohnungen und dem werden wir nicht zustimmen können", so CSU-Rat Holger Lehnard. Bei weniger würden die Wohnungen aber zu teuer, entgegnete Scheck. "Das kann doch keiner von Ihnen im Stadtrat wollen."

Den Vorwurf der Arroganz mussten sich der Investor und seine Delegation danach im Laufe der Sitzung noch öfter gefallen lassen.

Schließlich erklärte der Architekt auf mehrmalige Nachfrage, dass etwas über 30 Wohneinheiten mehr als bisher geplant beabsichtigt seien. Allerdings, und das wurde zwischen den Zeilen deutlich, soll in der Gesamtbetrachtung die Zahl der geförderten Wohnungen massiv erhöht werden: von früher rund 90 auf wohl über 190 Sozialwohnungen.

Dieses "stückchenweise Herausrücken" von Informationen fand Reinhold Otzelberger (CSU) "mehr als hinderlich". Das Gebaren von Scheck sei "nicht allzu vertrauensfördernd", so Manfred Hümmer (FW), "denn letztendlich geht es Ihnen hier doch um die größtmögliche Rentabilität".

Es entbrannte eine äußerst hitzige Debatte samt Vorwürfen der "moralischen Erpressung" (so CSU-Rat Josua Flierl) und der Unmut der Stadträte wuchs. Schließlich schlug OB Uwe Kirschstein (SPD) vor, die Entscheidung über den Aufhebungsbeschluss auf die nächste Stadtratssitzung am 20. Dezember zu vertagen. Und solange hat Scheck nun wieder Zeit, um seine Pläne erneut zu überarbeiten.

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