Rundgang mit Seniorenbeirat

Barrierefreiheit in Gunzenhausen: Es gibt noch viele Hindernisse in der Stadt

vnp

15.1.2023, 11:00 Uhr
Im Rahmen eines vom Seniorenbeirat angeregten Stadtrundgangs wurde unter anderem die Bushaltestelle am Marktplatz auf Barrierefreiheit überprüft.

© Stadt Gunzenhausen, NN Im Rahmen eines vom Seniorenbeirat angeregten Stadtrundgangs wurde unter anderem die Bushaltestelle am Marktplatz auf Barrierefreiheit überprüft.

Seit 2016 fordert das Behindertengleichstellungsgesetz Barrierefreiheit im öffentlichen Raum. Öffentliche Wege, Straßen oder Plätze müssen also auch für Menschen mit Behinderung zugänglich und nutzbar sein. Problematisch ist dabei, dass die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap, aber auch allgemeiner von Älteren oder Menschen mit sonstigen Einschränkungen, jahrzehntelang nur stiefmütterlich behandelt wurden.

Untergeordnete Rolle

Bei der Planung von Verkehrswegen oder Plätzen spielten sie meist eine untergeordnete Rolle oder wurden gar nicht erst berücksichtigt. Gebaut wurde für sehende, nicht behinderte Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, und der Fokus lag oft auf anderen Aspekten. Beispielsweise konzentrierte sich die Planung vielerorts auf die möglichst schnelle Abführung von Oberflächenwasser.

In Gunzenhausen kommt die bestehende Infrastruktur immer wieder auf den Prüfstand, bei Neuplanungen muss Barrierefreiheit berücksichtigt werden, heißt es aus dem Rathaus. Vor Kurzem gab es auf Anregung des Seniorenbeirats wieder einen Rundgang durch die Stadt. Teilgenommen hat neben Thomas Thill und Reinhard Adolphs vom Seniorenbeirat auch Julia Braun, die Behindertenbeauftragte der Stadt Gunzenhausen. Seitens der Verwaltung machte sich Stadtbaumeisterin Simone Teufel ein Bild, vom VdK gaben Dagmar Holl, Gerhard Steingärtner und Reinhold Herzog fachlichen Input.

Es braucht nicht unbedingt einen Praxistest, um hohe Bordsteinkanten oder steile Rampen als problematisch für Rollstuhlfahrerinnen und -fahrer erkennen zu können. Auch Sehbehinderte oder Blinde stolpern leicht über diese Art von Hindernis. Festgestellt wurden solche Mängel zum Beispiel am Oettinger Parkplatz vor der öffentlichen Toilette oder stadteinwärts bei der Querung Richtung Freundschaftsbrücke. Die Lösung: Absenkungen oder Anhebungen der bestehenden Infrastruktur an dieser Stelle.

Kein Platz für den Rollstuhl

Ein Wahrzeichen der Stadt ist die Altmühlbrücke, die aus einer anderen Zeit stammt und nicht für moderne Verkehrserfordernisse gebaut wurde. Dementsprechend eng geht es zu, sowohl auf der Fahrbahn, als auch auf den Gehwegen. Der ein oder andere Rollator oder Rollstuhl hat nicht genügend Platz und müsste bei Benutzung auf die Straße ausweichen. Die Lösung wurde vor ein paar Jahren geschaffen: Die barrierefreie Freundschaftsbrücke, direkt gegenüber. Diese wird aber nicht von allen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern als solche wahrgenommen. Hier könne eventuell eine neue Beschilderung helfen, lautete der Tenor.

Im Marktplatzbereich treffen Autos, Fahrräder und Motorräder auf Fußgänger, Haustiere und Kinderwagen. Parkplatzmarkierungen sollten hier unbedingt eingehalten werden, da sonst der Gehweg verengt wird, waren sich die Teilnehmer des Rundgangs einig. Auch sogenannte "Kundenstopper", mitten auf dem Trottoir platziert, können zur Stolperfalle werden. Hier gilt es, rücksichtsvoll zu agieren und den öffentlichen Raum möglichst freizuhalten. Jedoch kann Barrierefreiheit nicht immer hergestellt werden, bestehende Bausubstanz etwa kann bessere Lösungen verhindern.

Auch der persönliche Sichtbereich wurde beim kleinen Stadtrundgang mehrmals thematisiert, liegt dieser doch beispielsweise bei Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern viel tiefer als bei aufrecht gehenden Menschen. Allerdings werden Verkehrsschilder, E-Ladesäulen oder auch Fahrpläne meist auf Augenhöhe Nichtbehinderter angebracht. Abhilfe ließe sich hier leicht schaffen, die Fahrpläne könnten vergrößert und tiefer gehängt werden.

Viele Hindernisse

"Für Nichtbetroffene ist ein Rundgang zur Überprüfung der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum augenöffnend", betont Thomas Thill, der Vorsitzende des Seniorenbeirats der Stadt Gunzenhausen. "Problematische Stellen werden schlichtweg nicht wahrgenommen." Für Menschen mit Handicap, aber auch für ältere Menschen sowie Familien mit Kinderwagen lauern nach seinen Worten vielerorts Hindernisse und Stolperfallen.

Gemeinsam mit dem VdK wirbt der Seniorenbeirat für einen gleichberechtigten Umgang aller Verkehrsteilnehmer auf dem Marktplatz. Thill erinnerte daran, dass dieser als verkehrsberuhigte Zone ausgewiesen sei, was bedeute, dass Fußgänger und Fahrzeuge gleichrangig sind und sich nicht gegenseitig behindern sollten. Gegenseitige Rücksichtnahme sei hier notwendig.

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