Besuch im Bezzelhaus: Manuel Blenk, Artur Auernhammer, Karl-Heinz Fitz, Helmut Schnotz und Hans Popp (von links) lauschen den Ausführungen von Einrichtungsleiterin Kerstin Becher-Schröder.
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Besuch im Bezzelhaus: Manuel Blenk, Artur Auernhammer, Karl-Heinz Fitz, Helmut Schnotz und Hans Popp (von links) lauschen den Ausführungen von Einrichtungsleiterin Kerstin Becher-Schröder.

Besuch von CSU-Vertretern

Bezzelhaus Gunzenhausen: "Die Jugendhilfe hat derzeit keine Lobby in der Politik"

"Die Jugendhilfe hat derzeit keine Lobby in der Politik", klagt Kerstin Becher-Schröder, die Leiterin der Kinder- und Jugendhilfe Bezzelhaus in Gunzenhausen. Es werde viel über fehlende Kita-Plätze und den Mangel an Lehrkräften in Schulen gesprochen, aber die Unterstützung und Betreuung für Kinder- und Jugendliche mit sozialen und/oder familiären Problemen werde kaum wahrgenommen.

Ohne Fördermittel gar nicht machbar

Die CSU Gunzenhausen organisierte deshalb ein Treffen der Verantwortlichen und Vertretern verschiedener politischer Ebenen. Neben dem Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer, dem Bezirksrat Hans Popp sowie Gunzenhausens Bürgermeister Karl-Heinz Fitz nahmen auch der Direktkandidat für die Landtagswahl, Helmut Schnotz, und CSU-Ortsverbandsvorsitzender Manuel Blenk an dem Treffen teil.

Zu Beginn konnten die Besucher einen kurzen Rundgang durch die derzeitige Baustelle machen. Hier investiert das Bezzelhaus mehr als drei Millionen Euro in neue Wohngruppen für die betreuten Kinder und Jugendlichen. Ohne die großartige Unterstützung mit Fördermitteln von großen Wohltätigkeitsorganisationen wäre, trotz der Eigenmittel des Trägers und zweier Kredite, ein solches Vorhaben überhaupt nicht machbar, erläuterte Becher-Schröder.

Millionenprojekt: So soll das sanierte Bezzelhaus beim Blick von der Luitpoldstraße aus einmal aussehen.

Millionenprojekt: So soll das sanierte Bezzelhaus beim Blick von der Luitpoldstraße aus einmal aussehen. © Planbau Gunzenhausen, NN

Die mittlerweile durch Inflation, aber auch aufgrund des Krieges in der Ukraine von ursprünglich 2,2 über 3,1 auf nunmehr 3,7 Millionen Euro gestiegenen Baukosten seien für einen so kleinen Träger aktuell und auf die nächsten Jahrzehnte eine echte Herausforderung. Daher sei es den Leitungsverantwortlichen auch so wichtig, mit politisch und gesellschaftlichen Verantwortungsträgern über ihre Arbeit und den gesellschaftlichen Auftrag, der dahintersteht, ins Gespräch zu kommen.

Baukosten stiegen auf 3,7 Millionen Euro

Im Anschluss nutzten dann die Vertreterinnen des Bezzelhauses, neben Kerstin Becher-Schröder saßen noch die Bereichsleiterinnen Barbara Hering, Christine Langosch und Helga Guth am Tisch, die Gelegenheit, den politischen Mandatsträgern ihre Probleme zu erläutern.

Das Bezzelhaus betreut 24 Kinder und Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren im stationären Wohngruppenbereich, zusätzlich können noch zwei junge Menschen in Not- und Krisensituationen spontan in Obhut genommen werden. Hinzu kommen 32 Plätze für Kinder ab sechs bis 13 Jahren im teilstationären Bereich der Heilpädagogischen Tagesstätten an den Standorten Gunzenhausen, Treuchtlingen und Weißenburg.

Weiter werden 24 Schüler mit Lerndefiziten in der "offenen Ganztagesbetreuung" betreut. Als weitere Dienstleistung wird eine sogenannte "ambulante Hilfe" in Altmühlfranken, aber auch in angrenzenden Landkreisen angeboten. Dafür stehen Becher-Schröder und ihren Kolleginnen circa 70 Mitarbeitende zur Seite.

Gewalt ist an der Tagesordnung

Ziel sei es, den Kindern und Jugendlichen Struktur im Alltag zu vermitteln und eine Entwicklung zur Ausbildung zu erreichen, erläuterte Barbara Hering. Sie kommen demnach oft aus schwierigen familiären Verhältnissen, in denen oft auch seelische und körperlich Gewalt an der Tagesordnung sei, ergänzte Helga Guth.

"Wir sehen es als Erfolg, wenn unsere Jugendlichen ein Schuljahr bestanden haben oder die Lehre durchgehalten. Auch vor Schwierigkeiten nicht wegzulaufen, ist ein langer Lernprozess", weiß Christine Langosch.

Gegenüber den CSU-Vertretern mahnte Kerstin Becher-Schröder an, dass nach dem Grundsatzprogramm der Partei gleichberechtige Bildungs- und Entwicklungschancen für alle Kinder und Jugendlichen in Bayern die Zielsetzung seien. Für die Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe sieht sie hier noch erheblichen Handlungsbedarf.

Angemessener Umfang und erforderliche Dauer

Gerade bei der finanziellen Ausstattung und Planbarkeit der Belegung gebe es für die Träger eine latente Unsicherheit. "Hilfemaßnahmen müssen in angemessenem Umfang, zum richtigen Zeitpunkt und vor allem mit der erforderlichen Dauer bewilligt und auch finanziert werden", forderte Kerstin Becher-Schröder.

Vor allem der anwesende Kandidat für den Landtag, Helmut Schnotz, nahm diese Ausführungen sehr ernst und sicherte den Vertreterinnen des Bezzelhauses zu, diesen Besuch und vor allem das Gespräch in seine mögliche Arbeit nach München mitzunehmen.

Auch Artur Auernhammer will das Gespräch zum Anlass nehmen, um auf die jeweiligen Fachkolleginnen und -kollegen zuzugehen. "Damit wird nicht morgen alles besser", gestand er ein, "aber nur, wenn es Gespräche wie diese gibt, haben wir die Möglichkeit, die Probleme aus der Perspektive der Betroffenen zu sehen."

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