Das Kloster Heidenheim leidet gewaltig unter der Pandemie

16.2.2021, 06:07 Uhr
Das Kloster Heidenheim leidet gewaltig unter der Pandemie

© Tim Wagner, NN

So zog die Klosterbetriebe Heidenheim GmbH (KBH) sich notgedrungen aus dem 10-jährigen Pachtvertrag mit dem Klostergasthof zurück, und die Zahl der Mitarbeiter wurde auf ein Minimum zurückgefahren, um die Kosten zu drücken. Außerdem mussten die Mitglieder des Zweckverbands Kloster Heidenheim – die Marktgemeinde und der Evangelisch-Lutherische Dekanatsbezirk Heidenheim – ihrer klammen Tochter KBH eine Finanzspritze von jeweils 25 000 Euro verabreichen, um das ambitionierte Projekt am Leben zu halten.

"Uns ging es vor Weihnachten 2020 nicht gut", räumt denn auch KBH-Geschäftsführer Reinhold Seefried auf Nachfrage des Altmühl-Boten unumwunden ein. Und macht dafür mehrere Faktoren verantwortlich, die im Kern allesamt mit der Pandemie zu tun haben.

Nur zwei oder drei Busse

So seien im vergangenen Jahr Veranstaltungen und Tagungen in einem Volumen von rund einer Viertelmillion Euro fest gebucht gewesen – und Corona-bedingt storniert worden. Im ersten Jahr nach der großen Sanierung habe man noch 70 Busse und deren Insassen im Kloster, dem Museum und dem Klosterladen begrüßen dürfen, "letztes Jahr waren es noch zwei oder drei", sagt Seefried.

Das Kloster Heidenheim leidet gewaltig unter der Pandemie

© Foto: Wolfgang Dressler

Im Kloster sollte laut einem Gutachten ein jährlicher Umsatz von etwa 300 000 Euro erwirtschaftet werden, tatsächlich seien es "keine 50 000 gewesen", klagt Seefried. Die Einnahmen im Klosterladen, die 2019 noch bei rund 60 000 Euro gelegen waren, brachen im Corona-Jahr auf 17 000 Euro ein. "Jeder, der eins und eins zusammenzählen kann, weiß, dass das nicht funktionieren kann", sagt der Geschäftsführer, der, wie seine Frau, eine 60- bis 80-Stunden-Woche absolviert – und das jeweils auf 450-Euro-Basis.

Hinzu kam, dass seine GmbH bis Dezember keine finanziellen Corona-Hilfen bekommen konnte, weil eine Kommune zu ihren Teilhabern gehört. Das sei zwar inzwischen anders und erste Gelder auch schon geflossen, "aber wir hatten 2020 nur drei normale Monate", und weil man erst im Frühjahr 2019 die Arbeit aufgenommen habe, natürlich auch kein Polster, von dem man hätte zehren können. Kurz, so Seefried: "Zum Jahresende ging es uns mehr als schlecht."

"So gut angelaufen"

Heidenheims Bürgermeisterin Susanne Feller beklagt ebenfalls die Tiefschläge, die das Covid-Virus dem ambitionierten Klosterprojekt verpasste. "Dabei ist es so gut angelaufen", erinnert sie sich an die ersten Monate im Jahr 2019. Die Seminare seien gut gebucht gewesen, der Gasthof habe regen Zuspruch gefunden. "Die Entwicklung im Ort ist durch das Kloster gepusht worden", ist sich die Rathaus-Chefin sicher. Und ärgert sich, dass die jüngste Entwicklung "Wasser auf die Mühlen der Gegner des Klosterprojekts ist".

Einer von denen ist seit jeher der Gemeinde- und Kreisrat Reinhard Ebert. Zwar beteuert der streitbare ÖDP-Mann, dass er sich "nicht über die Situation freue", betont aber im gleichen Atemzug, dass er mit seiner Skepsis Recht behalten habe: "Die kommen auf keinen grünen Zweig."

Das Virus habe seiner Ansicht nach die prekäre Lage nur beschleunigt, "aber bis März 2020 gab es kein Corona, und schon in diesem ersten Jahr hatte das Klosterprojekt keine Erfolge zu verzeichnen". Die Resonanz auf das Klosterprojekt sei "schwach gewesen, und das, obwohl es doch am Anfang am interessantesten" ist.


Schon Mitte 2019 benötigte das Kloster einen Zuschuss


Er sieht Klosterladen und Museum als "zum Scheitern verurteilt", fragt am Telefon rhetorisch: "Was gibt es in dem Laden, was es anderswo nicht gibt?" Und auch sein Urteil über das Museum fällt vernichtend aus: "Es fehlt einfach an Exponaten, da ist man ja in einer halben Stunde durch!" Über Vergleiche mit dem Bürgermeister-Müller-Museum in Solnhofen oder dem Römermuseum in Weißenburg, die ebenso wie die Heidenheimer Einrichtung einen Betriebskostenzuschuss vom Landkreis erhalten, kann er nur lächeln: "Das sind Museen von Weltruf!"

KBH-Geschäftsführer Seefried nimmt Ebert dabei ausdrücklich in Schutz: "Der hat fast umsonst gearbeitet, an ihm liegt es nicht. Er hat Kontakte und bemüht sich sehr." Für Ebert heißt das aber auch: Wenn eine Einrichtung trotz eines solchen Engagements nicht funktioniere, "macht das ja alles noch schlimmer".

"Auf kleiner Flamme"

Dass die KBH sich nun aus der Gastronomie zurückziehe und sich "auf kleiner Flamme" auf das Kloster konzentriere, hat nach Ansicht des ÖDP-Mannes vor allem einen Grund: "Die lassen das weiterlaufen, damit die Zuschüsse fließen."

Seefried freilich hat da wesentlich ambitioniertere Ziele – und blickt schon in die noch immer sehr unsichere Zukunft: "Wir warten jeden Tag darauf, dass wir wieder loslegen können", sagt er. Und er sei "zuversichtlich", in Heidenheim noch allerhand bewegen zu können – beispielsweise mit einer neuen Konzertreihe, in deren Rahmen unter anderem Viva Voce und die Nürnberger Percussion-Zauberer von "Beatronome" gastieren sollen.


Im März 2019 war das Kloster feierlich eingeweiht worden


Die bewährten Mittwochs-Veranstaltungen sollen baldmöglichst wieder aufgenommen werden, und Seefried freut sich, dass für heuer trotz aller Unsicherheiten "schon 20 Tagungen mit jeweils 60 bis 100 Leuten fest gebucht sind". Erst vor wenigen Tagen habe er zudem erfahren, dass der brandneue Radler-Jakobsweg von Nürnberg nach Konstanz auf seine Initiative hin tatsächlich über Heidenheim führen soll, und er setzt darauf, dass auch viele fest vereinbarte Kooperationen – etwa für Klausurtagungen der Ärzte des Klinikums Altmühlfranken – schon bald mit Leben erfüllt werden.

Dann, so sagt er, werde es natürlich auch wieder eine enge Kooperation mit dem Klostergasthof geben, von der beide Seiten profitierten: "Der Gasthof braucht uns, und wir brauchen den Gasthof."

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