Finnland trifft auf Franken

"Gankino Circus": Das erste Kulturschmankerl-Konzert 2023 war ein voller Erfolg

Csilla Balázs

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13.3.2023, 18:58 Uhr
Ihre Liebe zu den Finnen konnte die Band "Gankino Circus" im Forsthaus einem vollen Konzertsaal vermitteln. Das Konzert war ausverkauft. Foto: Csilla Balász

© Csilla Balász, NN Ihre Liebe zu den Finnen konnte die Band "Gankino Circus" im Forsthaus einem vollen Konzertsaal vermitteln. Das Konzert war ausverkauft. Foto: Csilla Balász

Die Band "Gankino Circus” gastierte am Freitagabend, 10. März, in Treuchtlingen und eröffnete mit einem launigen Abend die diesjährige Kulturschmankerl-Serie. "Gankino Circus” - Das sind vier junge Musiker aus Dietenhofen - Simon Schorndanner, Maximilian Eder, Ralf Wieland, Johannes Sens- und andererseits vier sorgfältig konstruierte Gestalten, die sich im Rampenlicht der Kleinbühne, wo Realität und Fiktion in raffinierter Weise zusammenschmelzen, in Alteregos der Darsteller verwandeln.

"Gankino” hat mit einem Kino übrigens nichts zu tun: Die ehemaligen Straßenmusiker haben aus ihren Wanderschaften auf dem Balkan neben dem musikalischen Gut und dem Know-How der Interaktivität zwischen Darsteller und Zuhörer auch den Namen eines bulgarischen Volkstanzes nach Hause mitgebracht.

Ein glückliches Volk

Die professionelle Musik, welche die vier Franken spielen, ist ebenfalls vielschichtig und bunt, wie ein Patchwork. Das neue Bühnenprogramm "Bei den Finnen” ist eine Produktion, in der vor allem im ersten Teil des Programms, die aus einer Finnlandreise mitgebrachte finnische Volksmusik dominiert: Sie wurde künstlerisch aufgesaugt und für das eigene Programm aufbereitet, weil sie hochgeschätzt und geliebt wurde.

Inwieweit die Franken das Wesentliche und das Authentische der finnischen Seele ergreifen konnten, das können freilich am ehesten die Finnen selbst beurteilen. Dieses kleine Volk, welches nach dem "World Happiness Report" (zu deutsch: "Welt-Glücks-Bericht”) der Vereinten Nationen 2022 schon zum fünften Mal in Folge als das allerglücklichste Volk ermittelt wurde und unter 150 glücksehnenden Ländern auf dem ersten Platz landete. Für manch einen Franken sind die finnischen Bräuche und Kultur nur wenig bekannt - Gankino Circus baute hier eine Brücke.

Die Erlebnisse der Franken aus Dietenhofen bei den Finnen wurden in die universelle Sprache der Musik gelungen übersetzt. Die musikalische- anekdotische Zusammenfassung der Eindrücke war, vor allem in der ersten Stunde der Produktion, großartig. Sie streifte die vorchristliche Sakralität der alten finnischen Volksliedern, war kontemplativ-meditativ, etwas trüb und romantisch-träumerisch zugleich, alles im allem, emotional tief berührend. Selbst Lieder mit finnischen Texten konnte das verzauberte Publikum mit einem "Fühldenken” mühelos dekodieren und mitfühlen.

Auch die Bühnenbeleuchtung, für die sich Treuchtlingens Bühnenmeister Thomas Erdinger verantwortlich zeichnete, imitierte die Welt der nordischen Polarlichter geschickt. Das fränkische Quartett hat die Stimmung des Publikums mit großer Professionalität gelenkt, sie nach dem subtileren ersten Teil des Programms nach der Pause mit den Klängen und Melodien der finnischen Polkas und Tangos mit Sibelius, Rock’n'Roll, Gitarren-, Klarinetten- und Akkordeonsounds, sowie feuerigen Rythmen und Takten angeheizt.

Die Stimmung wurde mit humorvollen Anekdoten aus dem finnischen Alltag angeheizt, mit den energetisierenden Rythmen des Trommlers, Johannes Sens, gesichert und von Simon Schorndanner (Saxophon und Klarinette) gesteigert. Maximilian Eder machte sich als Akkordeonist und "Finnenflüstler” einen Namen, und Ralf Wieland, führte das Publikum als Hauptgeschichtenerzähler und Gitarrist durch den Abend.

Wer mit Tanzen ohne Ende und mit einem hemmungslosen Feiern rechnete, hat an diesem Abend stattdessen etwas Feineres bekommen: Die Finnen, beziehungsweise die Liebe zu den Finnen haben die Franken aus Dietenhofen im besten Sinne des Wortes rübergebracht.

Gute Laune, Tanzen und Klatschen fehlte selbstverständlich auch an diesem Abend nicht. "Schräg, furios, eigenartig, witzig, poetisch, extravagant, ideenreich, melancholisch, wunderlich, mitreißend, berührend, magisch, musikalisch” - das sind nur einige Qualifikationen, welche von anderen Medien bis jetzt für das Quartett gegeben wurden – und zurecht! Das neue Programm beinhaltete all dies und es war auch noch etwas mehr: Es entstand eine ganz besondere, fränkisch-finnische Magie und ein Austausch an Energien, der nur live erlebt werden kann.

Die Produktion war auch für diejenigen absolut genießbar, die das Fränkische oder das Finnische kaum oder nicht muttersprachlich sprechen. Die berühmten Worte Goethes bekamen hier eine neue Färbung: "Jede Provinz liebt ihren Dialekt; denn er ist doch eigentlich das Element, in welchem die Seele ihren ersten Atem schöpft.”

Waren die Dietenhofener Musiker allerdings vom Fernweh heimgesucht, haben sie einen Teil davon, was sie gesucht haben, in Finnland anscheinend gefunden. Band und Publikum haben im Treuchtlingener Kulturzentrum Altes Forsthaus am 10. März glücklich und ausgelassen zusammengeatmet, auf den Flügeln der finnisch-fränkischen Musik zusammen geträumt und in Erinnerungen geschwelgt.

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