Jeden 3. Donnerstag "Offener Austausch"

Gemeinsam gegen Krebs: In Altmühlfranken gibt es nun ein neues Angebot

Isabel-Marie Köppel

Lokalredaktion Gunzenhausen

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21.2.2022, 17:49 Uhr
Bianka Lechner ist die Selbsthilfegruppe "Offener Austausch" eine echte Herzensangelegenheit. Für das erste Treffen hat sie Filzmäppchen als kleines Geschenk organisiert. Dort kann der Impfausweis oder der Nachsorgekalender aufbewahrt werden.

© Isabel-Marie Köppel, NN Bianka Lechner ist die Selbsthilfegruppe "Offener Austausch" eine echte Herzensangelegenheit. Für das erste Treffen hat sie Filzmäppchen als kleines Geschenk organisiert. Dort kann der Impfausweis oder der Nachsorgekalender aufbewahrt werden.

In Deutschland erkrankten im Jahr 2018 498.000 Menschen neu an Krebs, ist dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums zu entnehmen. Im Onkologischen Zentrum des Klinikums Ansbach erhalten über 1000 neue Patientinnen und Patienten jährlich diese Diagnose, berichtet Bianka Lechner.

Die Pleinfelderin arbeitet dort als Koordinatorin und stellvertretende Leitung und weiß, dass diese Diagnose viele mit einem "Todesurteil" verknüpfen. Schließlich starben laut Krebsinformationsdienst vor 1980 mehr als zwei Drittel aller Krebspatienten an ihrer Erkrankung. Heutzutage könne mehr als die Hälfte auf dauerhafte Heilung hoffen. Um diesen Menschen und auch ihrem Umfeld bestmöglich zu helfen, hat Bianka Lechner eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen.

Denn die letzte Gruppe hat sich in Gunzenhausen vor ein paar Jahren aufgelöst. Um diese Lücke für den Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen wieder zu füllen, gründete Lechner den "Offenen Austausch" am 1. Januar 2021. Nun konnten sich die zehn Teilnehmenden, die sich aufgrund der Pandemie bisher nur via Videoschalte sahen, endlich persönlich treffen. Zudem hatten sich auch zwei, drei neue Interessierte angekündigt.

Vom Teenager bis zur 80-Jährigen

Zehn mag angesichts der vielen Betroffenen wenig klingen, doch Lechner, die auch schon am Klinikum in Weißenburg gearbeitet hat, hält dagegen: "Das ist kein Thema, das man sofort auf der Straße erzählt." Die Hürde, sich zu überwinden, Hilfe zu suchen, sei bei den meisten groß. Wichtig ist der 36-Jährigen, dass der Name "Offener Austausch" wirklich gelebt wird: "Wir haben kein festes Konstrukt. Jeder darf kommen – vom Teenager bis zur 80-Jährigen." Das Angebot der Gruppe gehe über OP und Chemotherapie hinaus, auch Angehörige, Freunde oder Nachbarn von Krebserkrankten seien stets willkommen.

Ziel sei es, allen den Zugang zu möglichst vielen Informationen zu verschaffen. "Und ich kann da in einen riesen Topf langen; das ist das Schönste", sagt Lechner strahlend, die ursprünglich Medizinische Fachangestellte gelernt und sich dann mehrfach weitergebildet hat. Durch ihre 13-jährige Berufserfahrung im onkologischen Bereich an verschiedenen Stationen in den beiden Landkreisen ist sie bestens vernetzt und kann oft unbürokratisch Hilfe leisten. Ob es nun um eine Ernährungsberatung geht, Rehasport, fachärztliche Beratung oder eine Perücke.

Als sich die Selbsthilfegruppe noch online traf, waren auch schon verschiedene Ärzte und Gastredner eingeladen, erzählt sie. Lechner richte sich auch immer nach den Bedürfnissen und Wünschen der Teilnehmenden. Das solle beibehalten werden. So will sie nach dem Vorbild des "Mama-Schiffs" – in Ansbach gibt es so eine Gruppe unter dem Namen "Offene Begegnung" schon seit 2015 – etwa gemeinsame Koch- oder Malkurse anbieten.

Krebserkrankung nicht totschweigen

"Ziel ist es, mehr Lebensqualität zu schaffen", sagt Lechner. Selbsthilfe und professionelle Hilfe griffen hier ineinander. Früher habe es solche Formate nicht gegeben, eine Erkrankung wurde häufig "totgeschwiegen". "Frauen haben sich Tempos in den BH gestopft, nur um den Anschein nach außen zu wahren", berichtet sie.

Schnell klar wird in dem Gespräch, dass Bianka Lechner eine wahre Überzeugungstäterin ist. In ihrer Rolle am Ansbacher Klinikum koordiniert sie nicht nur, sie hat nach wie vor direkten Patientenkontakt. Auch wenn es komisch klingt, sie "liebt" es, Krebserkrankte zu begleiten, sagt sie: "Zu sehen, wie sich jemand entwickelt, daran wächst und den Weg mitzugehen, bis jemand wieder nach Hause darf – das macht mich so stolz."

Die Selbsthilfegruppe "Offener Austausch" trifft sich ab sofort jeden dritten Donnerstag im Monat um 18 Uhr in Gunzenhausen. Die AWO stellt dafür ihre Räumlichkeiten (An der Stemme 16) zur Verfügung. Wer erstmals an einem Treffen teilnehmen möchte, soll sich bei der Kiss-Kontaktstelle für den Landkreis unter Telefon 09141/9762172 oder per E-Mail weissenburg@kiss-mfr.de anmelden.

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