Das Andenken in Ehren halten

In Treuchtlingen wurde eine Ludwig-Fels-Gesellschaft gegründet

tk

21.6.2022, 05:58 Uhr
Der neue Verein möchte das Andenken an den in Treuchtlingen geborenen Schriftsteller in Ehren halten. 

© Sieghard Hedwig, NN Der neue Verein möchte das Andenken an den in Treuchtlingen geborenen Schriftsteller in Ehren halten. 

Es gibt eine neue kulturelle Organisation in der Region: In Treuchtlingen hat sich eine Ludwig-Fels-Gesellschaft (LFG) gegründet. Ihr Ziel ist es, über die Stadt hinaus das Andenken an den 1946 in Treuchtlingen geborenen und 2021 verstorbenen Schriftsteller und dessen Werk zu pflegen und zu fördern.

Ein Treuchtlinger und zwei Weißenburger

Zum ersten Vorsitzenden des Literaturvereins, der noch in das Vereinsregister eingetragen werden muss und sich obendrein um die Gemeinnützigkeit bemüht, wurde der emeritierte Wirtschaftsprofessor Dr. Friedrich Kugler gewählt. Zu seinem Stellvertreter bestimmten die Gründungsmitglieder den Weißenburger Eugeniusz Bratkowski, als Schriftführer fungiert der ebenfalls in Weißenburg lebende SZ-Journalist Uwe Ritzer.

Uwe Ritzer, Eugeniusz Bratkowski, Friedrich Kugler und Peter Schnell organisierten gemeinsam einen musikalisch-literarischen Abend, in dessen Mittelpunkt der 2021 verstorbene Treuchtlinger Autor Ludwig Fels stand. Hier: Uwe Ritzer und Eugeniusz Bratkowski.

Uwe Ritzer, Eugeniusz Bratkowski, Friedrich Kugler und Peter Schnell organisierten gemeinsam einen musikalisch-literarischen Abend, in dessen Mittelpunkt der 2021 verstorbene Treuchtlinger Autor Ludwig Fels stand. Hier: Uwe Ritzer und Eugeniusz Bratkowski. © Markus Steiner, NN

Zuletzt hatte das Trio (gemeinsam mit dem bei der Gründung verhinderten Peter Schnell) in Kuglers Schallplatten Café Vinylla Fudge in Treuchtlingen einen vielbeachteten Ludwig-Fels-Abend gestaltet, bei dem sie Texte des vielfach preisgekrönten Autors mit Rockmusik verknüpft hatten, die in den Werken des seit 1983 in Wien lebenden Schriftstellers stets eine große Rolle spielte.

"Die große Resonanz an diesem restlos ausverkauften Abend und die begeisterten Reaktionen im Anschluss haben uns motiviert, die unter uns schon länger kursierende Idee einer Ludwig-Fels-Gesellschaft umzusetzen", so Kugler. Diese verstünde sich zwar als eine in Fels‘ Heimatregion verwurzelte, grundsätzlich aber nicht auf Treuchtlingen oder den Landkreis beschränkte Organisation.

"Wir sind offen für jeden, der sich mit dem Werk und dem Wirken von Ludwig Fels beschäftigen will oder unsere geplanten Aktivitäten unterstützen will", sagte der Vorsitzende, der ebenso wie alle anderen Funktionsträger einstimmig gewählt wurde. "Jeder kann Mitglied werden." Der Jahresbeitrag wurde mit 30 Euro bewusst niedrig angesetzt.

Die neue Ludwig-Fels-Gesellschaft steht auch in enger Verbindung mit Rosa Fels, der in Wien lebenden Witwe des Autors. Sie begrüßt die Vereinsgründung ausdrücklich und freut sich nach eigenem Bekunden über die Würdigung, die ihr Mann als literarische Persönlichkeit posthum erfährt.

Treuchtlingen, seine Heimat

Fels wuchs bekanntlich in prekären Verhältnissen in Treuchtlingen auf, wo er auch seine ersten literarischen Gehversuche unternahm. In der Frühphase seines Schaffens fiel er als "Arbeiterdichter" auf, eine Klassifizierung, die er fälschlicherweise nie loswurde.

Als Autodidakt entwickelte sich Fels vor allem nach seinem Umzug nach Wien zu einem von Literaturexperten im gesamten deutschsprachigen Raum für seine Sprachkraft vielfach gewürdigten Schriftsteller. Er schrieb zahlreiche Gedichtbände, Romane und Erzählungen, Theaterstücke und Hörspiele, und heimste obendrein so viele Stipendien und Preise ein, wie nur wenige andere Literaten.

Mit seiner fränkischen Heimat fremdelte Fels über viele Jahre (und diese mit ihm), ehe der Weißenburger Alexander-Döderlein-Kulturpreis (1995), der Literaturpreis der Treuchtlinger Hirschmann-Stiftung (2009) und der Wolfram-von Eschenbach-Preis (2011) für eine Wieder-Annäherung sorgten.

Zu Fels bekanntesten und meist gerühmten Werken zählen der auch verfilmte Roman "Ein Unding der Liebe", die Erzählung "Der Himmel war eine große Gegenwart", und der Tagebuchroman "Die Parks von Palilula". Sein Werk "Die Reise zum Mittelpunkt des Herzens" war für den deutschen, sein letztes Werk "Mondbeben" für den österreichischen Buchpreis nominiert.

Forschung, Unterstützung und Events

Die neue Ludwig-Fels-Gesellschaft hat sich vorgenommen, das literarische Werk des Schriftstellers zu pflegen und zu erforschen. Dazu sollen nicht nur Lesungen und kulturelle Veranstaltungen gehören; auch der Aufbau eines Archivs zu Person und Werk, sowie die Unterstützung von Aktivitäten Dritter, die sich mit Fels und seiner Arbeit beschäftigen, ist geplant.

"Wir haben uns satzungsmäßig bewusst einen großen Spielraum gelassen, um uns nicht zu sehr einzuschränken und Ideen Raum zu geben", so Kugler, der selbst aus Treuchtlingen stammt und heute in Markt Berolzheim lebt. "Wir verstehen die LFG auch als Ansprechpartnerin und Unterstützerin für Dritte." So auch für die Stadt Treuchtlingen, die zuletzt beschlossen hat, einen Platz nach Ludwig Fels zu benennen und aktuell über ein passendes Denkmal für den vielleicht bekanntesten Sohn der Stadt nachdenkt.

Nähere Informationen und eine Kontaktaufnahme zur Ludwig-Fels-Gesellschaft sind möglich über Prof. Dr. Friedrich Kugler (Hauptstr. 39, 91757 Treuchtlingen) oder per Mail an kugler@vinyllafudge.de.

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