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Lebensbedrohlicher Virus in Mittelfranken aufgetaucht: Mann mit Borna-Virus infiziert

Wolfgang Dressler

Altmühl-Bote

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21.11.2023, 15:27 Uhr
Feldspitzmäuse und deren Ausscheidungen können nach aktuellem Forschungsstand das Borna-Virus übertragen.

© imago images/IPON / Dr. Henning Vierhaus (FLI) Feldspitzmäuse und deren Ausscheidungen können nach aktuellem Forschungsstand das Borna-Virus übertragen.

Jährlich werden weniger als zehn Fälle in Deutschland gemeldet, eine überwiegende Mehrheit davon aus Bayern. Ursprünglich war das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) als Erreger der Borna’schen Krankheit, einer Tierseuche bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren in Mitteleuropa, bekannt. Im Jahr 2018 wurde das Borna-Virus zum ersten Mal als Ursache von schweren Gehirnentzündungen beim Menschen identifiziert. Wie das Landratsamt in Weißenburg weiter mitteilt ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon) Virusreservoir für BoDV-1. Infizierte Feldspitzmäuse scheiden das Virus unter anderem über Kot, Urin und Speichel aus, ohne selbst zu erkranken.

Wie genau erfolgt die Übertragung?

Laut LGL kann eine Übertragung des Virus nach aktuellem Forschungsstand durch den Kontakt zur Feldspitzmaus und/oder deren Ausscheidungen erfolgen. Der genaue Übertragungsweg von der Feldspitzmaus auf den Menschen ist aber nicht bekannt. Laut Robert Koch-Institut (RKI) kommt das Borna-Virus in weiten Teilen Bayerns endemisch in Feldspitzmäusen vor.
Gesundheitsamt und Veterinäramt sind vor Ort intensiv mit der Klärung eines möglichen Infektionsweges befasst und stehen in engem Kontakt mit den Expertinnen und Experten des LGL.

  • Das LGL wie auch andere Fachbehörden empfehlen grundsätzlich, den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden und folgende Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
  • Lebende oder tote Spitzmäuse sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden.
  • Sollten Spitzmäuse im häuslichen oder Arbeitsumfeld identifiziert werden, gilt es, ihre Nahrungsquelle herauszufinden und sie ihnen zu entziehen. Spitzmäuse akzeptieren zum Beispiel im Außenbereich angebotenes Hunde- oder Katzenfutter. Auch Komposthaufen oder andere Abfälle können durch das reiche Nahrungsangebot an Insekten für Spitzmäuse interessant sein.
  • Generell sollen Orte, an denen ein Kontakt mit den Ausscheidungen von Spitzmäusen auftreten kann, wenn möglich (auch) von spielenden Kindern gemieden werden. Arbeiten dort, vor allem mit Staubentwicklung (Kehren), sollten nur unter den entsprechenden Hygiene- bzw. Vorsichtsmaßnahmen erfolgen. Dies sind etwa Straßenböschungen, Steinmauern, Hecken oder generell auch Schuppen oder andere für wildlebende Kleintiere zugängliche Gebäudeteile.
  • Spitzmäuse sollten nicht als Haustiere gehalten werden.

Weitere Informationen bietet das LGL im Internet auf seiner Homepage.

Zudem gibt das Landratsamt Empfehlungen für die Beseitigung von toten Spitzmäusen, Ausscheidungen und Reinigung:

  • Sollten Sie in Ihrem Wohn- oder Arbeitsumfeld eine tote Spitzmaus finden (wenn etwa eine Katze diese ins Haus gebracht hat), sollte der Tierkörper schnellstmöglich sicher beseitigt und kontaminierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger gesäubert werden.
  • Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung möglichst einen eng anliegenden Mundnasenschutz oder eine FFP2-Maske.
  • Besprühen Sie dann die tote Spitzmaus und deren mögliche Ausscheidungen zunächst gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel. So verhindern Sie, dass bei der Entsorgung bzw. Reinigung virusbeladener Staub aufgewirbelt wird.
  • Nehmen Sie die tote Spitzmaus in einer über die Hand gestülpten Plastiktüte auf, verschließen und entsorgen Sie diese mit dem Hausmüll.
  • Duschen Sie sofort nach staubigen Arbeiten (inklusive Haare waschen) und waschen Sie die benutzte Kleidung.

Sehr seltene Tierart

Woran erkennt man eine (Feld-)Spitzmaus? Sie hat deutlich spitzere Nasen bzw. Gesichter als echte Mäuse. Zudem zeichnet sie sich durch einen stechenden Geruch sowie relativ kleine Augen und Ohren aus.

Feldspitzmäuse sind insgesamt sehr selten. Sie leben auf Brachgebieten, das können Straßenböschungen, Steinmauern oder unter Hecken sein. Sie sind scheu und nachtaktiv, Begegnungen zwischen Feldspitzmaus und Mensch sind eher selten. Mit der Feldspitzmaus eng verwandt sind Garten- und Hausspitzmaus. Die Feldspitzmaus kann anhand ihrer zweifarbigen Färbung mit deutlicher Grenze zwischen Ober- (grau/braun) und Unterseite (weiß) von der Garten- und der Hausspitzmaus unterschieden werden. Es ist bisher unbekannt, ob auch die Garten- oder die Hausspitzmaus BoDV-1 übertragen können.

Besorgte Bürgerinnen und Bürger können sich per E-Mail an servicestelle@lgl.bayern.de wenden.