Das Landratsamt legt los

Schutz für Wiesenbrüter: Warum das Storchenbiotop in Gunzenhausen bald beweidet werden soll

7.1.2025, 15:00 Uhr
Teil des landkreiseigenen Vogelschutz-Programms: Das Storchenbiotop in Gunzenhausen (unten) wird ab Frühjahr 2025 beweidet, um hier den Lebensraum für Wiesenbrüterarten zu optimieren.

© Limes-Luftbild.de Teil des landkreiseigenen Vogelschutz-Programms: Das Storchenbiotop in Gunzenhausen (unten) wird ab Frühjahr 2025 beweidet, um hier den Lebensraum für Wiesenbrüterarten zu optimieren.

Nach einer fünfstündigen Marathon-Sitzung hatte der Kreistag im Februar 2025 in der Gunzenhäuser Stadthalle ein Leuchtturm-Projekt des Naturschutzes in Altmühlfranken zum Einsturz gebracht: Mit der denkbar knappsten Mehrheit von 30 Ja- gegen 30 Nein-Stimmen war das mit rund 10 Millionen Euro unterfütterte Wiesenbrüter-Projekt "Chance.Natur" gescheitert - maßgeblich an Landrat Manuel Westphal und seinen CSU-Parteifreunden.

In den vergangenen Monaten nun hat die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen gemeinsam mit den unterschiedlichen Verbänden und dem Wasserwirtschaftsamt Ansbach das eigene Aktionsprogramm für den Wiesenbrüterschutz im Landkreis weiterentwickelt. Das ließ jüngst die Kreisbehörde per Pressemitteilung wissen.

Zwischen Trommetsheim und Muhr am See befindet sich ein wichtiger Lebensraum für Wiesenbrüter

Entlang der Altmühl, insbesondere zwischen Trommetsheim und Muhr am See, befinde sich demnach ein wichtiger Lebensraum für Wiesenbrüter. Der Landkreis habe zum Erhalt der bedrohten Vogelarten ein Aktionsprogramm ins Leben gerufen, das gemeinsam mit den wichtigsten Akteuren aus der Region entwickelt wurde. Der Landkreis unterstütze die Maßnahmen über das Natur- und Umweltprogramm.

Gemeinsam mit den Akteuren - wie zum Beispiel der Wasserwirtschaft, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV), dem Landschaftspflegeverband (LPV) sowie den Landnutzern wie Jägern, Landwirten und Fischern - will der Landkreis den Wiesenbrüterschutz optimieren, heißt es.

"Auch wenn wir uns als Landkreis nicht am stark diskutierten Naturschutzgroßprojekt ,Chance.Natur – Lebensraum Mittelfränkisches Altmühltal‘ beteiligen, gehen wir doch einen gemeinsamen Weg, um den Lebensraum der Wiesenbrüter zu verbessern", sagt die Vorsitzende des Gunzenhäuser Jagdvereins, Diana Oster. "Beim Aktionsprogramm, das der Landkreis nun gemeinsam mit uns Landnutzern umsetzt, ziehen wir alle an einem Strang."

So seien gemeinsam mit dem LPV zwei weitere Beweidungsflächen geplant: Zum einen werde das Storchenbiotop bei Gunzenhausen ab Frühjahr 2025 beweidet, um hier den Lebensraum für Wiesenbrüterarten zu optimieren. Eine Fläche zwischen Gundelsheim und Wachstein an der Altmühl, die bereits seit rund zwei Jahren beweidet wird, solle ausgedehnt werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen sollen im Frühjahr 2025 erfolgen.

Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen soll klimaresilient werden und damit indirekt auch den Wiesenbrütern helfen. Das ist die Antwort von Landrat Manuel Westphal auf das abgeschmetterte Projekt Chance.Natur. Unser Bild zeigt den Altmühlsee und die teilweise überschwemmten Feuchtwiesen des Wiesmet.

Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen soll klimaresilient werden und damit indirekt auch den Wiesenbrütern helfen. Das ist die Antwort von Landrat Manuel Westphal auf das abgeschmetterte Projekt Chance.Natur. Unser Bild zeigt den Altmühlsee und die teilweise überschwemmten Feuchtwiesen des Wiesmet. © Limes Luftbild Service

Das Wasserwirtschaftsamt Ansbach plane zum Beispiel durch das Anlegen von Mulden auf staatlichen Flächen, den Lebensraum der Wiesenbrüter zu optimieren. Durch die Muldenstrukturen werde eine Fläche geschaffen, die mehr Feuchtigkeit halten könne und somit ein optimales Lebenshabitat für die Vogelart bilde. Auch Gehölzpflegemaßnahmen an Heckenstrukturen abseits der Altmühl bei Ehlheim und Meinheim seien im Frühjahr 2025 geplant.

Fallen gegen Fuchs, Waschbär und andere Bodernraubtiere

Die Optimierung des Lebensraums in Bezug auf Brutplatzmöglichkeiten und Nahrungssuche ist nur eine der Hauptmaßnahmen des Aktionsprogramms Wiesenbrüterschutz, teilt das Landratsamt mit. Gemeinsam mit der Jägervereinigung aus Weißenburg und dem Jagdverein Gunzenhausen habe man zudem das Prädationsmanagement ins Auge gefasst. In Abstimmung mit den Jägern beschafft der Landkreis Fallen, um Fuchs, Waschbär und andere Bodenraubtiere als natürliche Fressfeinde der Wiesenbrüter im Hauptgebiet entlang der Altmühl stärker zu bejagen. Die Fallen werden Anfang des Jahres 2025 ausgegeben.

Gemeinsam mit dem LBV werden zudem Gelegeschutzzäune beschafft, die während der Brutzeit in Absprache mit den Flächennutzern aufgestellt werden sollen. Damit könne man die Gelege vor Bodenprädatoren wie dem Fuchs schützen. "Wir als LBV sprechen für den Wiesenbrüter und sind froh, dass der Landkreis uns bei den Planungen involviert und wir bei der Verbesserung der Lebensbedingungen aktiv mitwirken können", sagt dazu LBV-Gebietsbetreuer Christoph Beckenbauer. "Eine große Bedrohung geht für Wiesenbrüter von Bodenprädatoren wie dem Fuchs aus. Um die Wiesenbrüter zu schützen, muss eine Bejagung erfolgen, die wir als LBV in der Form, wie es derzeit geplant ist, auch unterstützen."

Auch die Landwirtschaft sei als wichtiger Landnutzer bei den Planungen weiterer Maßnahmen involviert, so das Amt. Bei einem Austausch sei von Seiten des Bayerischen Bauernverbands (BBV) die Idee ins Spiel gebracht worden, eine Verbindung zum Projekt "Klimaresilienz in Altmühlfranken" zu schaffen. So könnte man entlang der Altmühl die verschiedenen Bewirtschaftungsmethoden mittels Bodenbeprobungen analysieren, ähnlich wie es bereits bei der "Klima-Landwirtschaft" geschieht. Mit den Erkenntnissen könnte man die Bewirtschaftungsmethoden in Verbindung mit den bestehenden Fördermöglichkeiten so anpassen, dass der Lebensraum davon profitiere.

Während einer Infofahrt zum Projekt "Klimaresilienz in Altmühlfranken", bei der unter anderem auch die Wässerwiesen bei Forchheim besucht wurden (wir berichteten), sei auch deutlich geworden, dass durch solche Maßnahmen ein optimales Habitat für die bedrohten Vogelarten entstehen könne, heißt es in der Mitteilung.

In den Wässerwiesen finden sich demnach ebenfalls diverse Wiesenbrüterarten. Im Gegensatz zu den Flächen an der Altmühl, die bei ergiebigem Niederschlag wochenlang unter Wasser stünden, könne das Wasser bei den Wässerwiesen aufgrund des Graben- und Steuerungssystems schneller wieder ablaufen. Laut Angaben eines Landwirts, der das System bei der Infofahrt vorstellte, steht das Wasser, wenn gewässert wird, dort nur einige Zentimeter hoch auf den Wiesen und versickert schnell im Boden. Von den Maßnahmen, die beim Projekt "Klimaresilienz in Altmühlfranken" geplant sind, soll auch der Lebensraum der Wiesenbrüter verbessert werden.

Ein wichtiger Teil des Maßnahmenplans ist auch die Besucherlenkung. Die Beschilderung zum Wiesenbrüterschutz soll bereits Anfang 2025 optimiert werden. Neue Schilder, die über das Verhalten im Wiesenbrütergebiet informieren, sind derzeit genauso in Abstimmung wie allgemeine Informationstafeln zu den Vogelarten. "Die Besucherlenkung wollen wir auch gemeinsam mit den Kommunen, die im Gebiet liegen, umsetzen. Wir sind auf einem sehr guten Weg, den Wiesenbrüterschutz im Landkreis voranzutreiben", erklärt Landrat Manuel Westphal.

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