Tourismusbericht

So entwickelt sich Treuchtlingens Tourismus weiter

2.7.2021, 06:01 Uhr
Im Treuchtlinger Tourismus ging in den letzten Monaten von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt einiges voran.

© Archivfoto: Patrick Shaw Im Treuchtlinger Tourismus ging in den letzten Monaten von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt einiges voran.

Im Corona-Jahr 2020 effektive Marketingmaßnahmen für die Stadt Treuchtlingen zu ergreifen, hat sich dort als schwierig herausgestellt. So räumte es nun bei einer Sitzung des Kulturausschusses Stefanie Grucza ein, Chefin der Kur- und Tourismusinformation in der Altmühlstadt. Aufgrund der schwer einzuschätzenden Lage habe man sich mit einem „leisen Grundrauschen“ begnügt, dafür aber intern einiges zu Wege gebracht.

Keine Betriebe mussten schließen

Wie aufgrund der Pandemie nicht anders zu erwarten war, sind den Worten der Leiterin gemäß die Übernachtungszahlen 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebrochen. Bei den Privatvermietern sogar um fast 40 Prozent, gut 17 waren es im gewerblichen Bereich. Insgesamt galt es einen Rückgang um 7566 auf 30.944 Übernachtungen zu verzeichnen.


Wie gelingt dem Treuchtlinger Tourismus ein Renaissance?


Die Infrastruktur aber habe diesen Seitenhieb gut weggesteckt: „Erfreulicherweise musste niemand seinen Betrieb aufgeben. Die Touristinfo konnte keinen Rückgang der Bettenzahl verzeichnen.“ Im ersten Quartal vergangenen Jahres sei es noch gelungen, die Werbetrommel zu rühren – wie etwa bei der Caravan-, Motor- und Touristikmesse in Stuttgart oder der Freizeitmesse in Nürnberg. Danach habe es dank Corona keine Messeaktivität mehr geben können, dafür sei ein Instagram-Kanal ins Leben gerufen worden.

Wohnmobil-Stellplatz ist beliebt

Aufwärts ging es Grucza zufolge bezüglich des Wohnmobil-Stellplatzes. Dort konnte das erste Mal sei 2016 wieder die Übernachtungsmarke von 20.000 geknackt werden, wie die Statistik ausweist. Sie spricht auch davon, dass immerhin ein einziges Kurparkkonzert der Stadtkapelle stattfand. „Im Herbst gab es noch drei Kulturschmankerl, aber die Schlossweihnacht fiel dann wieder aus“, bedauerte die Kur- und Tourismuschefin, „das ist fast noch deprimierender als die Übernachtungsstatistik.“

In diesem Jahr nun gelte es „nach dem abgeschlossenen Markenentwicklungsprozess die Marke zum Leben zu erwecken“. Seit April hätten sich dies Zielgruppen-Workshops auf ihre Fahnen geschrieben. Im Blick verschiedene Tourismus-Grundtypen: die rüstige Rentnerin, die sich was gönnen will sowie das agile Ehepaar in den Mittfünfzigern, die freiheitsliebende Wohnmobilfahrerin oder „der moderne Familienvater auf der Suche nach coolen Erlebnissen vor Ort“. So werde zielgerichtetes Marketing ermöglicht, führte Grucza aus.

Neuer Logos dürfen sich nun die Stadtwerke, der Bauhof, die Bibliothek und die Feuerwehr erfreuen. Ende Mai entstand eine Fotoserie mit über 300 Bildern, für die 20 Models zur Verfügung standen. Die Attraktionen Treuchtlingens wurden dabei in Kombination mit Freizeitaktivitäten von Yoga bis Mountainbiking in Szene gesetzt.

Wo sollen die Gäste schlafen?

Einen Imagefilm gibt es nun auch schon – am Markenfilm wird noch gefeilt. Nun gelte es das Tourismuskonzept strategisch weiter auszuarbeiten. Ein Mosaik sei hier das Anbieten „außergewöhnlicher Übernachtungsmöglichkeiten“. Beispielsweise in einem im Norden des Kurparks angedachten „Glampingdorfs“ oder im Schlaf-Cube auf dem Areal der Burgruine. Hier sei die erste Buchung schon erfolgt – weitere Anfragen gäbe es schon.

Zu tun gibt es überhaupt noch viel. Anzupacken gilt es Grucza gemäß weiterhin etwa den barrierefreien Ausbau der kurörtlichen Infrastruktur sowie der touristischen Angebote und dabei auch die Allergiker nicht zu vergessen. Ebenso sollten die Ortsteile stärker in Wert und in Szene gesetzt werden. Und es heiße die Möglichkeiten der Saisonverlängerung auszuloten. Aber bei alldem „die Verträglichkeit für alle“ nicht aus den Augen zu verlieren – für Bürger und Touristen, für Flora und Fauna.

Potenzielle Thermengäste

Wie die Zielpersonen auch geartet sein mögen, müsse man sie alle als „potenzielle Kunden der Therme“ betrachten. Ihr gelte es „möglichst viele Gäste zuzuspielen.“ Kulinarisch könne sich dem Altmühltaler Lamm vermehrt die Treuchtlinger Bratwurst hinzugesellen. Ebenso sei es einer Überlegung wert, ob Treuchtlingen nicht eine „CittaSlow“ werden wolle.

Auch an Grundlegendem ließe sich noch weiter feilen: „Viele Touristen wissen oft gar nicht, wo unser Stadtkern ist“. Die Mountainbike-Kooperation mit Pappenheim und Solnhofen nehme immer stärkere Konturen an – für 2022 sei die Beschilderung geplant. Der Gesundheitstourismus soll in jenem Jahr auch mit einem Gastspiel von Fußballstar Philipp Lahm neuen Auftrieb bekommen.

Wanderwege um Treuchtlingen werden neu konzipiert – ebenso wie ein Leitsystem in der Stadt, unter anderem mit „digitalen Touch Points“ . Die Umsetzung dürfte allerdings 93.000 Euro kosten, die aber komplett förderfähig seien: „Das brauchen wir ganz dringend!“ legte das System Grucza dem Ausschuss ans Herz.

"Die Marke muss von allen gelebt werden"

An vielen weiteren Stellschrauben hat sie gedreht. Zum Beispiel wurde das Mitteilungsblatt der Stadt umgestaltet und wird künftig vierteljöhrlich mit dem Titel „Weitblick“ erscheinen. Derzeit werde auch an einer Wirtschaftsbroschüre namens „Achtsam wachsen“ gearbeitet. „Eine tolle Arbeit mit kleinem Budget“, lobte Bürgermeisterin Kristina Becker das Engagement.

„Es macht einfach Freude, die neue Marke umzusetzen“, ergänzte Grucza. Seitens des Gremiums war die Rede von einer Aufbruchstimmung. Für die könnten Ausschuss und auch Stadtrat sowie die Bürger selbst sorgen, forderte die Rathauschefin auf. Denn „die Marke muss von uns allen gelebt werden!“