Fotos vom Fest

So liefen die Feier des Dorffestes und der Grenzumritt in Wettelsheim

Jürgen Leykamm

25.7.2022, 15:00 Uhr
Begeistert wurden die Flurumreiter nach ihrem sechsstündigen Ritt wieder in Wettelsheim empfangen.

© Jürgen Leykamm, NN Begeistert wurden die Flurumreiter nach ihrem sechsstündigen Ritt wieder in Wettelsheim empfangen.

Seit etwa 800 Jahren sind in Franken die Feldgeschworenen als "Hüter der Grenzen" unterwegs. Eine große Rolle spielen die "Siebener" somit bei den Grenzumritten, die in Wettelsheim im Zwölfjahresturnus (allerdings nicht ununterbrochen) stattfinden. Das erste Mal war es 1794 so weit. Die elfte Auflage klang nun im Rahmen des 41. Dorffestes aus – Und das wurde zu einem Aufeinandertreffen der Traditionen, die alle begeisterte.

Rund 30 adrette Reiter

In großer Vorfreude erwarten die Einheimischen und Gäste schon vor acht Uhr das Eintreffen der insgesamt rund 30 adretten Reiter mit ihren schön geschmückten Pferden.

Jene beiden, welche die Kutsche der Ehrengäste transportieren dürfen, haben sogar ein paar Rosen in die Mähne geflochten bekommen. Für Fotografen eine wunderbare Motivlandschaft.

Nur gilt es einen Tipp zu beherzigen – "nicht so nah hinters Pferd!", erklingt er auch schon. Befolgt man ihn nicht, kann das Licht schnell ausgehen. Dann würde der Knipsende auch die Startmusik mit der einheimischen Feuerwehrkapelle glatt versäumen, die zur Veranstaltung auf ihren musikalischen Leiter verzichten muss.

Denn Günter Schwimmer sitzt selbst hoch zu Ross und wartet auf das Startsignal: "Ich lasse heute spielen." Derweil steigt die Zahl der Pferdeäpfel auf der Marktstraße. Nicht immer gelingt das Ausweichen.

Erste Station: Wettelsheimer Keller

"Sind alle da?", fragt der Organisator in die Runde: der Siebener und ehemalige Ortssprecher Werner Föttinger. Bald darauf wird zum Auftakt "Lobet den Herren" intoniert. Den Segen zum Ritt erteilt Pfarrerin Manuela Reißig: "Möge Euer Weg Euch freundlich entgegenkommen und der Wind Euch den Rücken stärken! Mögt Ihr ein Lied auf den Lippen haben und Gedanken des Friedens in Eurem Sinn!"

Bevor es losgehen kann, würdigt auch Landrat Manuel Westphal den Traditionsreichtum als ein Fundament, auf dem man guten Gewissens die Zukunft und mit ihr neues angehen könne. Das letzte Wort hat dann der dienstälteste Siebener Ernst Auer: "Hebt hoch die Fahnen wie schon unsere Ahnen!", gibt er das Startsignal, bevor sich der Zug mitsamt der Vertreter der Ortsvereine in Bewegung setzt – Verheiratete und Ledige reiten hier übrigens getrennt mit.

Mit dabei ist auch Bürgermeisterin und Schirmherrin Kristina Becker, die sich von ihrer Tochter Elisabeth deren Sachsen-Anhaltiner Wallach namens "Kolibris Konrad" ausgeliehen hat. Am Wettelsheimer Keller ist aber schon wieder Schluss für die Rathauschefin – es wartet ein weiteres geschichtliches Datum: das Feiern des 50-jährigen Landkreisjubiläums.

Bei der Begrüßung der Reiter sechs Stunden später ist sie aber wieder mit von der Partie – diesmal im Dirndl statt in Reiterhosen. Mit Bläserklängen und Gewieher zieht der Tross ein, der ohne Unfall heil ankommt, weswegen Föttinger "Nun danket alle Gott" anstimmen lässt.

Die Hitze machte einigen zu schaffen

Der hat vielleicht auch seine segnende Hand im Spiel, als ein Teilnehmer zu Pferd immer bleicher im Gesicht wird. Die Hitze fordert ihren Tribut. Schnell wird er vom Sattel gehoben und ihm eine Flasche Wasser gereicht, worauf er wieder aufblüht. Eine Schrecksekunde ist überstanden.

Auch die Schirmherrin will um das sich aufdrängende Thema der an diesem Tage zusammenfindenden Traditionen keinen Bogen machen. Gerade in einer Zeit voller Ungewissheiten seien sie von besonderer Bedeutung. So Becker, während ein Pferd scheinbar applaudierend mit den Hufen scharrt.

Föttingers Appell: "Haltet das Brauchtum hoch, damit es auch in zwölf Jahren einen Grenzumritt geben kann". Der jetzige hätte eigentlich schon letztes Jahr stattfinden sollen, wurde aber aus Pandemiegründen verschoben.

Küchle kamen dem Dorffest zugute

Nach dem Erklingen der Nationalhymne geht das Geschehen nahtlos ins Dorffest über: mit Dorfexpress, Hüpfburg, "Hau den Lukas" und Luftballonwettbewerb. Und natürlich ist für das leibliche Wohl bestens gesorgt.

Unter anderem mit Striezel und Küchle. Verkauft werden sie vom Team aus "Wiesers Küchlebäckerei", gebacken aber haben sie die Dorffrauen – und auch der Erlös kommt vollständig dem Dorffest zugute.

Glücklich und zufrieden zeigt sich am Ende der Wettelsheimer Ortssprecher Matthias Strauß. "Anfangs war ich schon etwas nervös", gesteht er angesichts des Aufwands und der Risiken bezüglich der Doppelveranstaltung. "Aber jetzt bin ich froh, dass alles wunderbar geklappt hat!"

Keine Kommentare