
Angst vor Badeverboten
SPD-Politiker sorgt sich wegen Blaualgen: Ist der Altmühlsee bald kein Badegewässer mehr?
Blaualgen verderben den Badespaß: Im vergangenen Jahr hat besonders der Altmühlsee darunter gelitten. Wochenlang musste das Gesundheitsamt im Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen wegen der sogenannten Blaualgenblüte Badewarnungen oder gar -verbote aussprechen. Für den SPD-Landtagsabgeordneten Harry Scheuenstuhl ist das ein untragbarer Zustand: Wenn dieser Trend anhält, so befürchtet er, könnte der Altmühlsee als Badegewässer nicht mehr lange bestehen bleiben.
In einer Pressemitteilung äußert Scheuenstuhl seine Sorge über die drohende Sperrung der Badeufer aufgrund massiver Blaualgen-Vorkommen in Mittelfrankens beliebten Gewässern. Bei den anstehenden sommerlichen Temperaturen könnten Cyanobakterien - auch Blaualgen genannt -, die bei warmem Wetter und Nährstoffüberladung durch die Landwirtschaft wachsen, das Wasser verunreinigen und gesundheitsschädlich machen.
An insgesamt 50 von 139 Badetagen waren die Strände in Muhr am See, Wald und Schlungenhof für Badende gesperrt
Scheuenstuhl fragte deshalb beim Bayerischen Umweltministerium nach. Demnach seien im vergangenen Jahr vier der zehn mittelfränkischen EU-Badegewässer stark betroffen waren, vor allem der Altmühlsee.
Unter anderem wollte der SPD-Politiker von der Behörde wissen, wie viele Badeverbote in Kalendertagen von den Landratsämtern ausgesprochen worden waren. Die Zahlen für den Altmühlsee sind ernüchternd: Im Jahr 2024 waren die drei Seezentren Muhr am See, Wald und Schlungenhof im Schnitt an insgesamt 50 von 139 Badetagen aufgrund Blaualgen komplett geschlossen. Die offizielle Badesaison startete bei dieser Rechnung am 15. Mai und endete am 30. September. Muhr am See und Schlungenhof waren mit jeweils 64 Sperrtagen dabei sogar deutlich stärker betroffen als die Seestelle in Wald mit 20 Sperrtagen, rechnet Scheuenstuhl vor. Seine Analyse ergibt, „dass bei anhaltendem Trend der Altmühlsee als Badegewässer nicht mehr lange bestehen könnte“.
Während der restlichen Zeit hätten die Gesundheitsämter meist vom Baden abgeraten, heißt es weiter. Falls gefährliche Blaualgenkonzentrationen kontinuierlich festgestellt werden, können Warnungen oder Badeverbote behördlich ausgesprochen werden, schreibt Scheuenstuhl: „Eine Abmeldung des Gewässers als EU-Badestellen droht dann nach vier Betrachtungsjahren, was weitere negative Folgen für den See haben könnte.“
Diese Verbote schadeten nicht nur dem Tourismus, sondern auch der lokalen Fischerei, betont Scheuenstuhl. Das Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten bestätigte ihm eine Stagnation bei Übernachtungen im Fränkischen Seenland, die im Sommer 2024 um etwa ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurückgingen. Auch Tagesreisen und Umsätze in Gastronomie, Einzelhandel und bei Freizeitanbietern gingen zurück. Der Fischereiverband berichtete Scheuenstuhl, dass auch die Zahl der verkauften Angelkarten hierdurch abnimmt.
Der SPD-Politiker fragte nach eigenen Angaben beim Umweltministerium nach Lösungsmöglichkeiten gegen die Abwärtsspirale. Die Antworten seien jedoch allgemein gehalten, Verantwortlichkeiten würden auf andere Ministerien abgewälzt, teilt er mit.
Für Scheuenstuhl ist klar: „Die Badenden, der Tourismus und die Umwelt leiden. Sauberes Wasser und keine weiteren Badeverbote müssen das Ziel sein.“ Er fordert daher, an langfristigen, wirksamen Lösungen gemeinsam mit der Landwirtschaft zu arbeiten, damit die beliebten Seen wieder unbeschwert genutzt werden können.
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