Mitmachaktion des LBV

Stunde der Wintervögel: Diese seltenen Arten waren in Altmühlfranken zu beobachten

vnp

13.2.2023, 18:58 Uhr
Im Landkreis ist bei der "Stunde der Wintervögel" auch ein Grauspecht beobachtet worden - eine Art, die wohl nur eingefleischten Vogelbeobachterinnen und -beobachter kennen, sagt LBV-Kreisvorsitzender Sebastian Amler.

© Rosl Roessner/LBV-Bildarchiv, NN Im Landkreis ist bei der "Stunde der Wintervögel" auch ein Grauspecht beobachtet worden - eine Art, die wohl nur eingefleischten Vogelbeobachterinnen und -beobachter kennen, sagt LBV-Kreisvorsitzender Sebastian Amler.

Die Ergebnisse der 18. "Stunde der Wintervögel" vom bayerischen Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz) und seinem bundesweiten Partner NABU lassen aufhorchen: Nur knapp 30 gefiederte Besucher pro Garten haben die rund 21.000 Beobachterinnen und Beobachter in Bayern im Durchschnitt zu Gesicht bekommen, die niedrigste Zahl seit Beginn der Aktion. Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen kommt in diesem Jahr mit rund 34 Vögeln pro Garten dabei überdurchschnittlich weg, teilte Sebastian Amler, der Vorsitzende der LBV-Kreisgruppe mit.

Zahl schwankt

Ähnlich niedrige Zahlen vermelden auch andere Länder Europas. Grund zur Sorge sei das nicht unbedingt, heißt es weiter. Denn besonders im Winter schwanke die Zahl der Vögel in den Gärten stark. "Die Besuche an den Futterstellen im Siedlungsraum sind abhängig von der aktuellen Witterung, aber auch vom Nahrungsangebot in den umliegenden Wäldern und sogar in den nördlichen Ländern Europas. Von dort können nämlich Wintergäste nach Bayern einfliegen", erklärt LBV-Biologin Angelika Nelson.

Der Haussperling flattert bereits zum fünften Mal in Folge an die Spitze der Top 10 der am meisten gemeldeten Vogelarten, gefolgt von Kohlmeise und Feldsperling. Besonders freuen konnten sich viele Teilnehmer über vermehrte Sichtungen von Zaunkönig und Wintergoldhähnchen, denen die milden, schneefreien Winter womöglich zugutekommen.

Bei der größten jährlichen Mitmachaktion zur Vogelzählung bekommen Naturschützer in Bayern, aber auch in ganz Deutschland, Österreich, Tschechien und der Schweiz einen Überblick, wie es den Vögeln im Siedlungsraum geht. Bayern liegt mit durchschnittlich 30 gefiederten Besuchern pro Garten unter dem bundesweiten Durchschnitt von 33. Nur in der Schweiz (40) konnten Teilnehmer im Mittel mehr Vögel beobachten. In Tschechien (28) und Österreich (26) bekamen die Menschen sogar noch weniger Vögel pro Garten zu Gesicht.

Landkreis machte mit

Im Landkreis machten dieses Jahr 232 Menschen mit, teilte Kreisvorsitzender Amler mit. Dabei wurden in 147 Gärten 4909 Vögel gemeldet. Die Top 5 der gemeldeten Vögel bleibt dabei im Vergleich zu 2022 identisch. Der Haussperling kann einen leichten Aufwärtstrend verzeichnen und steht auf Position eins, kommt aber trotzdem nur in weniger als 70 Prozent der Gärten im Landkreis vor. Auffällig sei auch ein Abfall der durchschnittlichen Anzahl beim Feldsperling um rund 21 Prozent.

Der Haussperling, auch unter dem Namen Spatz bekannt, flatterte bereits zum fünften Mal in Folge an die Spitze der Top 10 der am meisten gemeldeten Vogelarten.

Der Haussperling, auch unter dem Namen Spatz bekannt, flatterte bereits zum fünften Mal in Folge an die Spitze der Top 10 der am meisten gemeldeten Vogelarten. © Zdenek Tunka/LBV-Bildarchiv

Amler rät daher zur natur- und vogelfreundlichen Gartengestaltung: "Haus- und Feldsperling gehören eigentlich in jeden Hinterhof. Mit einem nicht ganz so aufgeräumten Garten, einer heimischen Wildhecke sowie einer Futterstelle und samentragen Wildpflanzen kann jeder unseren Spatzen etwas Gutes tun."

Auf den hinteren Rängen gebe es jedoch einige Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr: Waldarten wie Buntspecht, Kleiber, Eichelhäher und Buchfink zeigten sich in diesem Jahr auch im Landkreis weniger häufig.

Viele Stieglitze

Dafür sei heuer der Vogel des Jahres 2021, das Rotkehlchen, wieder häufiger in den heimischen Gärten zu sehen und auch der Erlenzeisig habe es in die Top 10 geschafft, teilte Amler mit. Erfreulich sei außerdem die Zunahme der Stieglitzmeldungen um 67 Prozent. Er schafft es auf Platz elf. "Der Stieglitz konnte somit seit 2021 ganze acht Plätze nach oben klettern und bestätigt auch bei uns im Landkreis den bayernweiten Trend."

Die Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachter im Landkreis sahen heuer auch einen Birkenzeisig.

Die Vogelbeobachterinnen und Vogelbeobachter im Landkreis sahen heuer auch einen Birkenzeisig. © Dr. Christoph Moning/LBV-Bildarchiv, NN

Auch einige besondere Sichtungen gab es im Landkreis: "Kleinspecht, Mittel- und Grauspecht sind Arten, die wohl nur eingefleischten Vogelbeobachterinnen und -beobachter bekannt sind", schreibt Amler. "Erfreulich, dass in diesem Jahr drei dieser Spechte im Zuge der Stunde der Wintervögel gemeldet werden konnten." Auch ein gemeldeter Waldkauz sowie ein Birkenzeisig verdienten Beachtung.

Dass die Zahl der Vögel in den Gärten über die Jahre abnehme, könne verschiedene Gründe haben, weiß LBV-Biologin Nelson: "Schneearme, milde Winter werden immer häufiger. Bergfink, Erlenzeisig und Wacholderdrossel finden in ihren skandinavischen Brutgebieten ausreichend Nahrung und kommen nicht zu uns nach Mitteleuropa."

Wenig Waldvögel

Am Zählwochenende machten sich heuer auch Waldvögel rar. Die Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels sorgen immer häufiger dafür, dass Baumarten wie Eiche, Buche und Fichte sehr viele Früchte und Samen produzieren. "Wenn Eicheln und Bucheckern in Fülle im Wald liegen und nicht von Schnee bedeckt sind, zieht es Buchfink, Eichelhäher und Gimpel zur Nahrungssuche nicht in die Gärten”, erklärt Nelson.

Spitzenreiter in den Gärten und auf den Balkonen des Freistaats sind wie üblich Standvögel. Das sind Vogelarten, die sich das ganze Jahr über in Bayern aufhalten. Einmal mehr positioniert sich der Spatz auf Platz eins: In gut jedem zweiten Garten zählten die Teilnehmer der 18. "Stunde der Wintervögel" im Schnitt fünf Haussperlinge. Im Landkreis sind es sogar acht im Durchschnitt.

"Wir dürfen uns von diesen Ergebnissen jedoch nicht täuschen lassen. Die Anzahl der Spatzen nimmt regional noch immer stark ab" erklärt Nelson. Wenn es darum geht, welcher Vogel in den meisten Gärten vorkommt, hat die Kohlmeise den Schnabel vorne: In neun von zehn Gärten konnten Naturfreunde diese Meise beobachten.

Wintergoldhähnchen im Aufschwung

Überraschend viele Meldungen gingen in diesem Jahr zu Stieglitz (17 Prozent mehr als im Vorjahr), Zaunkönig (38 Prozent) und Wintergoldhähnchen (312 Prozent) ein. Im Jahr 2016 hatte der Stieglitz schon einmal einen solchen Höhenflug, als er den Titel "Vogel des Jahres” trug. Dem bunten Finken helfen naturnah gestaltete Gärten, in denen Samenstände von Stauden über den Winter stehenbleiben.

Eine besonderes Sichtung im Landkreis war etwa der Kleinspecht.

Eine besonderes Sichtung im Landkreis war etwa der Kleinspecht. © Dr. A. Presstelle/LBV-Bildarchiv, NN

Bayerns kleinste Vogelarten wie Zaunkönig und Wintergoldhähnchen profitieren von milden Wintern, die ihnen das Überleben erleichtern. "Bei frostigen Temperaturen verbrauchen kleine Vögel sehr viel Energie und Fettreserven. Dann drohen sie trotz warmen Federnkleids zu erfrieren", weiß Nelson.

Eine weitere Auswirkung der zunehmend milden Winter: Immer mehr Kurzstreckenzieher bleiben in Bayern. "War die Sichtung eines Zilpzalps, Hausrotschwanzes oder einer Mönchsgrasmücke im bayerischen Winter vor ein paar Jahren noch eine Rarität, ziehen einige von ihnen mittlerweile gar nicht mehr in den Mittelmeerraum."

Nächste Zählung im März

Hinter Haussperling, Kohlmeise und Feldsperling holt sich die Blaumeise Rang vier, noch vor der Amsel, die im Vergleich zum vergangenen Jahr von Platz vier auf fünf abgerutscht ist. "Schon seit 2014 setzen sich die Top 5 aus diesen Vogelarten zusammen", sagt Nelson. Der Buchfink landet auf Rang sechs.

Die Plätze sieben und acht belegen wie auch im Vorjahr Grünfink und Elster. Die Rabenkrähe und das Rotkehlchen machen die Liste der zehn am häufigsten beobachteten Wintervögel in Bayerns Gärten komplett.

Die nächste Vogelzählung findet vom 12. bis 14. Mai 2023 statt. Dann ruft der LBV die Menschen in Bayern auf, bei der "Stunde der Gartenvögel" die Brutvögel in den Gärten und Parks zu erfassen. Auch Schulen sind wieder eingeladen mitzuzählen.

Infos und Materialien zur Aktion sowie ein Online-Kurs zur Vogelbestimmung der häufigsten Wintervögel gibt es unter www.stunde-der-wintervoegel.de.

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