Der Flugplatz in Gunzenhausen wurde zum Trainingsfeld: Um schnellstmöglich Waldbrände lokalisieren zu können, müssen die Abläufe der Luftbeobachter sitzen.
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Der Flugplatz in Gunzenhausen wurde zum Trainingsfeld: Um schnellstmöglich Waldbrände lokalisieren zu können, müssen die Abläufe der Luftbeobachter sitzen.

Funken und Koordination

Wächter in 300 Metern Höhe: Luftrettungsstaffel übt in Gunzenhausen für Waldbrandsaison

Die Waldbrandsaison steht vor der Tür – und Mittelfranken ist vorbereitet. Zwar verhinderten tiefe Wolken am Übungstag in Gunzenhausen einen Start, wie die Nachrichtenagentur „vifogra“ berichtet, doch der Lerneffekt blieb nicht aus: In einem mehrstündigen Bodentraining simulierten rund 60 Teilnehmende der Luftrettungsstaffel Bayern, wie im Ernstfall aus der Luft Brände entdeckt, eingeordnet und an die Leitstellen gemeldet werden müssen.

„Fliegen ist immer toll, auch wenn der Anlass beim Waldbrand oder beim Waldbrandrisiko ein eher unschöner ist“, sagt Luna Mittig. Die Pilotin ist zum ersten Mal für die Luftbeobachtung im Einsatz. Auch wenn sie heute nicht Flugplatz in Gunzenhausen abheben kann, weiß sie: „Sicherheit geht vor, also die Wolken und der Regen, das ergibt einfach keinen Sinn.“

Luna Mittig ist eine erfahrene Pilotin und war bei der Übung in Gunzenhausen zum ersten Mal für die Luftbeobachtung im Einsatz.

Luna Mittig ist eine erfahrene Pilotin und war bei der Übung in Gunzenhausen zum ersten Mal für die Luftbeobachtung im Einsatz. © vifogra

Die erfahrene Pilotin nennt sich selbst augenzwinkernd „Taxifahrerin“, denn in 300 Metern Höhe ist die 53-Jährige ansonsten für das sichere Navigieren verantwortlich, während die Beobachter ihren Blick auf den Boden richten: „Todestraurig“ sei sie trotzdem, dass sie am Übungstag zur Waldbrandfrüherkennung nicht abheben konnte – denn „im Flug ist es einfach noch mal anders“.

Funkdisziplin, Kartenarbeit und Koordination sind wichtig für die Luftrettungsstaffel

Stattdessen stand Praxis auf dem Boden an: Funkdisziplin, Kartenarbeit und Koordination zwischen den verschiedenen Funknetzen wurden geübt. „Die Funkkommunikation, die die Luftbeobachter haben, mit der Bodenstelle oder mit der Feuerwehr, ist eine andere als unsere“, sagt Mittig. Auch Forstbeobachter, für die das Funken ungewohnt ist, konnten so in die Abläufe eingelernt werden.

„Normalerweise würden wir fliegen, der Pilot fliegt einen bestimmten Kurs und weiß, wo er hin muss“, erklärt Marc Metzmacher, stellvertretender Luftrettungsstaffel-Stützpunktleiter Gunzenhausen. „Jetzt fliegen wir mit dem Finger denselben Kurs ab und der Pilot sagt, wir sind jetzt da. Dann wird genau dasselbe gemeldet, wie das sonst in der Luft auch gewesen wäre.“

Christian Lorenz von der Feuerwehrschule Regensburg, einer der Redner am Übungstag, worum es ihm geht: „Ich wollte allen die Grundlagen einfach mal wieder ins Gedächtnis rufen, um eine einheitliche Sprache herzustellen für die Forstmitarbeiter, die Feuerwehrleute und die übrigen Beteiligten, wie die Piloten.“ Denn Waldbrände unterschieden sich etwa deutlich von Zimmerbränden: andere Einflussfaktoren wie Windrichtung, Geländeverlauf und Zugänglichkeit. Eine gute Koordinierung und Gefahrenerkennung spielten deshalb eine große Rolle, „um uns gegen diese Gefahren wappnen zu können“.

Erklärte in seinem Vortrag unter anderem die Bedeutung der Waldbrandfrüherkennung der Luftrettungsstaffel Bayern: Christian Lorenz von der Feuerwehrschule Regensburg.

Erklärte in seinem Vortrag unter anderem die Bedeutung der Waldbrandfrüherkennung der Luftrettungsstaffel Bayern: Christian Lorenz von der Feuerwehrschule Regensburg. © vifogra

Auch wenn aktuell noch keine akute Gefahr besteht, kann sich das laut Lorenz schnell ändern: „Es ist durchaus so, dass es innerhalb von wenigen Tagen umschlagen kann auf kritische Situationen.“ Erste Flächenbrände wurden in Bayern bereits verzeichnet. Besonders im Frühjahr sei mehr Vorsicht geboten, als man zunächst annehmen mag. Wenn Regen länger ausgeblieben ist - so wie diesen Frühling - und „der neue Bewuchs noch nicht da ist, hat man eine trockene Vegetation“.

Feste Routen oder konkrete Hinweise bei Waldbrandgefahr

Die Aufgaben der Luftbeobachtung sind dabei klar verteilt: Ein Pilot, ein Luftbeobachter von der Feuerwehr und einer vom Forst sind nötig. „Normalerweise ist es so, dass die Luftrettungsstaffel bei Waldbrandgefahr vorgegebene Routen fliegt“, weiß Pilotin Luna Mittig. Alternativ gebe es bei Verdachtsfällen aber auch konkretere Anweisungen: „Man bekommt dann von einer Leitstelle die Information: Schau dich mal da in der Gegend um, fliege da mal hin oder dort, da vermuten wir, dass heute etwas sein könnte.“ Wie oft es für sie zum Einsatz kommt, sei ungewiss. Doch vorbereitet ist sie: „Lieber einmal zu viel gemeldet als einmal zu wenig.“

Marc Metzmacher (stehend) ist der stellvertretende Luftrettungsstaffel-Stützpunktleiter in Gunzenhausen.

Marc Metzmacher (stehend) ist der stellvertretende Luftrettungsstaffel-Stützpunktleiter in Gunzenhausen. © vifogra

Die Übung verdeutlicht, wie wichtig eingespielte Teams aus Luft und Boden sind – gerade dann, wenn es schnell gehen muss. Dafür trainiert das Personal der umliegenden Stützpunkte gemeinsam: „In Mittelfranken haben wir insgesamt fünf und ja, die Stützpunkte sind heute alle vertreten“, sagt Metzmacher. Und auch ohne Flug bleibt die Erkenntnis: Früh übt sich, wer im Ernstfall Leben und Wälder retten will.

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