Bildung statt Krieg

Mit "JunOst" und "Druzi": BJR sucht Helfer für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine

Alena Specht

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24.3.2022, 18:11 Uhr
Zahlreiche Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind inzwischen in Deutschland angekommen. Der Bayerische Jugendring und der Verband "Junost" setzen sich für Bildungs- und Betreuungsangebote ein. 

© a-imago-20220317_184203-1.jpg, IMAGO/Wolfgang Maria Weber Zahlreiche Kinder und Jugendliche aus der Ukraine sind inzwischen in Deutschland angekommen. Der Bayerische Jugendring und der Verband "Junost" setzen sich für Bildungs- und Betreuungsangebote ein. 

Ein großer Teil der Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland kommen, sind Kinder und Jugendliche. Zusammen mit ihren Müttern und Großmüttern sind viele vor der Gewalt in ihrem Heimatland geflohen. Sie brauchen hier zunächst das Gefühl von Sicherheit und eine Unterkunft. Doch dann stellt sich schnell die Frage, wie die jungen Menschen hier betreut und unterstützt werden können.

Eine der größten Organisationen im Freistaat, die sich für die Interessen von Kindern und Jugendlichen einsetzt, ist der Bayerische Jugendring (BJR). Auf der 160. Vollversammlung haben sich die Delegierten auch mit dem Schwerpunktthema „Krieg in der Ukraine“ und dessen Bedeutung für die Jugendarbeit in Bayern auseinandergesetzt.

"Die jüngsten Ereignisse stehen dem friedenspolitischen Selbstverständnis der Jugendarbeit und dem Auftrag des Bayerischen Jugendrings, über gelebte Partizipation Freiheit und Demokratie für junge Menschen erfahrbar zu machen, diametral entgegen", heißt es in der beschlossenen Resolution.

"Völlig neue Herausforderungen"

"Der BJR setzt sich für die Schaffung eines Deutsch-Ukrainischen Jugendwerks ein, unter anderem durch entsprechendes Lobbying auf der zuständigen Bundesebene. Wir verlangen von den politisch Verantwortlichen, jetzt schon an den Wiederaufbau nach dem Krieg zu denken", so Matthias Fack, Präsident des bayerischen Jugendrings.

"Der BJR und die bayerische Jugendarbeit haben viel Erfahrung in der Arbeit mit Geflüchteten, aber dieser Krieg wird die Jugendarbeit teilweise vor völlig neue Herausforderungen stellen", sagt Fack.

Deshalb arbeitet der BJR jetzt besonders eng mit dem Verband JunOst zusammen, der über den Landesverband Bayern auch im BJR vertreten ist. JunOst richtet sich mit seinem Angebot vorwiegend an junge Menschen mit russischsprachigem Kulturhintergrund.

Normalität durch "Druzi"

Auch in Nürnberg ist der Verband aktiv und startet ab Montag, 28. März, mit dem Projekt "Druzi". Das ist ukrainisch und bedeutet "Freund". Es soll Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine eine Bildungsplattform bieten, also eine Art Überbrückung, bevor sie an einer deutschen Schule aufgenommen werden oder in die Ukraine zurückkehren können. "Dadurch wollen wir den Kindern ein bisschen Normalität schaffen", sagt Olga Khudoshina, Projektleiterin bei JunOst.

Angeboten werden Gruppen für Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren. Die Teilnehmenden werden nach Alter eingeteilt und erhalten an zwei Tagen die Woche Angebote in den Bereichen Sprache, Naturwissenschaften und Kreativität. Freitags sind gemeinsame Ausflüge wie beispielsweise in den Tiergarten geplant.

In München läuft das Projekt bereits seit Mitte März. Rund 200 Kinder und Jugendliche werden dort betreut. In Nürnberg wird das Angebot von Ehrenamtlichen durchgeführt, dafür werden noch freiwillige Helfer gesucht, am besten mit Russisch-Kenntnissen.

Ein Gespräch und warmes Essen

Bisher haben sich laut Khudoshina 20 Teilnehmende für "Druzi" in Nürnberg angemeldet. Das ganze Angebot ist komplett kostenlos und wird über Spenden finanziert. In München ist das Projekt erfolgreich angelaufen, berichtet sie, doch die Arbeit mit Kindern, die oft schreckliche Erfahrungen gemacht haben, ist nicht immer einfach. "Wir haben uns darauf vorbereitet, dass die Kinder auch psychologische Trauma erlebt haben", sagt Khudoshina. "Die Mehrheit der Kinder war zum Glück aber nur ein bisschen traurig, weil sie ihre Katze oder eine Oma zurücklassen mussten."

Ein warmes Essen gehört genauso zum Angebot wie Gesprächsangebote, Zuhören und Umarmungen. Doch es habe auch Kinder gegeben, die so viel geweint haben, dass die Mitarbeitenden den Eltern Kontakte zu Psychotherapeuten vermittelt haben.

"Wir wollen die Kinder unterhalten und ein bisschen Bildungseinheiten anbieten, aber wir können keine psychologische Hilfe leisten", sagt sie. Wie lang das Projekt in Nürnberg gehen soll, ist noch nicht festgelegt. In München ist es aktuell bis zu den Pfingstferien geplant, mit der Option auf Verlängerung.

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