Auch Muna ist vom Tisch

Kein ICE-Werk in der Region: Aufatmen bei den Bürgerinitiativen in Postbauer-Heng und Harrlach

Philip Hauck

Redakteur

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13.4.2023, 15:00 Uhr
Zwischen Friedhof Postbauer und Gewerbegebiet Espenpark war ein potentieller Standort für das ICE-Werk.

© Wolfgang Fellner, NN Zwischen Friedhof Postbauer und Gewerbegebiet Espenpark war ein potentieller Standort für das ICE-Werk.

Große Geheimniskrämerei am Donnerstag: Die Deutsche Bahn hatte die Bürgermeister aus Feucht, Wendelstein, Allersberg und Roth ins DB-Museum nach Nürnberg eingeladen. Die Eingeladenen ahnten: das Gespräch dürfte sich um das ICE-Werk drehen.

Status quo bis dato: Das Raumordnungsverfahren hatte von den am Ende drei verbliebenen Flächen zwei aussortiert. Anfang Februar bewertete die Regierung von Mittelfranken das Gebiet bei Roth-Harrlach (1,8 Kilometer westlich von Pyrbaum) sowie das Gelände südlich der einstigen Munitionsanstalt (Muna) in Feucht als "nicht raumverträglich" für den Bau eines Ausbesserungswerks.

Muna teurer als geplant?

Es blieb die Muna selbst. In Feucht wuchs jüngst die Hoffnung, dass auch diese Pläne begraben würden, weil die Entmunitionierung des Geländes komplexer und teurer ist als ursprünglich erwartet. Bei der Pressekonferenz um 11.30 Uhr dann die große Überraschung: Das 400 Millionen Euro teure ICE-Werk wird nicht in Feucht entstehen, ja nicht einmal in Bayern.

Bahnchef Klaus-Dieter Josel, Bahn-Pressesprecherin Kathrin Kratzer und DB-Projektleiter Carsten Burmeister verkündeten: "Im Raum Nürnberg existiert kein Standort, der für die besonderen Anforderungen eines betriebsnahen ICE-Instandhaltungswerkes geeignet ist und gleichzeitig die Rahmenbedingungen für einen Bau bietet." Mit Details zu alternativen Standorten hielten sie sich bedeckt.

Der Feuchter Bürgermeister Jörg Kotzur sagte nach der Pressekonferenz: "Das ist schön für den Wald, aber ein Desaster für die Verkehrswende."

21 Monate gekämpft

Für die Bürgerinitiativen in der Region endet ein monatelanger Kampf. Über 17.000 Einwendungen und 51.000 gesammelten Unterschriften hatte die BI "Kein ICE Werk bei Harrlach" auf den Weg gebracht, ehe es am 7. April hieß: geschafft, der Standort zwischen Roth und Pyrbaum wurde als "nicht raumverträglich" eingestuft.

Die BI legte die Arbeit seither nicht nieder, sondern zeigte sich solidarisch mit Feucht. "Wir halten das ICE-Werk auf dem Gelände der Muna ebenfalls für umweltschädlich, weil es auch dort um Bannwald geht", schreiben die Harrlacher auf ihrer Homepage.

Für die Zukunft kündigen sie an: "Wir werden weiterhin aktiv bleiben und nicht aufhören zu kämpfen, bis sich die Bahn sich für ein versiegeltes Gelände entscheidet - zum Beispiel in Mannheim oder Karlsruhe, wo die Bahn über eigenes Gelände verfügt."

Alle Bedenken zerstreut

Mit der Entscheidung der Bahn, kein ICE-Werk in der Region zu bauen, dürften nun auch alle Bedenken in Postbauer-Heng endültig zerstreut sein. Denn auch nach dem Aus für den Standort an der Landkreisgrenze blieb die dortige Bürgerinitiative misstrauisch.

Bis Anfang September 2021 mussten sie zittern, ob 35 Hektar Wald zwischen Kaufland Oberferrieden und Ortseingang Postbauer-Heng in Richtung Pyrbaum abgeholzt werden. Ab dann war der Standort offiziell vom Tisch. Das ICE-Werk in der Enge zwischen Ezelsdorf, Oberferrieden und Postbauer zu bauen, wäre "ein Ding der Unmöglichkeit gewesen", kommentierte Bürgermeister Horst Kratzer seinerzeit.

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