Fahrpläne wurden verändert
Bahn-Baustelle zwischen Nürnberg und Würzburg: Großes Ärgernis für Pendler wegen einer Minute
5.6.2023, 12:04 Uhr"Warum das so geändert wurde, frage ich mich gerade auch", sagt ein Zugbegleiter auf der Nebenstrecke Neustadt/Aisch-Steinach auf Nachfrage. Es geht um die Verschiebung der Abfahrtszeit der Züge von Neustadt/Aisch in Richtung Nürnberg, die dazu führt, dass sich die Fahrtzeit von knapp einer Stunde auf nun eine Stunde und 20 Minuten verlängert.
Betroffen sind vor allem Reisende und Pendler aus der Umgebung von Bad Windsheim. Zwar kommen die Züge der Regionalbahn 81, die von Steinach über Bad Windsheim nach Neustadt/Aisch fährt, tagsüber weiterhin 21 Minuten nach der vollen Stunde in Neustadt/Aisch an, aber genau eine Minute vorher verlässt der Regionalexpress nach Nürnberg den Neustädter Bahnhof. Noch aus der fahrenden Regionalbahn müssen die Pendler also ihrem Wunsch-Zug hinterherschauen.
Umstellung ohne Not?
Aus Sicht von vielen Pendlern und Studierenden erfolgte die Umstellung völlig ohne Not. Bislang hatten die Bahnreisenden fünf Minuten Umsteigezeit, um vom Gleis 5 zum Gleis 3 zu gelangen. "Jetzt ist die Strecke zwischen Würzburg und Neustadt gesperrt und es hat alles zum Nachteil verändert", so der Tenor unter den Nutzern der Nebenstrecke. Das sei umso mehr unverständlich, weil ja auf dem noch offenen Streckenabschnitt derzeit keine Fern- oder Güterzüge verkehren und dadurch der Nahverkehr relativ ungehindert seine Bahnen ziehen kann.
"Obwohl die Strecke deutlich weniger belastet ist, müssen wir wegen diesem Unsinn auf die S-Bahn umsteigen und sind 20 Minuten länger unterwegs", kritisiert ein Pendler aus Bad Windsheim. Die Folge: Er kündigt an, zumindest bis Neustadt wieder aufs Auto umzusteigen.
Von Seiten der Bahn heißt es dazu, dass Fahrplan der RE 10 sowie der S6 angepasst werden musste, da die Strecke zwischen Siegelsdorf und Neustadt/Aisch nur eingleisig befahren werden kann. Die neuen Abfahrtszeiten wurden so gestaltet, "dass in Nürnberg Hauptbahnhof die Anschlüsse im Fernverkehr erreicht werden können", so eine Sprecherin der Deutschen Bahn Regio.
Reisende zeigen Busfahrer den Weg
Heftige Reaktionen kommen von Reisenden auch aus dem Bereich der bis 6. August gesperrten Bahnstrecke. Hier verkehren laut Bahn sowohl Expressbusse, die zwischen Würzburg und Neustadt/Aisch nur in Kitzingen halten, sowie Busse, die alle Haltestellen ansteuern. So sei am Pfingstsonntag ein Bus ohne jegliche weitere Information einfach entfallen, berichtet eine der Betroffenen auf "Facebook".
Auch am Samstag und Pfingstmontag soll es zu Ausfällen gekommen sein. Schon fast amüsiert berichten andere Fahrgäste, dass sie dem Busfahrer zunächst den Weg zum Bahnhof in Markt Bibart erklären mussten, da er keinerlei Ortskenntnisse hatte.
Aus Sicht der Deutschen Bahn ist das Gesamtkonzept "im Großen und Ganzen positiv angelaufen". Manche Abläufe müssten sich jedoch nach Beginn der Streckensperrung erst einspielen. Es sei aber tatsächlich zu Ausfällen von Bussen gekommen, die kurzfristigen Erkrankungen beim Personal geschuldet waren.
"Unverständlich, aber erträglich"
Ebenfalls wenig Freude bereiten weitere Einschränkungen, wenngleich die Reisenden zugeben, dass diese im Vergleich zur Fahrplanänderung und dem Durcheinander bei den Ersatzbussen, als "unverständlich, aber erträglich" eingestuft werden. So wird die Frage gestellt, warum der letzte Zug von Neustadt/Aisch nach Nürnberg bereits um 22.03 Uhr fährt und der für Schichtarbeiter wichtige Verbindung um 4.47 Uhr von Nürnberg nach Neustadt/Aisch entfällt.
Laut einer Sprecherin der Bahn ist "die gesamte Strecke von Fürth bis Rottendorf täglich von 23 Uhr bis 5 Uhr früh komplett gesperrt. Somit werden alle Züge in diesem Zeitraum durch Schienenersatzverkehr ersetzt." An dieser Situation wird sich bis zum Ende der Streckensperrung auch nichts mehr ändern.
Dass die RE-Züge nach Neustadt/Aisch, die tagsüber aus Nürnberg abfahren (normalerweise fünf Minuten nach der vollen Stunde), jetzt zwei Minuten länger benötigen als bisher und sich damit die offizielle Umsteigezeit zur Nebenbahn auf nur noch drei Minuten verkürzt, auch dafür hat die Bahn eine Begründung parat: "Die um zwei Minuten verlängerte Fahrzeit ergibt sich zum einen aus der vorgenannten Eingleisigkeit, zum anderen passieren die Züge die parallelen Baumaßnahmen aus Sicherheitsgründen mit verringerter Geschwindigkeit", so die Antwort der Bahn auf Nachfrage. Damit bleibt es dabei, dass es so manchen Pendler bereits bei Antritt der Fahrt die Schweißtropfen auf die Stirn treibt, weil er sich nicht sicher sein kann, dass er den Anschlusszug erreicht.
Dieser Artikel wurde am Montag, 5. Juni, um 15.45 Uhr mit der Stellungnahme der Pressestelle der Deutschen Bahn ergänzt.
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