Führung über Uehlfelder Friedhof

Gegen das Vergessen: Kirchenführerin Kolbet erzählt von den Schicksalen von Jüdinnen und Juden

15.5.2023, 11:25 Uhr
Über das einst blühende jüdische Leben berichtete Christiane Kolbet bei einer Führung über den jüdischen Friedhof

© Harald Munzinger Über das einst blühende jüdische Leben berichtete Christiane Kolbet bei einer Führung über den jüdischen Friedhof

Eine massive Steinmauer umgibt den jüdischen Friedhof auf einem Hügel nordwestlich von Uehlfeld. Jetzt öffnete Christiane Kolbet für eine große Gästegruppe das schwere schmiedeeiserne Tor, um sie über die Geschichte der Juden im Aischtal sowie über deren Friedhof zu informieren, der mit Erlaubnis des Markgrafen Georg Friedrich Carl angelegt worden war und am 9. November 1732 nach dem hebräischen Kalender die erste Bestattung erfolgte.

Zuvor, so berichtete die Landschafts-, Natur- und Kirchenführerin, seien diese in Zeckern und Adelsdorf erfolgt, wo Christiane Kolbet ebenfalls mit den zunehmend verwitternden Zeugnissen einstigen jüdischen Lebens in der Region bis ins 16. Jahrhundert zurückblickt, in dem acht jüdische Familien in Uehlfeld lebten. Vor den Schweden nach Höchstadt geflüchtet, sollte sich die erhoffte Sicherheit als trügerisch erweisen, sie bei der völligen Zerstörung der Stadt umkommen.

Mit den erhaltenen, teils kunstvollen Grabsteinen verband Kolbet die Familiengeschichten, wusste über eine intakte Dorfgemeinschaft und gute Nachbarschaft zu berichten. So sollte denn auch die Einweihung der Synagoge 1818 ein Fest für das ganze Dorf und Uehlfeld im 18./19. Jahrhundert zeitweise der Ort mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil der Region sein. Akribisch erforscht hat die Lokalhistorikerin Gisela Naomi Blume neben der jüdischen Geschichte von Fürth auch jene in der Region. Aus ihrem gewichtigen Werk "Uehlfeld Jüdisches Leben und Häuserchronik" schöpft Christiane Kolbet den Wissensschatz um das Leben der bis 1938 bestehenden jüdischen Gemeinde in Uehlfeld sowie einige herausragende Persönlichkeiten wie etwa die Rabbiner Samson Wolf Rosenfeld, Wolf Hirsch oder Hajum Chaim Selz.

Schändungen auf dem Friedhof

Das friedliche Zusammenleben sollte sich mit dem Nationalsozialismus schlagartig ändern, sich der Antisemitismus auch im Aischgrund rasch ausbreiten sollte. Am 10. November 1938 wurden die letzten Juden aus Uehlfeld vertrieben, in der Reichsprogramnacht zuvor brannte auch die Uehlfelder Synagoge aus. 60 in Uehlfeld lebende Juden sollen nach der bedrückenden Schilderung auf dem Gang über den Friedhof ermordet worden sein.

700 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens sind auf dem Friedhof bestattet, auf dem einst auch ein stattliches Tahara-Haus gestanden hatten, von dem keine Spuren mehr vorhanden sind. Schon 1935 sind Schändungen auf dem 4601 Quadratmeter großen Friedhof dokumentiert, auf dem nur noch ein Teil der Grabsteine erhalten sind.

Auch am 2. Juli und 3. September lädt Christiane Kolbet im Rahmen vielfältiger Touren unter dem Motto "Den Aischgrund erleben" wiederum jeweils um 10.30 Uhr zu Führungen über den Uehlfelder jüdischen Friedhof ein.

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