Knapp 2800 Euro Spenden für die Ukraine

Lust auf Literatur: Buchhandlung Dorn widmete ukrainischer Literatur gleich zwei Abende

26.5.2023, 13:12 Uhr
Die Geschichte, die Kultur und die Literatur der Ukraine waren Thema an zwei Abenden in der Buchhandlung Dorn. 

© Harald Munzinger Die Geschichte, die Kultur und die Literatur der Ukraine waren Thema an zwei Abenden in der Buchhandlung Dorn. 

Zerstörte Städte, Todesopfer, Verletzte, Verzweifelte und Flüchtende prägen seit über einem Jahr das Bild der Ukraine. Den Blick auf die von einem grauenvollen Krieg betroffenen Menschen und ihre Geschichte zu richten, sowie "für die Literatur der Ukraine zu inspirieren", war nun das Anliegen an zwei Abenden, zu denen die Buchhandlung Dorn in Bad Windsheim und Neustadt einlud.

"Lust auf Literatur" zu machen ist ein vom Deutschen Buchhandel ausgezeichnetes Markenzeichen der Buchhandlung, die einer Aufmunterung des mit dem Geschwister Scholl-Preis ausgezeichneten ukrainischen Schriftstellers Andrew Kurkow folgte, über die Kultur und Literatur seines Landes "die Geschichte des Kampfes um die ukrainische Identität zu verstehen, der die treibende Kraft hinter dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist."

Lesung im Alten Bauhof

"Seitenwende" nannte die Literaturwissenschaftlerin und Buchhändlerin Stella Cramer die Lesungen und Gespräche im "Alten Bauhof" von Bad Windsheim und in der Ehrenhalle des Neustädter Rathauses, für die viele Seiten in Büchern ukrainischer Autorinnen und Autoren "gewendet" worden waren, um ein bewegendes Bild eines Landes und seiner Bevölkerung zu zeichnen, der es nicht zum ersten Mal droht, "die ganze Ukraine auszurotten".

Wer sollte es besser verstehen, den Fokus hinter das grauenvolle Tagesgeschehen zu werfen, als Prof. Dr. Wöll von der Universität Potsdam, Literaturwissenschaftler mit Schwerpunkt auf ukrainischer Gegenwartsliteratur, der Stella Cramers Einladung gefolgt war. Im Dialog mit ihr erörterte er die Besonderheiten der ukrainischen Literatur mit der Feststellung, "dass sie eigentlich die dynamischste und spannendste Literatur von allen mittel- und osteuropäischen Gegenwartsliteraturen ist".

Dem gebannten Publikum wurde dies mit Ausschnitten aus Werken von Autorinnen und Autoren wie Andrej Kurkow, Sofia und Juri Androchowytsch, Tanja Maljartschuk, Artem Tschech und Serhij Zhadan, dem Friedenspreisträger des Deutschen Buchhandels vermittelt. Ihm werden alle an den beiden Abenden generierten Spenden "für seine humanitäre Haltung, mit der er sich den Menschen im Krieg zuwendet und ihnen unter Einsatz seines Lebens insbesondere in Charkiw und an der Ostfront hilft", zukommen, wie es Stella Cramer wissen ließ. Sie freut sich, dass sich die Spenden auf knapp 2800 Euro belaufen.

Zahlreiche Bücher wurden an den beiden Abenden vorgestellt. 

Zahlreiche Bücher wurden an den beiden Abenden vorgestellt.  © Harald Munzinger

Mit jeweils persönlichen Empfindungen lasen Erika Dietrich-Kämpf, Beate Pfänder, Elke Potrykus, Helga Hofmann und Monika Lechner aus einer Auswahl ukrainischer Bücher, was inspirieren sollte, in ihnen ebenso "die Seiten zu wenden" mit einem dabei entstehenden neuen Bild der Ukraine, ihrer Geschichte und Kultur. Dieses ließ auch der Schauspieler Levent Özdil vom Bad Windsheimer Freilandtheater mit einfühlsam gelesenen Essays entstehen, im Gewölbe der Neustädter Rathaus-Ehrenhalle vertieft durch Saxophonklänge von Xenia Scherba, die mit ihrer in Bad Windsheim lebenden Familie aus Kiew in der Pause zu kleinen kulinarischen Genüssen einlud. Dabei war auch Gelegenheit gegeben, sich über die Geschichte, Kultur und Literatur der Ukraine ebenso auszutauschen, wie über die von Serhij Zhadan so treffend beschriebene Absurdität des Krieges.

Beide Abende sollten deutlich machen, "dass Literatur eine unermessliche, grenzüberschreitende und kommunikative Dynamik zu entfesseln vermag – und das ohne Gewalt auszuüben", sowie "Kultur immer ein Gegenentwurf zu einer Welt der Aggression und Feindschaft ist". Stella Cramer konnte sicher sein, dass man sich unter den Gästen der beiden Abende "immer wieder darauf einlässt". Dass sie stets bereichernd sei, sollte die "Seitenwende" eindrucksvoll belegen, zu der es unter einer großen Bücherauswahl noch reichlich Gelegenheit geben wird. Möglich machten die tiefen Einblicke in Geschichte, Kultur und Literatur der Ukraine unter anderem die großzügige Unterstützung des "Ukraine-Hilfe-Projektes" der Lions Club Bad Windsheim und die Rotary Clubs Rothenburg, Neustadt Aisch und Uffenheim, sowie weitere Förderer, denen Stella Cramer dankte. Sie freut sich, dass sich die Spenden auf knapp 2800 Euro belaufen.

Konnte sie sich in Bad Windsheim vor erfreulich großer Gästekulisse über die Anerkennung durch Ersten Bürgermeister Jürgen Heckel sowie den Besuch von Beckschulte, Geschäftsführer des Landesverbandes Bayern des Börsenvereins des Buchhandels, freuen, der eigens aus München angereist war, schämten sich die in der Rathaus-Ehrenhalle verlierenden Zuhörerinnen und Zuhörer mit teils drastischen Kommentaren für die Kreisstadt. Der "Hausherr" glänzte durch komplette Abwesenheit politischer und kultureller Repräsentanz.

Keine Kommentare