Feierlichkeiten Mitte Juli

Von König Konrad und Bischof Dracholf bis heute: Dieses fränkische Dorf mit Münster wird 1111

15.2.2023, 13:00 Uhr
Hat sich zu einem attraktiven Ort am südlichen Ausläufer des Steigerwaldes entwickelt: Münchsteinach.

© Jürgen Langhammer Hat sich zu einem attraktiven Ort am südlichen Ausläufer des Steigerwaldes entwickelt: Münchsteinach.

Warum immer nur Jubiläen zum 100. oder 1000. Geburtstag feiern? Der Steigerwaldort Münchsteinach blickt originell auf seine lange Geschichte im Jahr 1111 der ersten urkundlichen Erwähnung. Dies geschieht mit zahlreichen Veranstaltungen von der „Fränkischen Bierverkostung“ mit Bratwurstvariationen und Musik bis zum Adventsmarkt auf dem Klosterhof.

Es war am 8. August 912 „im 15. Jahr der Indikation und ersten Regierungsjahr des sehr rumreichen Königs Konrad I.“, als dieser „im Namen Gottes“ die Schenkungsurkunde für seinen Besitz in Steinaha im Iffgau an den Bischof Dracholf von Freising mit dem Wunsch besiegelte, dass die Schenkung „vom Glück begünstigt“ sein möge.

Auf diese erste urkundliche Erwähnung „im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit“ werden in Münchsteinach wohl nicht nur am 23. Juli die Gläser erhoben werden. Dann gratulieren zum „1111-jährigen“ viele Gäste, Chöre, die „Aaschgrundbänd“ und die „Bulldogfreunde“.

Schon im Jahr 2022 ließ der Steigerwaldort, über den stolz der Turm des Münsters ragt, mit einem Historienweg tief in seine Geschichte blicken. Auf einer „Zeitreise auf den Spuren unserer Vorfahren“ luden der Arbeitskreis „Ortschronik“ und die Gemeinde ein, „in die Vergangenheit des Dorfes einzutauchen“ und damit „in ein anderes Jahrhundert, ja sogar zurück ins vorige Jahrtausend“. Auf den Tafeln an 26 Stationen dokumentierten die Historiker Heinz Kühlwein und Erich Zimmermann sowie die einstige Münchsteinacher Bürgermeisterin Ursula Schenke die wechselvolle Geschichte Münchsteinachs mit ihren Höhen und Tiefen.

Das Münster ist das Wahrzeichen Münchsteinachs und das Symbol für eine Kulturoase in der Region.

Das Münster ist das Wahrzeichen Münchsteinachs und das Symbol für eine Kulturoase in der Region. © Harald Munzinger

Die „Beharrlichkeit der Vasallen"

Wie es der Urkunde zu entnehmen ist, verdankte Bischof Dracholf, der gleichzeitig Abt des Klosters Münsterschwarzach war, die Schenkung der „Beharrlichkeit der Vasallen“ Erzbischof Hatto sowie die Grafen Erchengar und Heinrich. Mit ihr wurde „nachdrücklich angeordnet“, dass der Abt „die freie und uneingeschränkte Macht hat, zu besitzen, zu verschenken, zu verkaufen, zu tauschen oder das zu tun, was er will“. Als rechtskräftig und dauerhaft gültig, wurde die Ermächtigung mit dem Siegel seiner Durchlaucht König Konrad bestätigt.

Überlassen wurden mit dem Lehen „Steinaha“ – für die Historiker zweifelsfrei „unser Münchsteinach“ – „die bäuerlichen Höfe, Gebäude, Familien, Untertanen beiderlei Geschlechts, bebaute und unbebaute Ländereien, Äcker, Wiesen, Felder, Weinberge, Viehweiden, Wälder, stehende und fließende Gewässer, Mühlen, Fischteiche, Wege und unwegsames Gelände, Ausgaben und Einkünfte, wechselnden und feststehenden, erworbenen und noch zu erwerbenden, mit allen großen und kleinen Dingen“, die sich mit Recht auf den Ort erstreckten. So jedenfalls war der Wortlaut der Urkunde. „Eine umfassende Überschreibung also“, ist dies auf einer der Tafeln des Historienweges bezeichnet ist.

Auf ihr wird auch feststellt, dass es sich bei „Steinaha“ um Münchsteinach handelt, dem ältesten der vier Steinachorte, der noch bis in das 16. Jahrhundert hinein – also bis weit nach der Klostergründung 1133 – ohne Zusatz geblieben sei, während die drei anderen längst die Zusätze Ober, Mittel oder Klein erhalten hätten. An dem ehemaligen Benediktinerkloster beginnt die Zeitreise, die zu markanten ortsbildprägenden Zeugnissen einer Geschichte führt, die heute „auf den Schultern von zwischenzeitlich über 40 Generationen gründet“. Vom 1520 erbauten Abtschlösschen, das sich über den Klosterhof erhebt, führt der Weg unter anderem zum Schäfereihaus, zur Dorfschmiede und alten Ziegelei, zum Bade- und Brauhaus, zur ehemaligen Klostermühle und die ehemalige „Polizeistation“.

Zahlreiche Kriege

Erinnert wird auch an tragische Kapitel der Ortsgeschichte, angefangen vom Bayerischen Erbfolgekrieg mit der Eroberung Neustadts (1460/62), über den Feldzug des Markgrafen Albrecht Achilles gegen Bamberg, Würzburg und Nürnberg (1552/54), oder den Spanischen Erfolgskrieg mit vielen Truppendurchzügen in Franken bis zu dem ersten Napoleonischen Krieg (1799/1802).

Beim Bronzemodell des einstigen Klosters beginnt die „Zeitreise auf den Spuren unserer Vorfahren“, die „Münchsteinachs Geschichte heute erleben“ lässt.

Beim Bronzemodell des einstigen Klosters beginnt die „Zeitreise auf den Spuren unserer Vorfahren“, die „Münchsteinachs Geschichte heute erleben“ lässt. © Harald Munzinger

Zur 1100-Jahr-Feier 2012 wurde eine 160 Seiten umfassende Ortschronik mit vielen interessanten Ereignissen in Münchsteinach und seinen Ortsteilen sowie Informationen über die Vereine oder Geschichten zu den Bedingungen der Bauern, Schäfer und Siebenern aufgelegt. Die Broschüre ist reichhaltig mit alten und die Entwicklung zum heute schmucken Ort dokumentierenden Bildern illustriert und enthält unter anderem auch manch amüsante Episode. Wie etwa mit einer Abhandlung über die „Einquartierung der napolionischen Mannen“ (1806). In der kommt der Autor zum Schluss, dass den Franzosen wohl der falsche Ruf der Gourmets vorauseilte. Was Essen heiße, hätten sie offenbar erst von den Bayern gelernt: „Sogar Küchle wurden für sie gebacken.“

Geschichte und Geschichten dürften auch bei der einen oder anderen Veranstaltung im außergewöhnlichen „Festjahr“ aufleben. Etwa wenn am Freitag, 30. Juni, über 500 Jahre Abtschlösschen berichtet wird, oder am 1. Juli in einer „Langen Nacht der Keller“ sowie am Jubiläums-Sonntag, 23. Juli.

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