Vernissage

Barbara Engelhard bringt Alltagspoesie ins Kunstmuseum Hersbruck

Ute Scharrer

20.4.2023, 11:00 Uhr
Bunter Kunstrasen und Teppichböden sind Werkstoffe, die Barbara Engelhard gerne kombiniert.

© Barbara Engelhard Bunter Kunstrasen und Teppichböden sind Werkstoffe, die Barbara Engelhard gerne kombiniert.

Nur wenige Monate nach der viel beachteten Schau des Künstlers Werner Knaupp im Kunstmuseum Hersbruck bespielt nun seine Schülerin, die Künstlerin Barbara Engelhard, Gebäude und Schauräume. Sie und der Leiter, Uli Olpp, lernten sich auf einer kulturpolitischen Fahrt nach Brüssel kennen. Olpp zeigte sich begeistert von Barbara Engelhards Arbeit und lud sie ein, in Hersbruck auszustellen.

Den Ausschlag für eine Zusage gab für Barbara Engelhard die Möglichkeit, auch die Außenfassade des Museums gestalten zu können. „Das kommt nicht so häufig vor“, lächelt die Künstlerin, während sie auf dem Boden des Museums sitzt und Rechtecke aus Kunstrasen mit Kabelbindern zusammenflickt.

Zauber der Farbe

Ausgerechnet Kunstrasen? Jetzt gerät die Künstlerin regelrecht ins Schwärmen über die vielseitigen Möglichkeiten des Produkts aus dem Heimwerker-Bereich. Viele Eigenschaften des Materials machen es gut geeignet für den öffentlichen Raum: Es ist durch Drainagelöcher atmungsaktiv, wasserdurchlässig und trocknet schnell. Doch wirklich interessant für die Kunst wird der Kunstrasen für Engelhard durch die Vielfalt an Farben, mit denen sie in kurzer Zeit einen völlig neuen Raumeindruck erzeugen kann.

Barbara Engelhard verzaubert mit Farbe: Was die 1974 in Nürnberg geborene Künstlerin anfasst, wird farbig, poetisch und verändert unseren Blick auf viel zu oft Gesehenes. Die Künstlerin hat an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg Malerei bei Christine Colditz und Werner Knaupp sowie Kunst und öffentlicher Raum bei Simone Decker studiert.

Verwandlung des Raums

Sie hängt nicht einfach Bilder an eine Wand, sondern denkt den Raum und was sie vorfindet neu, verwandelt ihr Umfeld mit weichem Kunstrasen in unerwarteter Farbfülle, lässt farbige Bänder von der Decke strömen oder haucht den steinernen Mauern der Nürnberger Burg durch riesige Projektionen Leben ein.

Von den Grenzen eines Ausstellungsraums lässt sich die Kuratorin der Blauen Nacht nicht beschränken: Viele ihrer Kunstaktionen finden im öffentlichen Raum statt und schärfen dort den Blick für das vermeintlich Alltägliche, das plötzlich eine unerwartete Bedeutungsaufladung bekommt. Wenn ab 20. April ihre Ausstellung mit dem Titel „Home Colourful Home“ zu sehen ist, ist die Umgestaltung der Fachwerkfelder an der Außenfassade nur eine ihrer Ideen.

Märchenhafte Anmutung

Das kurze Staunen, die kleine Irritation, sorgt für einen aufgefrischten Blick auf gewohnte Strukturen. Der Innenraum ist frei geräumt, der Blick durch die Fenster ist frei, die Vitrine, die sonst an der Wand steht, wird mit „sieben Tellerchen“ bestückt. Die märchenhafte Anmutung kommt nicht von ungefähr, sie drängte sich der Künstlerin beim ersten Betreten des historischen, wie ein Puppenstübchen wirkenden Ausstellungsraumes auf.

Kunstinteressierte dürfen sich darauf freuen, die kleinen Räume des ehemaligen Torwärterhäuschens am Spitaltor auf ganz neue Weise erleben zu können.

Die Eröffnung findet am 20. April um 19 Uhr im und ums Kunstmuseum in der Amberger Straße 2 in Hersbruck statt. Kunsthistorikerin Eva Schickler wird in die Installation einführen, Museumsleiter Uli Olpp die Gäste begrüßen. Die Ausstellung dauert bis 22. Juli und ist Freitag und Samstag von 16 bis 18 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet. Um Spenden werden gebeten. Sonntags kann man ausschließlich mit Anmeldung unter info@kunstmuseum-hersbruck.de Termine buchen. Weitere Infos unter www.kunstmuseum-hersbruck.de.

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