Bahnhof Ochenbruck

„Der Bahnhof ist unsere Visitenkarte“

Antonia Kourtides

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20.2.2022, 17:27 Uhr
Ein großer Wunsch von Avanti: Das Bahnhofsgebäude wiederbeleben. Ein Café, eine Toilette, ein Ort der Begegnung. 

© Antonia Kourtides Ein großer Wunsch von Avanti: Das Bahnhofsgebäude wiederbeleben. Ein Café, eine Toilette, ein Ort der Begegnung. 

„Unser Bahnhof ist alles, nur nicht schön“, so steht es auf der Internetseite des Vereins Avanti. Das soll kein Vorwurf sein, denn sein Ziel ist es, den Bahnhof Ochenbruck attraktiver zu machen. Bereits im Juli hatte er sein Konzept Bürgermeister Markus Holzammer (CSU) vorgestellt. Am Dienstagabend war der Gemeinderat an der Reihe. 

Der Verein besteht aus Schwarzenbrucker Bürgern, die die Verkehrswende in ihrer Gemeinde mitgestalten wollen. Neben dem Bahnhof befassen sie sich mit vielen anderen Projekten. Sie stehen dabei ihrer Aussage nach hinter allen Verkehrsteilnehmern: seien es Bus-, Auto-, Radfahrer oder Fußgänger. Gebildet haben sie sich aus der Bürgerinitiative B8 heraus. Simon König-Reuter, Mitglied des Arbeitskreis Bahnhof erklärt, dass man mit dem Verein konstruktiv Lösungen erarbeiten wolle. Den Arbeitskreis gibt es seit September 2021.

Der Bahnhof sei die Visitenkarte von Schwarzenbruck. „Das ist das erste und das letzte, was Besucher sehen“, sagt er, „Schwarzenbruck ist sehr schön und der Bahnhof wird dem nicht gerecht“. Aber auch für die Schwarzenbrucker wäre ein schönerer Bahnhof wünschenswert. Viele würden sich dort gerade in der Dunkelheit unwohl fühlen. Laut König-Reuter sei es egal, ob dabei eine Bedrohung bestehe oder nicht. Die Angst sei real und führe dazu, dass Personen den Ort meiden und lieber mit dem Auto fahren, als den Zug zu nutzen.

Das möchte Avanti ändern. Sein Konzept für den Ochenbrucker Bahnhof umfasst dabei konkrete Ideen sowie Anregungen, wie der Bahnhof in Zukunft aussehen könnte. Dafür hat er kurz-, mittel-, und langfristige Ziele formuliert. Hier ist ein kleiner Überblick:

Fahrräder: Avanti wünscht sich mehr Fahrradständer. Denn auf der Rummelsberger Seite fehlen sie noch. Auch abschließbare Fahrradboxen hält der Verein für sinnvoll. Seit einigen Jahren kaufen immer mehr Menschen teure E-Bikes, die sie womöglich nicht einfach am Bahnhof abstellen möchten. Zusätzlich plant Avanti eine Radreparaturstation. Die Idee: Der Verein bezahlt und betreut sie und der Bauhof stellt sie auf. Gerade ist man dabei, die Finanzierung zu klären.

Sicherheit: Dass Fahrräder auch zum Problem werden können, zeigen die vielen zurückgelassenen Räder, die an Geländern rund um den Bahnhof angeschlossen sind. Dort werden sie zur Gefahr, denn sie stören die Barrierefreiheit: An den Handläufen ist Blindenschrift angebracht und weist blinde Menschen auf kommende Treppen hin. Räder entfernen und Bürger aufklären ist hier die Idee. An einer Stelle konnte der Verein schon erreichen, dass die Deutsche Bahn die Fahrräder entfernt und Verbotsschilder angebracht hat. Auch Autos, die vor dem Bahnhof parken, können zur Gefahr werden. Durch die ehemaligen Parkplätze in der Kiss and Ride-Parkbucht wurde die Sichtachse stark verkleinert. Die Folge: Fußgänger und besonders Rollstuhlfahrer sind für Autofahrer erst spät sichtbar. „Das ist vielen nicht bewusst. Aber es können sehr schnell gefährliche Situationen entstehen“, sagt König-Reuter. Durch die Kurzparkzone hätte sich die Situation schon verbessert. Avanti wünscht sich trotzdem eine weitere Markierung der Überquerungsstelle.

Parken: Die Kurzparkzone gibt es schon und auch die Behindertenparkplätze kann Avanti bald von seiner Wunschliste streichen. Um den Bedarf an Parkplätzen zu ermitteln, machten sich die Mitglieder auf Patrouille. Zu verschiedenen Tageszeiten checkten sie 14 Tage lang jeden Parkplatz. Insgesamt 60-mal machte sich ein Avanti-Mitglied auf den Rundgang. Im Umkreis von 80 Metern um den Bahnhof waren in diesen zwei Wochen immer Parkplätze frei. Der höchste Anteil an belegten Parkplätzen lag bei 76 Prozent an einem Mittwochmittag. Ihnen ist bewusst, dass die Situation nach Corona wieder anders aussehen kann. Deswegen wollen sie noch einen Park und Ride-Parkplatz schaffen. 

Bus: Die Haltestelle der Linie 553 und SEV ist nicht überdacht. Hier ist die Idee von Avanti, ein Dach anzubringen oder die Bushaltestellen zusammenzulegen. Auch sollen die Fahrpläne besser an die Zugverbindungen angepasst werden. Verschönerung: Der Verein möchte, dass auch das Erscheinungsbild des Bahnhofs schöner wird. Das heißt, Müll wegräumen, Schmierereien an Wänden entfernen und diese dann neu gestalten. 

Tourismus: Besucher von außerhalb sollen sich ähnlich wie am Plärrer auf Tafeln umfassend zur Geschichte sowie über Routen für Wanderungen und Radtouren informieren können.

Bahnhofsgebäude: Ein Wunsch des Vereins, dessen Umsetzung sich schwieriger gestalten könnte. Das Bahnhofsgebäude, das in privatem Besitz ist, soll irgendwann eine Toilette und ein Café beherbergen. Ein Ort der Begegnung nennt es Avanti. Vor einigen Jahren stand es zum Verkauf, wie Holzammer erzählt. Damals wollte die Gemeinde das Gebäude kaufen. Im Gemeinderat setzten sie ein Limit fest, das ein anderer Interessent schließlich überbot.

Dem Verein sei klar, dass sich nicht alles sofort umsetzen lasse und gerade, wenn man auf externe Firmen wie die Deutsche Bahn angewiesen sei, könne es länger dauern. Avanti betont, dass jeder, der eigene Ideen oder Kritik hätte, gerne bei dem Verein mitmachen könne. „Wir wollen die Ideen ja weiterentwickeln“, sagt König-Reuter. Das nächste Ziel von Avanti sei, die ausgefallene Laterne zu erneuern und die Fahrräder an den Geländern entfernen zu lassen. Der Kontakt zur Bahn bestehe schon.

In der Unterführung wurde die Bahn schon aktiv. Die Fahrräder sind weg und Schilder weisen auf das Verbot hin.

In der Unterführung wurde die Bahn schon aktiv. Die Fahrräder sind weg und Schilder weisen auf das Verbot hin.

Auch Gemeinde plant Projekte

Nicht nur Avanti hat den Bahnhof im Blick. Die Gemeinde plant gerade einige Projekte und greift damit schon Ideen aus dem Konzept von Avanti auf. Zum Beispiel sollen die Schmierereien am Bahnhof weg. Dafür ist ein Graffiti-Projekt mit Streetworkern und dem Kulturnetzwerk geplant. Genaueres dazu wird noch überlegt.

Andere Projekte gestalten sich in der Umsetzung wegen der verschiedenen Eigentumsverhältnisse am Bahnhof schwieriger. Zum Beispiel muss bei einem weiteren Fahrradunterstand auf der Rummelsberger Seite oder einem Park and Ride-Angebot der jeweilige Grundstückseigentümer mit einbezogen werden. Auch bei Verbesserungen, die beispielsweise die Gleise betreffen, ist die Bahn für die Umsetzung verantwortlich. Doch Holzammer sagt: „Wir hatten schon gute Gespräche mit der Bahn.“ Im Hinblick auf die viel diskutierte Parkplatzsituation in den vergangenen Wochen verweist er darauf, dass das Ziel sei, dass die Menschen mit Bus und Fahrrad zum Bahnhof kämen.

Dafür wolle man die Busverbindungen verbessern. Zum einen ist geplant, die Bushaltestellen zusammenzuführen. Das ist laut Holzammer aber erst 2023 möglich. Davor muss die neue Bushaltestelle noch barrierefrei ausgebaut und auch die Linien neu ausgeschrieben werden. Ist das geschehen, kann die Linie 553 umziehen. Zum anderen will die Gemeinde auch die Bürger stärker einbinden. Da das Landratsamt die Verbindungen des öffentlichen Nahverkehrs überarbeiten möchte und in den Gemeinden nach Feedback gefragt hat, läuft in Schwarzenbruck zur Zeit eine Umfrage zu dem Thema. Die Ergebnisse werden anschließend an das Landratsamt übermittelt.

Die am Handlauf abgesperrten Fahrräder werden für blinde und gehbehinderte Menschen zum Hindernis.

Die am Handlauf abgesperrten Fahrräder werden für blinde und gehbehinderte Menschen zum Hindernis. © Antonia Kourtides

Weitere Informationen

Das ganze Konzept von Avanti ist unter https://www.avanti-schwarzenbruck.de/bahnhof zu finden. An der Umfrage der Gemeinde  kann man unter https://survey.lamapoll.de/Umfrage_Nutzung_oeffentliche_Verkehrsmittel/ teilnehmen.