Landwirte fordern Entlastung

Der Biber bereitet Sorge

11.5.2022, 07:00 Uhr
Der Biber bereitet Sorge

© Lorenz Märtl

Die Landwirte im Landkreis - vor allem im Pegnitztal und an den zufließenden Gewässern - beklagen immer öfter Schäden durch den Biber, sei es im Wald oder auf den angrenzenden Flächen. Einer, der damit immer wieder konfrontiert wird, ist der Ottensooser Landwirt Hans Wolf. Eine seiner Wiesen ist in diesem Jahr im Uferbereich besonders betroffen. Die Löcher, die sich durch des Bibers Grabeifer aufgetan haben, sind beachtlich. Ob noch weitere Grabungen nachgeben, bleibt abzuwarten.

Die Zahl der Landwirte, die mehr Unterstützung bei Schäden und weniger Schutz für den Nager fordern, wächst, wobei es keinen Zweifel daran gibt, dass jeder den Biber mag - aber am besten nur dort, wo er keine Schäden anrichten kann. Was den Landwirten Sorge bereitet, ist die rasante Vermehrung des Nagers. 2007 wurden in Bayern 10 000 Biber gezählt, heute sind es bereits doppelt so viele. Der Bayerische Bauernverband hält ein wirkungsvolles Bibermanagement für längst überfällig. Mit der artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung sowie dem Biberschadensfond gibt es seit 2008 zwar zwei wichtige Instrumente, um den Konflikten mit dem Biber besser begegnen zu können. Allerdings werden diese - so die Erfahrungen der Landwirte - nicht konsequent umgesetzt, wohl deswegen, weil sämtliche Naturschutzverbände und eine hochsensible Öffentlichkeit dagegen auf die Barrikaden gehen.

„Der Biber darf nicht über allem stehen“

Somit sieht sich die Landwirtschaft mit Schäden und hohen administrativen Hürden konfrontiert. Werner Wolf, der im Ruhestand seinem Bruder aktiv in der Landwirtschaft hilft, vertritt die Ansicht, dass der strenge Schutzstatus überdacht werden muss: „Der Biber soll seinen Lebensraum haben, aber in Problembereiche sollte man besser eingreifen dürfen, da natürliche Feinde fehlen. Der Biber darf nicht mehr über allem stehen, sondern sollte an die landeskulturellen Verhältnisse angepasst werden.“

Andreas Birkmann ist bei der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt für das Thema Biber zuständig. Konkrete Zahlen, wie viele Biber im Nürnberger Land aktiv sind, kann er nicht nennen, aber der Biber sei an den Lebensraum Wasser gebunden und deshalb vor allem an den größeren Gewässern Pegnitz und Schwarzach, aber auch in deren Nebengewässern, aktiv, ebenso am Birkensee und in der Scherau, wo jüngst ein Biber zum Abschuss freigegeben wurde. Nach seinen Unterlagen wurden 2021 von der Unteren Naturschutzbehörde zehn Biberschäden gemeldet, davon fünf Fraßschäden an landwirtschaftlichen Kulturen, vier forstwirtschaftliche Schäden und ein Flurschaden. Bei Konflikten stehen im Landkreis drei Biberberater zur Verfügung.

Ausgleichszahlungen von gut einer halben Million Euro

Seit 1. Januar 2021 wurden die Ausgleichszahlungen für Biberschäden in Bayern um 100 000 Euro erhöht. Statt 450 000 stehen nun jährlich nun 550 000 Euro Verfügung, um Biberschäden in Bayern auszugleichen. Allerdings - und das ist die Erfahrung von Hans Wolf - verzichten viele Landwirte auf eine Meldung, weil ihnen der bürokratische Aufwand zu groß ist und die Entschädigungssätze den entstandenen Schaden in den wenigsten Fällen abdecken. Werner Wolf meint, „dass keiner den Biber ausrotten will, sondern eine friedliche Koexistenz mit ihm in unserer Kulturlandschaft und bei der Erzeugung von Lebensmitteln das Ziel sein soll.“