
Festspiele
„Es wird nicht geschludert“: Wallensteiner arbeiten an ihren beiden Theaterstücken
„Ich empfinde die Proben als ganz wunderbar“, schwärmt Regisseur Oliver Karbus, „wir sind eigentlich nie unter Zeitdruck, fast immer schneller fertig als geplant, aber dabei – und das ist das Entscheidende – sehr genau, es wird nicht geschludert.“ Karbus hat 1997 zum ersten Mal beim Volksstück Regie geführt, zwischenzeitlich zwei Festspielsaisonen pausiert und nun 2025 zum dritten Mal in Folge das Zepter in der Hand. Vor drei Jahren hatte er „Wallenstein in Altdorf“ komplett neu inszeniert, Szenen umgeschrieben, gestrichen und ergänzt.
Derartige inhaltliche Überarbeitungen stehen für 2025 nicht auf dem Plan. Aber es wurden mehrere Hauptfiguren neu besetzt. „Aus diesen neuen Persönlichkeiten, die die Rollen individuell füllen, ergeben sich neue Spannungsfelder, neue emotionale Konstellationen. Und wir können die Geschichte vertiefen, an Kleinigkeiten feilen, Pointen setzen – dadurch wird das Stück nachvollziehbarer, verständlicher und auch noch spannender“, ist der Regisseur überzeugt.
Neuer Wallenstein, neuer Nößler
Eine der neu besetzten Rollen ist der namensgebende Wallenstein selbst. Er wird von Jakob Albrecht verkörpert, der in früheren Inszenierungen schon als Pennal und als Famulus zu sehen war, dann aus beruflichen Gründen pausiert und nun seinen Hut in den Ring geworfen hat. „Für mich ist das eine große Freude, mit Jakob wollte ich immer wieder was machen“, erzählt Karbus.

Zum ersten Mal im Volksstück zu sehen sein wird Luis Gümpelein in der Rolle des Studenten Nößler, Wallensteins Konkurrent um Ännchen - die Pfarrerstochter, die wieder von Lena Bergmann gespielt wird. „Das erste Mal merkt man ihm nicht an“, meint Albrecht über seinen Widersacher. Und auch Luis Gümpelein selbst fühlt sich nicht als „der Neue“, wie er sagt: „Ich bin unheimlich gut aufgenommen worden.“ Fast durchgängig hat der 19-Jährige, der zuvor schon am Leibniz-Gymnasium Theater gespielt hat, jetzt samstags und sonntags Probe, dazu montags den Studenten-Stammtisch: „Von Samstag bis Montag ist Wallenstein“, fasst er zusammen, dafür pausiere er derzeit in Sachen Fußball.
Raus mit Achillessehnenriss
Weitere Neubesetzungen haben sich sehr kurzfristig ergeben. So sind mit Michael Kuhn und Ben Schülke gleich zwei Darsteller wegen einer gerissenen Archillessehne ausgefallen und mussten ersetzt werden: Für Kuhn in der Rolle des Famulus wurde der erfahrene Wolfgang Werthner reaktiviert, während für Schülke als Sebisch seit einigen Wochen Marcel Schreiber eingesprungen ist, der gleichzeitig auch die Spielleitung für das Volksstück innehat.
Ein neuer Mörder
Auch beim Schillerstück – erneut unter der Regie von Alexander Etzel-Ragusa – gibt es Neubesetzungen. So übernimmt etwa Alex Beck die Rolle des Astrologen Seni, und auch der „zweite Mörder“ Macdonald hat ein neues Gesicht: Michael Mack, Wallensteiner ab Geburt, wie er selbst sagt, war bei der vergangenen Saison mit der ganzen Familie in der Tross-Szene des Schiller-Stücks dabei. „Das hat uns allen so gefallen, wir haben richtig Blut geleckt“, erzählt Mack, der als Kind schon beim Volk dabei war, später zu den Studenten kam und sogar schon mal den Pennal gespielt hat – „aber das ist ewig lang her“. Nun also die erste größere Sprechrolle an der Seite seines Kumpels Jakob Wehner, mit dem er demnächst die ersten Kampfproben absolvieren wird.
Kein Bezug zum Ukrainekrieg
Was eine mögliche Neu-Inszenierung des Schillers angeht, hat der Regisseur laut Spielleiterin Eleonore Schön das Ensemble vor die Wahl gestellt: Entweder, wir festigen, was wir vor drei Jahren erarbeitet haben – oder wir machen etwas radikal Neues. Er hätte sich durchaus einen ganz anderen Ansatz, etwa mit Bezug zum Angriffskrieg auf die Ukraine vorstellen können, eventuell auch in modernen Kostümen – aber da zogen die Darsteller nicht mit. Das Schillerstück sei schließlich stark in die historischen Festspiele mit ihren Traditionen eingebettet, da gebe es auch eine gewisse Erwartungshaltung des Publikums.
Dennoch wird es auch beim Schiller Neues zu entdecken geben, „das lohnt sich auch für Wiedergänger“, da ist sich Oliver Reinhardt sicher. Er spielt erneut Wallensteins Schwager Graf Terzky und bestätigt, was auch Eleonore Schön in den Proben beobachtet hat: „Wir gehen viel tiefer in die Rollen rein, beschäftigen uns mit der Haltung, den Hintergründen der Figur. Alexander Etzel-Ragusa arbeitet viel mit Improvisation, mit Subtexten“, erzählt Reinhardt und grinst: „Das wird bei den Proben oft sehr lustig, wir lachen viel.“
Info: Schillers Wallenstein feiert seine Premiere am Samstag, 28. Juni, um 20.30 Uhr, das Volksstück „Wallenstein in Altdorf“ am Sonntag, 29. Juni, um 15 Uhr. Karten gibt es unter anderem im Festspielbüro (Neubaugasse 3), im Kulturrathaus sowie unter wallensteinfestspiele.de.