Spirituelle und religiöse Reise

Ganz nah bei Maria und Josef

12.12.2022, 17:06 Uhr
Eine Station der Pilgerreise war natürlich Jerusalem.

© privat Eine Station der Pilgerreise war natürlich Jerusalem.

In diesen Herbstferien konnte die eigentlich für Ostern 2020 geplante Israelreise mit Pfarrer Börschlein nachgeholt werden. Insgesamt 24 Personen hatten sich zum Teil schon seit drei Jahren auf diese Reise gemeinsam mit dem Reiseleiter Dr. Reinhold Then, St. Josef Pilgerreisen, vorbereitet. 
Dieser wartete im direkt am See Genezareth liegenden Hotel. Nach einem wunderschönen Sonnenaufgang war der erste besichtigte Ort Nazareth, eine zum Großteil muslimische Stadt. Die Verkündigungskirche mit ihrer Unter- und Oberkirche umgibt eine Außenmauer mit vielen unterschiedlichen Marienbildern aus unterschiedlichsten Ländern.

Nebenan liegt die später erbaute Josefskirche. Ausgrabungen zeigen die Wohnhöhle Mariens, in der sie mit Jesus und Josef gelebt hatte. Weiter ging es nach Kafarnaum, wo sich eine Führung durch die gut erhaltenen Ausgrabungen mit den Grundmauern des Hauses der Schwiegermutter von Petrus und der darüber gebauten oktogonalen modernen Petrus-Kirche anschloss. Trotz der sommerlichen 30 Grad war es Herbst und damit früh dunkel. Vom Hotelstrand aus sah man Tiberias auf dem See glitzern, der Mond schien und das Wasser war warm genug, um abends noch zu schwimmen.

Sonnenaufgang über dem See Genezareth begeisterte die Reisegruppe.

Sonnenaufgang über dem See Genezareth begeisterte die Reisegruppe. © privat

Der Sonnenaufgang über dem See Genezareth war atemberaubend. Viele schwammen in den Sonnenaufgang hinein. Nicht einmal ein Lüftlein regte sich, ein Bild des Friedens. Und doch beginnt oben auf den Hügeln auf der anderen Seite des Sees Syrien.

Jericho, Totes Meer und Betlehem

Früh fand man sich in der Brotvermehrungskirche ein, fand einen Moment der Ruhe und konnte die filigranen Bodenmosaike bewundern. Gleich nebenan liegt die Behindertenferienstätte Beit Noah, dessen Leiter von der Behindertenarbeit auf palästinensischem Gebiet berichtete. Direkt am See, am Pilgerhaus in Tabgha, hielt Pfarrer Börschlein einen Gottesdienst, während die Sonne auf dem Wasser glitzerte und kleine Boote vorbeifuhren. 

Mit dem Bus ging es weiter durch die Westbank über Jericho zur Taufstelle am Jordan. Sowohl auf israelischer als auch auf der gegenüberliegenden jordanischen Seite gibt es einen gut bewachten Platz für Pilger. Wenn man möchte, kann man mit den Füßen oder auch ganz ins Jordanwasser eintauchen, oder sich eine Flasche Wasser mit nach Hause nehmen. Dann ging es weiter zum Toten Meer, um dort zu baden, oder besser gesagt, auf dem Meer zu liegen, jetzt im Herbst bei sehr angenehmen Temperaturen.
Das Hotel in Bethlehem lag direkt neben der Geburtskirche, so dass man ganz früh morgens, auch dort in Ruhe hingehen und den Stern der Krippe berühren konnte. 

Der erschütterndste Teil der Reise war der Besuch von „La Crèche“, was auf Deutsch die Krippe heißt, dem Findelkinderheim Bethlehems. Sr. Dennis von den Vinzentinerinnen, die das Heim leiten und betreuen, erzählte, während der Deutsch sprechende Elias Awad aus Betlehem übersetzte, von den Schicksalen der schwangeren Frauen und der irgendwo abgelegten Findelkinder, die nicht adoptiert werden dürfen, weil dies die islamischen Gesetze nicht erlauben.

Dann war die Gruppe in Jerusalem angekommen. Der Weg führte durch die Altstadt, von der Kirche zum Hahnenschrei bis zum Abendmahlsaal, von den Ausgrabungen zur Klagemauer bis zum christlichen Zion. In den Studienräumen der Dormitio, der Kirche der Entschlafung Mariens, die leider wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war, erzählte der Abt von der Arbeit der Benediktiner in Jerusalem. Am nächsten Tag führte der Weg vom Ölberg zur Grabeskirche, von der Pater-Noster-Kirche über den Garten Gethsemane, zu den Ausgrabungen bei der Annakirche. Durch den arabischen Bazar ging es über die Via Dolorosa weiter bis zur Grabeskirche. Selbst sehr früh am Morgen waren dort schon viele Menschen unterwegs.

Am letzten Tag führte der Weg nach En Kerem, dem Ort der Begegnung von Maria und Elisabeth und zum Geburtsort von Johannes des Täufers. Ganz in der Nähe liegt die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die leider aufgrund des Sabbats nicht besucht werden konnte. 
Eine kleine Gruppe nutzte den freien Nachmittag, um auf der alten Stadtmauer entlanglaufend die Jerusalemer Altstadt aus einer anderen Perspektive zu sehen, während andere durch den Bazar schlenderten oder im idyllischen Café des österreichischen Hospizes Apfelstrudel aßen. 

Dr. Then, ein Lexikon auf zwei Beinen, bereicherte die Reise mit vielen Informationen, während die geistliche Leitung des Pilgerteils bei Pfarrer Albert Börschlein und Religionslehrerin Elisabeth Gsänger lag, die den spirituell-religiösen Teil der Reise abwechslungsreich und liebevoll gestalteten.