
Meinung
Warum sich unser Autor für eine fremde Frau aus Burgthann schämt
Schon mal einen Geldbeutel verloren? Mir ist das vor ein paar Wochen passiert. Bankkarte weg, Personalausweis, Kreditkarte, Presseausweis, Führerschein, 200 Euro Bargeld, dazu Notizzettel, Quittungen für Einschreiben und noch mehr.
Und dann klingelt es am nächsten Abend und eine ehrliche Finderin begrüßt mich mit „Ich habe hier was für Sie.“ Mir fiel ein dicker Stein vom Herzen und ich der lieben Besucherin um den Hals. Eine Belohnung? Einen Finderlohn? Nein, beteuerte die Finderin, wolle sie nicht, das sei doch selbstverständlich, dass sie den Geldbeutel vorbeibringt.
Weil das heutzutage gar nicht mehr so selbstverständlich ist, konnte ich sie ein paar Tage später dazu überreden, sich von mir zusammen mit ihrem Mann zum Abendessen einladen zu lassen. Alles gut also und bis hierher eigentlich Stoff für einen Top der Woche.
Kommen wir also zum Flop. Ein Freund erzählt mir, dass er kürzlich auch einen Geldbeutel gefunden hat, mitten auf der Straße, und weil er nicht weit vom Rathaus wohnt, hat er ihn gleich zum Fundamt gebracht, hat gar nicht reingeschaut ins Portemonnaie. Das hat dann der Mitarbeiter im Rathaus getan und meinem Freund die Adresse der Eigentümerin genannt.
Der ist sofort dorthin gefahren und hat der Frau die frohe Botschaft überbracht. Und? wollte ich wissen, wie ging es weiter? Nichts und. Keine Belohnung, keine Einladung, nicht mal eine Flasche Wein. Hiermit schäme ich mich ganz offiziell fremd für die Frau...