Feuerwehr und Bergwacht

Was passiert, wenn der Wald in Flammen steht?

Andrea Pitsch

Redakteurin

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15.8.2022, 06:00 Uhr
Im unwegsamen Gelände, in dem per Hand gelöscht werden muss, sichern Bergwachtler die Feuerwehrmänner - wie jüngst bei der Waldbrandkatastrophe in der Sächsischen Schweiz.

© Bergwacht Bayern Im unwegsamen Gelände, in dem per Hand gelöscht werden muss, sichern Bergwachtler die Feuerwehrmänner - wie jüngst bei der Waldbrandkatastrophe in der Sächsischen Schweiz.

Der frühere Feuerwehrbeamte aus Vorra und jetzige Beauftragte der Bergwacht Bayern für Katastrophenschutz und den Einsatz bei Vegetationsbränden meint damit die immer häufiger auftretenden Waldbrände. Riesige in Flammen stehende Flächen, das kenne man in Deutschland nur von Bildern aus anderen Ländern.

Aber: Solche Extremwettereignisse werden mehr werden und vor allem in den hiesigen stark besiedelten und genutzten Landschaften in kürzester Zeit zur Bedrohung für die Bevölkerung und Infrastruktur werden, erklärt Häusler. Daher findet er, müssten die verschiedenen Rettungsorganisationen bei Katastrophen „noch mehr zusammenmachen“. „Auch wenn wir mit dem Innenministerium aktuell auf einem guten Weg sind“, betont Häusler.

Aber: „Die Bergwacht verbindet niemand mit Vegetationsbrandbekämpfung und sie will ja auch gar nicht löschen.“ Dass sie jedoch immer wichtiger wird, beweist beispielsweise die Brandkatastrophe in Sächsischen Schweiz. Wie würde es in der Hersbrucker Schweiz aussehen? Hier handelt es sich um ein Mischgebiet, so Häusler; wenn also der Hansgörgl brennt, kämen Feuerwehr und Rettungsdienst für die Einsatzkräfte. „Hier weiß man leider oft nicht, was andere Organisationen so können.“ Ein Klettersteig müsste auch hier „reines Bergwachtgebiet“ sein, macht Häusler klar. Eine Feuerwehr mit Drehleiter könne da nämlich nichts ausrichten. Im Alpenraum sei das aufgrund des Geländes klarer abgegrenzt, einfacher und daher laufe die Kooperation da schon besser. „Bei einem Bergwaldbrand wird die Bergwacht gleich mitalarmiert.“

Die Glutnester versteckten sich im Elbsandsteingebirge auch in Spalten, die ein Löschhubschrauber nie erreicht hätte. Hier zeichnete sich die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Bergwacht aus.

Die Glutnester versteckten sich im Elbsandsteingebirge auch in Spalten, die ein Löschhubschrauber nie erreicht hätte. Hier zeichnete sich die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Bergwacht aus. © Bergwacht Bayern

Diese Zuständigkeitssachen müssten besser geregelt werden. „Im Kleinen ist das nämlich dauerhaft nicht zu lösen.“ Was Häusler meint: Zum einen sei die Bergwacht hier nicht so verwurzelt und bekannt wie in den Bergen. Daher würden gemeinsame Einsätze in der Regel dann laufen, wenn persönliche Beziehungen vorhanden seien: „Einige sind gleichzeitig bei Feuerwehr und Bergwacht, dann ist dadurch eine gewisse Vernetzung da.“ Zusammenarbeit entstünde da also aus Eigeninitiative heraus.

Häusler macht noch ein weiteres Grundlagen-Problem aus: Die Feuerwehr ist per Gesetz eine kommunale Aufgabe; die Bergwacht als Teil des BRK – dadurch kann sie im Katastrophenfall hinzugezogen werden und gilt als eine Einheit des bayerischen Katastrophenschutzes – nicht. Dazu komme, so Häusler, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, einen Feuerwehrler für einen Einsatz freizustellen; bei einem Bergwachtler ist er das dagegen nicht.

Dabei können Bergwachtler bei Bränden im unwegsamen Gelände von unschätzbarem Wert sein, wie aktuelle Erfahrungen aus dem Mittelgebirge wie der Sächsischen Schweiz beweisen. „Wir stellen den Rettungsdienst sicher, kennen uns bestens vor Ort aus und verfügen über gewisse Spezialfahrzeuge.“ Ein Quad hat jede Bereitschaft, „da kann man einen Feuerwehrler für eine erste Erkundung draufpacken“. Etliche Bereitschaften würden mittlerweile auch über Drohnentechnik (teils mit Wärmebildkamera zur Lokalisierung von Brandherden) verfügen, was einen Überblick über die Ausmaße verschafft.

Ein Umweltanhänger gehört ebenfalls zur Ausstattung der Bergwacht Bayern, führt Häusler aus. Der beherbergt hitzebeständige Seile und feuerfestes Sicherungsmaterial, um die Feuerwehrler im Einsatz abzusichern. „Das kann niemand außer uns.“ Dazu spezielle Motorsägen, Hacken, Transportkisten und eine kettenbetriebene Kleinraupe. Denn: „Das Feuer löscht man am Boden.“ So toll es auch sei, dass die Politik immer wieder Gelder für Maschinen und Material locker mache – „wir müssen anders denken bei der Vegetationsbrandbekämpfung“.

Technik überdenken

Wassermassen aus dem Hubschrauber oder gar aus Löschflugzeugen, das sei die „falsche Technik“. Das helfe kurzzeitig, aber beim nächsten Wind flackern die Feuer im Boden wieder auf. „Die muss man aufhacken.“ Dazu brauche es eine Hacke, einen kleinen Schlauch beziehungsweise Löschrucksack und Feuerwehrler im Gelände. Auch die Methode, Vorfeuer zu legen als Barriere, sei eine Option. „Sowas kennt man in Deutschland nicht.“

Wie die aktuellen Nachrichten zeigen, wird man sich aber auch hier damit beschäftigen müssen – wie auch mit ein Gedankenspiel der Grünen: Sie wollen die Katastrophenschutzeinheiten ähnlich wie das THW dem Bund unterstellen. So könnten Spezialgruppen aus allen Landesteilen leichter zusammengezogen werden. „Die grundsätzliche Idee ist mal gar nicht schlecht.“ Vor allem, weil die Extremwettereignisse mehr werden – und damit die Einsätze.

Bei einem Waldbrand brenne nicht nur der Wald, macht Häusler klar: Wenn die Vegetation weg ist, wächst die Bodenerosion – vor allem bei Starkregen eine Gefahr. „Hänge können leichter ins Rutschen geraten, Felsen werden instabil.“ Gleiches gilt für Ruß im Trinkwasser. Lebensraum wird vernichtet und das Feuer hat Auswirkungen aufs Gestein. Und damit wären nächste Ereignisse vorprogrammiert, die ein Zusammenhelfen noch nötiger machen, ist sich Jörg Häusler sicher.

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